Lehre

Gastdozentin Übersetzung


 

Seminar WiSe 2021/22: Gedichte aus dem Chinesischen übersetzen

Ausgehend von Ernest Fenollosas bahnbrechendem Aufsatz aus dem Jahr 1906 »The Chinese written Character as a medium for poetry«, der Ezra Pound zu den unter dem Titel »Cathay« gesammelten Übersetzungen chinesischer Lyrik anregte, und ihn, wie T.S. schrieb, zum »Erfinder der chinesischen Dichtung für unsere Zeit« werden ließ, wollen wir in diesem Seminar anhand von Interlinear-Übersetzungen von ausgewählten klassischen und modernen chinesischen Gedichten über die Sprache und Ästhetik einer Poesie nachdenken, die von Schriftzeichen getragen ist.

Wenn das chinesische Gedicht tatsächlich vage oder gar radikal deutungsoffen ist, woran orientiert sich dann seine Übersetzung, die ja gemeinhin eine Ähnlichkeit zum Original anstrebt? Auf welcher Grundlage wird übersetzt, wenn die Substanz des Originals kaum greifbar und seine Form von der Sprache, in die übersetzt wird, völlig verschieden ist? Nicht nur das Verhältnis des Originals zur Übersetzung soll hier hinterfragt werden, sondern auch der Status eines Textes als Original. Sind Übersetzungen vor diesem Hintergrund notwendigerweise immer nur Nachdichtungen, Improvisationen oder Variationen eines Originals? Oder gar selbst von einem fremden Text inspirierte Originale?

Chinesisch-Kenntnisse sind für die Teilnahme nicht erforderlich!

Eine ganz kleine Liste von Texten zur Anregung:

  • Rolf Dieter Brinkmann: Westwärts 1&2 • Gedichte, Rowohlt 1975
  • Günter Eich: Aus dem Chinesischen, Suhrkamp 1976
  • Ernest Fenollosa: Das chinesische Schriftzeichen als poetisches Medium, Matthes & Seitz 2019
  • Ezra Pound: Cathay, Elkin Mathews (London) 1915
  • Gary Snyder: Cold Mountain Poems, 1958
  • Eliot Weinberger: Neunzehn Arten Wang Wei zu betrachten, Berenberg 2019

Informationen im QIS