Runde Siedlungen des 3. Jts. v. Chr. in marginalen Gebieten Nordsyriens – Genese, Entwicklung, Untergang – Badiyah (2010-2013)

Prof. Dr. J.-W. Meyer – Prof. Dr. Corinne Castel/Ph. Quenet

Das Forschungsprojekt soll in einem größeren Rahmen Untersuchungen weiterführen, die bisher von den französischen und deutschen Kooperationspartnern in ihren jeweiligen Projekten nur in Teilaspekten behandelt werden konnten: die französischen Ausgrabungen in Tell al-Rawda (C. Castel) und die geplanten Untersuchungen in Malhat ed-Deru (Ph. Quenet) sowie die deutschen Forschungsergebnisse in Tell Chuera.
Gemeinsam ist den betreffenden Siedlungen ihre Lage in marginalen Zonen mit geringen und wechselnden Niederschlägen (Badiya) und eine vergleichbare Morphologie (u. a. runde Siedlungsform, geplantes Straßennetz, Befestigungsmauern, Tempelform). Zudem sollen, durch Einbeziehung der syrischen Kollegen, auch die weiter östlich, jedoch in der gleichen klimatischen Zone gelegenen Siedlungen dieses Typs (u. a. Tell Mabtuh) integriert werden. Somit wird erstmals eine überregionale Studie angestrebt, in deren Mittelpunkt ein besseres Verständnis für den Anfang, die Entwicklung und das Ende dieser „Runden Städte“ in den syrischen Steppengebieten sowie die zugrunde liegende Gesellschaftsstruktur und deren Subsistenzbasis steht.

 
Geophysikalischer Plan von Tell Rawda

Zudem haben die von diesen Grabungsprojekten bisher getrennt durchgeführten geophysikalischen und geomorphologischen Untersuchungen eine Reihe von Fragen ergeben, die sinnvoller Weise nur gemeinsam geklärt werden können. Dazu gehören die Frage der Landnahme der Steppe, der Siedlungsstruktur sowie die Art und Weise der Subsistenz und der Verbindungen untereinander.

Die Ziele des Projektes sind recht vielfältig: neben einer chronologischen Entwicklung dieses Siedlungstyps von den Anfängen in Nordostsyrien (u. a. Tell Chuera, Tell Mabtuh) bis zur Ausbreitung nach Westsyrien (Tell al-Rawda, Tell esh-Shiá´irat, Khirbet al-Qasr) und südlich des Djebel Abd al-Aziz (Malhat ed-Deru) sollen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den jeweiligen Siedlungsbereichen aufgezeigt werden. Weiterhin ist der Frage nach der antiken Umwelt und der Landnutzung ebenso nachzugehen, wie der Rolle von pastoralen Gruppen an diesen Prozessen sowie den Möglichkeiten eines wirtschaftlichen und kulturellen Austausches.


Literaturhinweise
J.W. Meyer, Stadtgründung, Stadtstruktur und Zentralität – Zur Stellung von Tell Chuera bei der Urbanisierung Nordostsyriens, in: D. Bonatz, L. Martin, 100 Jahre archäologische Feldforschungen in Nordost-Syrien – eine Bilanz. Schriften der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung 18, 2013, 117-132

J.W. Meyer, Urbanisierung, Stadtplanung und Wirtschaftsweise in “marginalen Gebieten” Nordostsyriens, in: E. Cancik-Kirschbaum, J. Klinger, G. G. W. Müller, Diversity and Standardization. Perspectives on social and political norms in the Ancient Near East, Berlin, 2013, 81-98.

J.W. Meyer, The round cities: foundation and development. A view from Tell Chuera, in: Syria Suppl. 2, 2014, 13-25.



Ansprechpartner
Prof. Dr. J.-W. Meyer