Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen

Eada logo hochaufl%c3%b6send100jahre

100 Jahre Arbeit - Bildung - Wissenschaft

Die (Europäische) Akademie der Arbeit besteht seit nunmehr 100 Jahren. In dieser Zeit haben – unterbrochen von der Zeit des Nationalsozialismus – 85 Jahrgänge hier studiert und gelebt.

1921 wurde die Akademie der Arbeit in Frankfurt gegründet. Und am 1. Oktober 2021 war es endlich so weit, wir konnten zusammen mit dem Beginn des 86. Lehrganges feierlich unser 100-Jähriges Bestehen im Sendesaal des Hessischen Rundfunks begehen.

Der Konzertpianist Georgi Mundrov führte musikalisch durch den Abend. Die Moderatorin Claudia Wehrle bezeichnete ihn zu Recht als nicht nur einen Virtuosen im herkömmlichen Sinne, sondern einen „Poeten am Klavier“.

Mundrov gab der Veranstaltung mit Werken von Chopin und Schumann einen mehr als würdigen Rahmen.

Der Direktor und Leiter der EAdA Prof. Dr. Martin Allespach begrüßte zusammen mit dem Kuratoriumsvorsitzenden Rainer Gröbel die zahlreichen Gäste. Im Anschluss richtete Reiner Hoffmann als Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes stellvertretend für die Gewerkschaftsbewegung das Wort an die Festgesellschaft.

Den Gastvortrag hielt der Philosoph Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin. Er sprach über die Rolle der Bildung in unserer Gesellschaft und plädierte für den Ausbau der Bildungsgerechtigkeit.

Über die Rolle, die eine Einrichtung wie die EAdA in diesem Prozess spielen kann, diskutierten danach unter der Moderation von Claudia Wehrle: Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall; Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst; Armin Clauss, Absolvent, ehem. Gewerkschafter und Politiker; die Absolventin und Gewerkschaftssekretärin Sabrina Jaeger sowie Prof. Dr. Christine Zeuner, Professorin für Erwachsenenbildung.

Sie betonten hierbei auch mehrfach unseren zweiten Grund, am 1. Oktober zu feiern. Denn an diesem Tag begannen auch die ersten Studiengänge an der neugegründeten University of Labour.

An den Lehrgang der EAdA ließ sich bereits seit einiger Zeit ein berufsintegratives Bachelorstudium anschließen. Durch die Gründung der University of Labour werden nun auch weitere Studiengänge entstehen. Erklärtes Ziel ist es, Beschäftigten durchgängige Bildungswege vom Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung bis hin zum Masterabschluss zu ermöglichen.

Die unter dem Dach des House of Labour vereinten Bildungsinstitutionen stehen für arbeitnehmer*innenorientierte Lehre und Forschung innerhalb der pluralen deutschen Wissenschaftslandschaft.

An die offizielle Feier im Sendesaal des Hessischen Rundfunks schloss sich eine ungezwungene Zusammenkunft im House of Labour an.


Der 86. Lehrgang an der Europäischen Akademie der Arbeit


Oberbürgermeister Feldmann: „Eine Einrichtung, die in Frankfurt genau am richtigen Platz ist“ [Pressemitteilung der Stadt Frankfurt]

Hundert Jahre Europäische Akademie der Arbeit – zwei Jahre House of Labour/ Auch am 86. Lehrgang der EAdA nehmen wieder drei städtische Beschäftigte teil

ffm. Am Freitag, 1. Oktober, beginnt der 86. Lehrgang der Europäischen Akademie der Arbeit (EAdA). Diesmal startet er auf besondere Weise. Denn an diesem Tag findet die große Festveranstaltung „100 Jahre Europäische Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main“ statt — das House of Labour, das daraus hervorging und zu dem auch noch die „Academy Of Labour“ und die „University of Labour“ gehören, gibt es seit zwei Jahren. „Damit beherbergt Frankfurt einen einzigartigen ‚Think Tank‘. Drei miteinander verschränkte Lehr- und Forschungseinrichtungen rund um die Teilhabe der arbeitenden Menschen in der Gesellschaft und ihre solidarische Interessensvertretung. Eine unverzichtbare Einrichtung zur Stärkung der Demokratie und damit in Frankfurt, der Stadt der Paulskirche, genau am richtigen Platz“, erklärt Oberbürgermeister Peter Feldmann zum Jubiläum.  Mit dabei im neuen Lehrgang sind die drei städtischen Beschäftigten Linda Weller, Yamos Paul Camara und Maximilian-Louis Koch in einer Einrichtung mit einer traditionsreichen Geschichte.
 
„Arbeitenden Menschen den Hochschulzugang ermöglichen“
 
Am 3. März 1921 wurde der Gründungsvertrag der Akademie der Arbeit (EAdA) in der Universität Frankfurt zwischen dem preußischen Staat und den Gewerkschaften geschlossen. Sie sollte weder Fachschule noch Parteischule sein und sich grundsätzlich unterscheiden von „kurzfristigen Kursen zur Schulung von Betriebsräten und Arbeiterführern“, so die Satzung. Die EAdA war eine Antwort der Gewerkschaften auf die Herausforderung der Stabilisierung der ersten deutschen Republik und ihrer demokratischen Gesellschaft. Motoren der Gründung waren die beiden Frankfurter Stadtverordneten Hugo Sinzheimer und Theodor Thomas. Sie sprachen sich dafür aus, dass die finanziell Not leidende, von der Frankfurter Bürgerschaft getragene Universität, Hilfe vom preußischen Staat erhalten und umfassend und unter Einbeziehung der Arbeiterbildung demokratisch reformiert werden sollte.
 
„Dass die EAdA in Frankfurt entstand, kommt nicht von ungefähr. Denn hier war eine Tradition von am Gemeinwohl orientierten Bürgerstiftungen vorhanden, die es sonst in keiner deutschen Stadt gab“, erklärt Prof. Martin Allespach, der Leiter der Akademie. Hier in Frankfurt wirkte Wilhelm Merton mit seinem Institut für Gemeinwohl. Hier entstand mit Spenden des mehrheitlich sozial progressiven Frankfurter Bürgertums die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, eine der Wurzeln der 1912 gegründeten Frankfurter Stiftungsuniversität.
 
„Als die Europäische Akademie der Arbeit gegründet wurde, war ihr Ziel, arbeitenden Menschen ohne formellen Hochschulzugang die wissenschaftliche Arbeit zu ermöglichen. Dies ist unverändert bis heute unser Auftrag“, bekräftigt Martin Allespach. „In ihrer bewegten Geschichte hat die Akademie stets eine pluralistische Lehre und Forschung im Interesse der Beschäftigten vertreten. Wir sind keine Kaderschmiede. Menschen sind keine Gegenstände, die man zurecht-hämmern und -schneiden kann. Wir nehmen die Menschen ernst, möchten an ihren Erfahrungen ansetzen, damit sie ihre Interessen in dieser Gesellschaft solidarisch vertreten können.“
 
Drei städtische Beschäftigte mit dabei
 
Das Studium an der Europäischen Akademie der Arbeit richtet sich an Berufstätige mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und einer sich anschließenden Berufstätigkeit von mindestens zwei Jahren, die ein gesellschaftspolitisches Interesse und soziales Engagement nachweisen können. Es ist ein Kooperationsprojekt von Stadt Frankfurt, Deutschem Gewerkschaftsbund, Land Hessen und Goethe-Universität, an dem jedes Jahr drei städtische Beschäftigte teilnehmen können. Die Kooperation besteht seit 1947 und wurde 1974 erneuert.
 
Unter den 21 Kursteilnehmenden, die sich ab dem 1. Oktober im 86. Lehrgang ein Jahr lang unter anderem mit Arbeitsbeziehungen, Arbeitsrecht und Sozialwissenschaften auseinandersetzen, befinden sich aus der Frankfurter Stadtverwaltung Linda Weller vom Amt für Straßenbau und Erschließung, Yamos Paul Camara vom Hauptamt und Stadtmarketing und Maximilian-Louis-Koch vom Grünflächenamt.
 
Für Christian Barthelmes, den Vorsitzenden des Gesamtpersonalrates der Stadt Frankfurt, ist die EAdA etwas ganz Besonderes: „Eine Einrichtung wie die EAdA, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Wahrnehmung ihrer Rechte so umfassend und lebensnah ausbildet, nimmt in Deutschland eine herausragende Stellung ein. Ich freue mich, dass unsere Stadtverwaltung diese Bedeutung mit ihrer konstanten Unterstützung seit geraumer Zeit würdigt. Das verbessert die Situation der drei Kolleginnen und Kollegen, die jährlich auf Kosten der Stadt am Lehrgang teilnehmen können, und damit auch die Qualität der Personalratsarbeit in der Stadtverwaltung.“
 
Zwei Jahre House Of Labour
 
Die EAdA ist bis heute eine weltweit einmalige Institution und hat eine lange, bewegte und erfolgreiche Geschichte hinter sich und ganze Generationen von Betriebs- und Personalratsmitgliedern geprägt. Dennoch kam man vor ein paar Jahren zu dem Schluss, den Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft Rechnung zu tragen und die Einrichtung weiterzuentwickeln. „Der ökologische und digitale Wandel stellt neue Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten und Ihre Interessensvertretung“, sagt Martin Allespach.

Es entstanden daher zusätzlich zur Europäischen Akademie der Arbeit die „Academy Of Labour“, die Lehrgänge, Seminare und Webinare veranstaltet, und die „University of Labour“, die arbeitnehmerorientierte Studien- und Zertifikatslehrgänge anbietet. Zusammen befinden sich die drei Institutionen nun seit Oktober 2019 unter einem Dach im „House Of Labour“ in der Eschersheimer Landstraße 155/157.