Freistätte #4: Autotheorie und Literaturwissenschaft

Datum: Freitag, 11. Februar, 14-19h

Anmeldung unter matani@lingua.uni-frankfurt.de

Die Freistätte #4: Autotheorie und Literaturwissenschaft widmet sich der Austestung der Thesen, „Literaturwissenschaft sei autotheoretisch“ bzw. „Jede(r) Literaturwissenschaftler*in untersuche im Endeffekt sich selbst“ und untersucht die diesen Thesen zu Grunde liegenden Prämissen. Einerseits geht es uns darum, die autotheoretischen Dimensionen von bereits existierenden literaturwissenschaftlichen Werken zu erschließen. Besonders aufschlussreich erscheinen aus dieser Perspektive die Fälle von solchen Autorinnen und Autoren wie Roland Barthes, Julia Kristeva oder Eve Kosofsky Sedgwick zu sein, deren akademische Werdegänge in einem kanonischen Feld begannen, bevor diese Theoretiker*innen institutionell bei ihrem autotheoretischen Schreiben unterstützt wurden. Die Autotheorie lässt uns denken, dass akademisches Schreiben weder einen Meister-Diskurs noch ein „transparentes Medium“ darstellt, sondern einen eigenständigen Untersuchungsmodus, in dem der Prozess der Sinngebung mit dem Schreiben einhergeht und der eng mit dem Zuhören, Interpretieren und Berichten verbunden ist. Vor diesem Hintergrund stellt sich fast unmittelbar die Frage: Was haben akademische Diskurse, die die Stimmen der Anderen zu ihrem Gegenstand haben und sich von diesen Stimmen zwangsläufig ansprechen lassen, den Anderen zu bieten? Mit anderen Worten: Was für ein Wissen produziert ein(e) (auto)theoretisierende(r) Literaturforscher*in und welcher Unterschied besteht zwischen dem literaturwissenschaftlichen Wissen und dem Wissen, das Literatur über sich selbst hat und in Form von Symptomen, autoreflexiven Strategien, Ironie und „Fluchtlinien“ (Deleuze) zur Schau stellt?

Die Freistätte lädt die Teilnehmer*innen ausgehend von diesen Reflexionen dazu ein, über Möglichkeiten nachzudenken, autotheoretische Texte und die davon ausgehenden Schreibanregungen in die literaturwissenschaftliche Analyse sowie in das Lehrprogramm von Einführungskursen zu integrieren. Um den Raum für solche Diskussion zu schaffen, gilt es, (wenn auch versuchsweise) zu klären, wie das „autotheoretische Wissen“ verteilt und kommuniziert wird sowie was zu beachten wäre, wenn man Autotheorien neben konventionelleren literatur-, kulturwissenschaftlichen und soziologischen Aufsätzen zur Untersuchung heranzieht. Zu welchen Präzisierungen, Umformulierungen und Vorbehalten zwingen uns der Stil- und Stimmbruch zwischen den einen und den anderen Texten? Lassen sich diese Brüche für die Erarbeitung von neuen Kommunikationsformen an der Universität und im Forschungsfeld produktiv machen? Und mit Blick auf die Lehre: Auf welche Abgrenzungskriterien sowie Kriterien der Produktivität und des Gelingens könnte und sollte man sich in einem Unterricht stützen, in dessen Mittelpunkt Lektüre und Verfassen von experimentellen – persönlichen, leidenschaftlichen und affizierenden – Texten stehen?

  • 14.00–14.30: Judith Kasper / Anna Iakovets: Grußwort und Einführung
  • 14.30–15.15: Jan Wilm: Roland Barthes par Jan Wilm
  • 15:15–16:00: Caroline Sauter: Liebessprache und Autotheorie
  • 16:00–16:30: Pause
  • 16:30–17:15: Maren Scheurer: Autographics als Autotheory: Zu Alison Bechdels Graphic Memoirs
  • 17:15–18:00: Holger Brohm: Bücher der Unruhe. Nächtliches Schreiben bei Marina Benjamin und Haytham El Wardany
  • 18:00–18:45: Anna Iakovets: Grausamkeit der Autotheorie: Der Fall von Wiktor Schklowski
  • 18:45–19:00: Schlussdiskussion