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Okt 15 2021
15:47

Im neuen UniReport streiten zwei Sprachwissenschaftlerinnen darüber, ob die gendergerechte Sprache noch stärker ins öffentliche Bewusstsein getragen werden sollten. 

Pro und Contra: Gendersprache

FRANKFURT. Bei der Frage, ob und wie Gendersprache die öffentliche Sprachverwendung prägen sollte, sind es nicht unbedingt Linguistinnen oder Linguisten, die in der Debatte den Ton angeben. Der UniReport hat nun aber mal in Form eines „Pro und Contra“ zwei ausgewiesene Expertinnen dazu befragt. Prof. Dr. Marlis Hellinger ist Anglistin, Sprachwissenschaftlerin und Autorin; von 1997 bis zu ihrer Emeritierung 2007 war sie Professorin für Anglistik/Linguistik am Institut für England- und Amerikastudien der Goethe-Universität. Sie sagt: „Vorrangiges Ziel der vielen Empfehlungen und Richtlinien, die im deutschsprachigen Raum seit den 1980er-Jahren von Universitäten, Gleichstellungsbüros, Verlagen usw. publiziert wurden, ist die sprachliche Sichtbarkeit von Frauen und die Vermeidung von Ausdrücken, die Frauen und Männer in stereotypen Geschlechterrollen zeigen - der ‚Chef und seine Sekretärin', ‚Piloten und Stewardessen'.“
Dr. Ewa Trutkowski hält dagegen: „Die generische Interpretation des Maskulinums ist eine Option – sie greift nicht in jedem Kontext und ist sowohl von sozialen Einflussfaktoren abhängig (unter Schlossern gibt es kaum Frauen, im Kosmetikbereich kaum Männer), als auch von sprachlichen: Füge ich dem Stellengesuch nach einem Lehrer eine adressatenorientierte Ansprache à la ‚Sie sind ein erfahrener Pädagoge' an, evoziere ich eher eine spezifisch männliche Interpretation. Beziehe ich mich aber gar nicht auf eine konkrete oder imaginierte Person, wie in ‚Als Lehrer bekommt man eine feste Stelle', liegt die generische Lesart näher.“ Trutkowski ist Sprachwissenschaftlerin mit einem Forschungsschwerpunkt zu Genus und Sexus im Deutschen. Sie ist mit dem Institut für Linguistik der Goethe-Universität assoziiert und arbeitet derzeit als Forscherin an der Freien Universität Bozen.

Weitere Themen im aktuellen UniReport:

-        Zurück zur Präsenz: Prof. Christiane Thompson, Vizepräsidentin für Studium, Lehre und wissenschaftliche Weiterbildung an der Goethe-Universität, über einen sehr besonderen Semesterstart.
-        Die Frankfurter Japanologie feiert 40. Geburtstag: Über eine Rekordnachfrage und Zukunftsideen des Fachs
-        Spaziergang statt Dienstweg: Die Ombudsmänner Bernd Trocholepczy und Andreas Junge setzen sich für eine »Kultur der Zuwendung und Beratung« ein.
-        Klima Politik Wandel. Wie gestalten wir die Zukunft? Rückblick(e) auf die Bad Homburg Conference 2021
-        Adaptive Lernszenarien: KI und digitale Technologien im interdisziplinären Projekt ALI.
-        Erhöhtes Thromboserisiko nach Corona-Impfung: Rolf Marschalek löste das Rätsel mit zwei deutschen Kollegen.
-        Stillstand ist nichts für sie: Porträt der Kunstwissenschaftlerin Verena Kuni.
-        Komplexität verstehen lernen“: Flurina Schneider, Professorin für Soziale Ökologie an der Goethe-Universität, fragt nach der Rolle des Wissens in sozial-ökologischen Transformationsprozessen.
-        Sonja Magnavitas Begeisterung für Afrika: Die Archäologin hat im ersten Corona-Jahr als Professorin an der Goethe-Universität angefangen
-        Internationale Fachkonferenz im Hybrid-Format: Nachbericht zur Frankfurt Cancer Conference 2021.
-        In den Startlöchern: Das Museum Giersch der Goethe-Universität bereitet sich auf die Wiedereröffnung vor.
-        Eine merkwürdige Verwandlung: Johannes Pantel, Altersmediziner an der Goethe-Universität, über seinen ersten Roman „Pigment“ und über Einflüsse und Vorbilder beim Schreiben.
-        Hände eröffnen Menschen den eigenen Zugang zur Welt: Tilman Allert über seine neue Essaysammlung „Zum Greifen nah“.
-        „Denken braucht Zeit“: Denis Thouard, Inhaber der Alfred Grosser-Gastprofessur im Wintersemester 2021/22, spricht im Interview über die heutige Rolle der Geistes- und Sozialwissenschaften, über seine Beschäftigung mit Kant und Schleiermacher und über die Aktualität von Georg Simmel.
-        Streiten ja, aber bitte ohne Beschimpfungen: Erster Abend der neuen Veranstaltungsreihe „StreitClub“ im English Theatre Frankfurt.
-        „Recht erzählen“ ist erst nach seinem Tode erschienen: David von Mayenburg hat das letzte Buch von Michael Stolleis für den UniReport gelesen.
-        Unvoreingenommener Blick auf die arabische Welt: Studierende haben eine Ausstellung über den Kartographen und Mathematiker Carsten Niebuhr konzipiert.

Der UniReport 5/2021 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/107006874.pdf