Neuigkeiten – Aktuelle Forschung


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Aktuelle Forschung

Im Oktober 2023 veröffentlichte Yonson Ahn gemeinsam mit Jihye Kim den Sammelband ‚‚Cross-border Interactions and Encounters between Germany and Korea " bei Lexington Books. Diese Veröffentlichung behandelt umfassend und interdisziplinär die vielfältigen Aspekte der Beziehungen zwischen Korea und Deutschland. Es werden verschiedene Interaktionen, Repräsentationen, Migration, Mobilität sowie Kulturaustausch in den Bereichen Medien, Kunst, Literatur, Übersetzung und Forschung beleuchtet. Der Sammelband eröffnet dadurch neue Perspektiven sowie tiefere Einblicke in die Entwicklungen und Wandlungen dieser grenzüberschreitenden Interaktionen. Pünktlich zum 140. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen von Deutschland und Korea leistet er einen bedeutenden Beitrag zu einem unterrepräsentierten Forschungsgebiet

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Beitragende: Helen Kim, Yonson Ahn, Jaok Kwon, Jihye Kim, Jan Creutzenberg, Katharina Süberkrüb, Yuri Ko, Jin-Wook Shin, Boyeong Jeong, Hannes B. Mosler, Yvonne Schulz Zinda, Yonsuk Chae

Zitierweise: Yonson Ahn and Jihye Kim eds. 2023. Cross-border Interactions and Encounters between Germany and Korea.  Lanham: Lexington Books.

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Zhiyi Yangs neues Buch Poetry, History, Memory: Wang Jingwei and China in Dark Times wurde im November 2023 von der University of Michigan Press veröffentlicht

Wang Jingwei, Dichter und Politiker, Patriot und Verräter, war schon immer eine Persönlichkeit von großem akademischen und öffentlichen Interesse. Bis jetzt wurde seine Geschichte noch nie richtig erzählt, geschweige denn kritisch untersucht. Die Bedeutung seiner Biografie zeigt sich in einem anhaltenden Krieg um das kulturelle Gedächtnis: Das moderne Festlandchina verbietet ernsthafte akademische Forschungen über die Kollaboration in Kriegszeiten im Allgemeinen und über Wang Jingwei im Besonderen. In dieser kritischen Phase, in der die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg aus dem lebendigen Gedächtnis verblasst und sich in ein historisches Gedächtnis verwandelt, wird sich dieses Wissensembargo zweifellos auf die Art und Weise auswirken, wie sich China an seine antifaschistische Rolle im Zweiten Weltkrieg erinnert. In Poetry, History, Memory: Wang Jingwei and China in Dark Times liefert Zhiyi Yang eine längst überfällige Neubewertung von Wangs Einfluss auf die kulturelle Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in China.

In diesem Buch bringt Yang unterschiedliche Methoden in einen fruchtbaren Dialog, einschließlich ausgefeilter Methoden der poetischen Interpretation. Die Autorin argumentiert, dass Wangs Lyrik als öffentlicher Auftritt einer privaten Stimme eine zentrale Rolle bei der Konstruktion seiner politischen Identität spielte und die posthume Erinnerung der Öffentlichkeit an ihn stark beeinflusste. Auf der Grundlage von Archiven (in der VR China, Taiwan, Japan, den USA, Frankreich und Deutschland), Memoiren, historischen Zeitschriften, Zeitungen, Interviews und anderen wissenschaftlichen Arbeiten bietet dieses Buch die erste Biografie Wangs, die sein politisches, literarisches und persönliches Leben in einem kritischen Licht und mit wohlwollender Unvoreingenommenheit betrachtet.

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Als Gastredakteurin für den Sonderteil zur koreanischen Migration in Europa im European Journal of Korean Studies veröffentlichte Yonson Ahn die folgenden zwei Artikel.    

1) Yonson Ahn. “Maternal Practices of Korean Healthcare Workers in Germany”  European Journal of Korean Studies, vol. 22 no.2 (2023): 11-43.  https://doi.org/10.33526/ejks.20232202.11    

In diesem Artikel untersucht Yonson Ahn die Maßnahmen und Verhaltensweisen von koreanischen Müttern bei der Erziehung ihrer Kinder, die als Arbeitsmigranten im deutschen Gesundheitswesen arbeiteten, dabei bezieht sich Ahn besonders auf den Zeitraum zwischen den 1960er und 1990er Jahren und stützt sich vornehmlich auf persönliche Berichte. Die Migrantinnen wanderten als „Gastarbeiter“ in die ehemalige Bundesrepublik Deutschland ein und blieben im Laufe ihres Arbeitslebens in Deutschland und/oder kehrten nach Beendigung ihrer Tätigkeit nach Südkorea zurück. Die Studie zeichnet nach, wie diese Migrantenmütter konkurrierende soziale Diskurse über Mutterschaft, die sich aus den unterschiedlichen kulturellen und historischen Hintergründen in der neuen Aufnahmegesellschaft ergeben, navigieren und ausgleichen. Besonderes Augenmerk wird auf die Art und Weise gelegt, wie Mutterschaft von Migrantenmüttern in geschlechtsspezifischen Familienrollen im Laufe der im Gastland verbrachten Zeit – von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter – verhandelt und erlebt wird. Es werden verschiedene Praktiken und Strategien für Kinderbetreuungsarrangements und Erziehung zur Aufrechterhaltung einer Migrantenfamilie im Gastland diskutiert. Eine weitere wichtige Frage, die untersucht wird, ist die Art und Weise, wie die eigene Kultur und die Werte der Migranten ihre ethnospezifischen Praktiken der Kindererziehung beeinflussen. In diesem Zusammenhang werden die Anforderungen und Bestrebungen einer kulturübergreifenden Mutterschaft erforscht, die darauf abzielt, Kinder mit doppelter kultureller Kompetenz sowohl in der Herkunfts- als auch in der Zielkultur aufzuziehen. 

2) Gemeinsam mit Jihye Kim hat Yonson Ahn einen weiteren Artikel über koreanische Migration in Europa veröffentlicht.    

Jihye Kim & Yonson Ahn, “Gradual, Diverse, Complex—and Unnoticed: Korean Migration in Europe”, European Journal of Korean Studies, vol. 22, no. 2 (2023): 1-10.    

Trotz der langen und interessanten Geschichte der Migration von Koreanern nach Europa und der ständigen und zunehmenden Mobilität und Bewegungen zwischen den beiden Regionen, ist die Migration im Allgemeinen nach wie vor ein Bereich, der selbst im Hinblick auf die drei wichtigsten Zielländer der Koreaner in Europa, Deutschland, Vereinigtes Königreich und Frankreich nur unzureichend erforscht worden ist. Die koreanische Migration in Europa wurde durch eine Vielzahl an Beweggründen motiviert und entwickelte sich in jedem europäischen Land dynamisch. Diese Studie trägt dazu bei, die bestehenden Lücken zu schließen, indem sie bisher unerforschte Themen aufgreift und zur Weiterentwicklung bestehender Theorien und Konzepte in der Migrationsforschung beiträgt.  

Aktuelle Forschung

Na Zou, Cornelia Storz, 2023, Journal of Business Research, 161, 113821 [Veröffentlicht Online: 16.03.2023]

Warum sind einige Unternehmer*innen in Entwicklungsumfeldern erfolgreich, während andere scheitern, obwohl sie alle mit den gleichen Unsicherheiten konfrontiert sind? Frühere Forschungsarbeiten über Unternehmernetzwerke haben Unterschiede in der business performance auf Unterschiede in der Netzwerkstruktur zurückgeführt. Allerdings verfügen viele Unternehmer*innen - wie z. B. necessity entrepreneurs - jedoch über Netzwerke mit geringer struktureller Variation. Wir zeigen, dass Variationen im Netzwerkinhalt eine alternative Erklärung für Performance-Unterschiede sein können. Vom ressourcenbasierten Ansatz ausgehend schlagen wir vor, dass Unternehmer*innen, deren Netzwerke sich durch eine geringe strukturelle Variation auszeichnen, von Variationen im Netzwerkinhalt profitieren können, d. h. von einer größeren Ressourcenvielfalt und einer stärkeren Ressourcenaufteilung. Unser Argument wird durch eine Zufallsstichprobe von 200, in Shanghai tätigen, chinesischen Unternehmer*innen untermauert. Indem wir die Netzwerkinhalte in den analytischen Vordergrund rücken, leisten wir einen Beitrag zur Forschung über unternehmerische Netzwerke, die sich bisher hauptsächlich auf die Netzwerkstrukturen konzentriert hat. Darüber hinaus tragen wir zur Erforschung des necessity entrepreneurship bei, indem wir untersuchen, wie heterogene Netzwerkinhalte die business performance beeinflussen können.

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Yonson Ahns Sammelband Korea and the Global Society wurde im Februar 2023 bei Routledge veröffentlicht. Das Buch erstreckt sich über verschiedene Felder und Disziplinen und behandelt Südkoreas Engagement in und seinen Austausch mit der globalen Gesellschaft mit Fokus auf Entwicklungskooperation, Migration und Medien. 

Den Kern des Bandes bildet eine Analyse zu Südkoreas Engagement und Reziprozität in der globalen Gesellschaft, die sich aus dem Übergang des Landes von Hilfsmittelempfänger und Migrantensender zu Hilfsmittelgeber und Migrantenempfänger entwickelt haben. Die Beiträge untersuchen dies durch die drei Hauptaspekte Entwicklungskooperation, Migration und Medien.

Diese Themen repräsentieren eine interdisziplinäre Vielfalt von Forschungen, die miteinander verbundene und gleichzeitig ablaufende Prozesse von Wechselseitigkeit, Konvergenz, Spannung, Inklusion und Exklusion vorstellen und analysieren, die Südkoreas interaktive Beziehungen innerhalb der globalen Gesellschaft (d.h. innerhalb von Regionen wie Afrika und Asien oder Ländern wie die USA und Deutschland) steuern oder prägen.  

Das Buch ist interdisziplinär aufgebaut und deckt eine weite Spanne von Disziplinen wie Soziologie, Gender Studies, Ethnologie, Medienwissenschaften, IR und Regionalwissenschaft, spezifisch Koreastudien ab. Link zum Buch: https://www.routledge.com/Korea-and-the-Global-Society/Ahn/p/book/9781032293363#  

Beitragende: Sabine Burghart, Tanja Eydam, Felicia Istad, Seonok Lee, Irina Lyan, David Oh, Jinhee Park, Stephen Cho Suh, Nazanin Zadeh-Cummings, Yonson Ahn  

Zitierweise:  Yonson Ahn ed. 2023. Korea and the Global Society. New York and London: Routledge.   

Aktuelle Forschung

1) Neuer Journal-Artikel von Yonson Ahn über südkoreanische Im/Migranten in Südafrika

Yonson Ahn hat am 31. Dezember 2022 einen Artikel im Korea Journal veröffentlicht. Der Artikel beschäftigt sich mit 'Migration Trajectories of South Korean Im/migrants in South Africa'. Da Südafrikas Geschichte als Migrationsziels relativ jung ist und im Vergleich zu koreanischen Diasporas in anderen Ländern einen geringeren Umfang hat, gab es bisher keine entsprechende Studie in der koreanischen Diaspora-Literatur. Auf der Grundlage von Tiefeninterviews zeichnet sie die räumlichen Migrationspfade koreanischer Im/Migranten nach, aus und innerhalb Südafrikas auf. Es werden komplexe Themen und Motivationen untersucht, die diesen Bewegungen und Migrationswegen zugrunde liegen. 

Diese Studie trägt sehr zum Fokus des IZO auf Forschung zum Thema Globales Ostasien bei, indem sie einen unterrepräsentierten Teil der koreanisch-ostasiatischen Migration im Globalen Süden erforscht, dessen Reisen innerhalb der multidirektionalen und weiterführenden geografischen Migrationspfade zwischen dem Globalen Norden und Süden konzeptualisiert werden können.

Yonson Ahn “Unending Journeys: Migration Trajectories of Korean Im/migrants in South Africa" Korea Journal, vol. 62, no. 4 (Winter 2022), pp.137-170.  doi: 10.25024/kj.2022.62.4.137   

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2) Ein weiterer Fachzeitschriftenartikel von Yonson Ahn über koreanische Migration im globalen Süden. 

Yonson Ahn hat zusammen mit Jihye Kim am 31. Dezember 2022 einen weiteren Artikel im Korea Journal veröffentlicht. Diese Studie befasst sich mit der südkoreanischen Migration im globalen Süden. Untersucht werden die Migrationswege und -komplexitäten in der globalen Nord-Süd-Migration. Die Autoren erörtern die komplexen sozioökonomischen Beweggründe und Umstände, unter denen koreanische Einwanderer im Globalen Süden agieren. Diese Komplexität zeigt sich in den Chancen, Herausforderungen und Risiken, denen die Einwanderer begegnen. Folglich finden sie im Süden alternative Wege und Optionen und diversifizieren ihre Lebenswege mit hoher Mobilität.

Yonson Ahn and Jihye Kim, “Korean Migration in the Global South: Contextualizing Migration Trajectories and Complexities", Korea Journal, vol. 62, no. 4 (Winter 2022), pp.5-17, doi: 10.25024/kj.2022.62.4.5  

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Aktuelle Forschung

Sep 30 2022
10:00

Aktuelle Forschung, September 2022

Aktueller Beitrag von Heike Holbig zur Kanonisierung von Xi Jinping-Denken

In her contribution to CPC Futures. The New Era of Socialism with Chinese Characteristics edited by Frank N. Pieke and Bert Hofman, Heike Holbig traces the process of canonisation of what would come to be known as “Xi Jinping Thought for a New Era of Socialism with Chinese Characteristics". The objective is not only to illustrate the ever-growing importance of party ideology in contemporary China, but also to highlight the real-world implications of a process that might appear opaque and self-contained yet intersects closely with political, economic, social and cultural developments at home and abroad.

In this edited volume, China experts from Asia, the United States, Europe and Australia set out the future implications of trends in CPC ideology, politics and governance in Xi Jinping's “New Era." Published in September 2022, the collection offers clues on what the upcoming 20th Congress of the Chinese Communist Party will bring, what the next decade of party rule might look like, and what China's political elites do envision for the party's and the country's future. The book is distributed in Open Access.

Zitation:

Holbig, Heike (2022). Canonising Xi Jinping Thought – Ideological engineering and its real-world relevance. In: Frank N. Pieke and Bert Hofman (eds.), CPC Futures. The New Era of Socialism with Chinese Characteristics, Singapore: NUS Press, 41-46. DOI: https://doi.org/10.56159/eai.52060

Download: https://epress.nus.edu.sg/cpcfutures/9789811852060.pdf (Open Access).

Aktuelle Forschung

Jul 20 2022
13:03

Aktuelle Forschung, Juni 2022

Neuer Artikel von Zhiyi Yang zum Konzept "​Sinophone Classicism"

Prof. Zhiyi Yang elaborates on the concept of "Sinophone Classicism" in a new article in the Journal of Asian Studies, published in online first format by Cambridge University Press in June 2022.

In recent decades, highly heterogeneous literary and artistic articulations harking back to China's classical past have gained increasing currency in the global Sinophone space and cyberspace. Instead of dismissing them as “fetishisms" or authenticating them as “Chinese traditions," I propose “Sinophone classicism" as a new critical expression for conceptualizing this diverse array of articulations. It refers to the appropriation, redeployment, and reconfiguration of cultural memories evoking Chinese aesthetic and intellectual traditions for local, contemporary, and vernacular uses, by agents identified or self-identified as Chinese. This essay proposes a subjective, intimate, and reflexive way to experience an individual's culturally acquired “Chineseness" that is temporal, mnemonic, and often mediated by digital media. It joins recent scholarly efforts to dismantle the view of “Chinese modernity" as a monocentric and homogenous experience by refocusing on classicism as a kind of “antimodern modernism." It also joins the post-Eurocentric turn in global academia by hinting at a future of “global classicisms."

Aktuelle Forschung

IZO-Koordinator Bertram Lang hat in einem aktuellen Sammelband zu Krisen in autoritären Regimen von Jörg Baberowski und Martin Wagner einen Beitrag veröffentlicht, der im Anschluss an einen Workshop von Historiker*innen und Politikwissenschaftler*innen an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Princeton University im Januar 2021 entstanden ist. Auf Basis einer quantitativen Textanalyse von 6957 Artikeln chinesischer Zeitungen analysiert er darin die Entwicklung chinesischer Antikorruptionspolitik und -diskurse seit der späten Hu-Wen-Ära bis in die Gegenwart. Mithilfe von Topic Modeling und Sentiment Analysis kann unter anderem gezeigt werden, wie die Korruption kurz vor und nach der Machtübernahme Xi Jinpings als existentielle Krise konstruiert wurde und wie systematisch unterschiedlich inländische und ausländische Fälle von Korruption in den Medien behandelt werden. Gleichzeitig zeigen sich auch die gravierende Probleme des Anti-Korruptions-Framings in Xis zweiter Amtszeit, in der eine heikle Balance zwischen Erfolgsmeldungen und Durchhalteparolen im Kampf gegen Korruption gesucht wird. Anfänglich stark vertretene Stimmen für die Institutionalisierung des Anti-Korruptions-Kampfes finden dabei in den vergangenen Jahren immer weniger Gehör.


Lang, Bertram (2022): China's 'Anti-Corruption' Campaign Under Xi Jinping: Framing Catastrophe and Catharsis in a Never-Ending Crisis, in: Jörg Baberowski & Martin Wagner (Hg.): Crises in authoritarian regimes, Campus: Frankfurt/ New York, S. 79-113.


Aktuelle Forschung

In seinem Aufsatz “The Cost of Security. Financing Yellow River Hydraulics during the late Imperial Period" geht Iwo Amelung der Frage nach, welchen Einfluss konfuzianisch geprägte paternalistische Auffassungen des Qing-Hofes auf die Finanzierung von Wasserbauprojekten am Gelben Fluss und am Großen Kanal hatten. Auf Grundlage einer detaillierten Analyse der vorhandenen Dokumente zeigt er, dass die Aufwendungen für den Wasserbau bis in die 1840er Jahre hinein ständig zunahmen und schließlich mehr als 20% der Gesamtausgaben der Zentralregierung ausmachten. Während der Großteil der bisherigen Forschung davon ausgeht, dass die hohen Kosten für den Wasserbau auf der einen Seite durch ökologische Faktoren, auf der anderen Seite durch die Ineffizienz und Korruption der Administration bedingt sind, zeigt Amelung, dass die Haltung der Qing-Kaiser – vor allem des Kangxi- und des Qianlong-Kaisers –, die darauf abzielte, die bäuerliche Bevölkerung so weit als möglichst zu entlasten und dem Bild des „provisioning state“ (von Glahn) zu entsprechen, ein wesentlicher Faktor für die fiskalische Katastrophe war. Die Verlagerung der Verantwortung für die Kontrolle von Fluss und Kanal auf die regionale Administration nach der Flussbettverlagerung von 1855 kann damit auch als Versuch gesehen werden, den Qing-Staat von ideologisch begründeten finanziellen Lasten zu befreien. Während das nur im begrenzten Maße gelang – und  im Grunde genommen auch nicht mehr so dringlich war, da es dem Qing-Staat während der letzten Jahre des Kaiserreiches gelang seine fiskalische Basis durch die Einführung von Lijin und das sehr effiziente Seezollamt zu verbreitern – implizierte die Zurückhaltung der Zentralregierung auch eine Verminderung der moralischen Selbstverpflichtung des Staates, der zur Delegitimierung der kaiserlichen Regierung während der letzten Phase des Kaiserreiches beitrug.

Iwo Amelung, “The Cost of Security. Financing Yellow River Hydraulics during the late Imperial Period", in: Iwo Amelung, Bertram Schefold (eds.), European and Chinese Histories of Economic Thought Theories and Images of Good Governance, London: Routledge 2022, pp. 33-46, DOI https://doi.org/10.4324/9780367434496

Beteiligte IZO-Wissenschaftler*innen:

Prof. Dr. Iwo Amelung


Geschäftsführender Direktor
Sinologie: Geschichte und Kultur Chinas