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Beendete Workshops

Workshop im Rahmen der FonA21 Sommerakademie am 19.09.2023, Workshopleiter: Dr. Benjamin Rensch-Kruse

Antisemitismus in Einrichtungen der frühen Kindheit. Dethematisierung als strukturelles Problem

Antisemitismus ist in Einrichtungen der frühen Kindheit mit einem Tabu belegt. Aus pädagogischer Sicht werden junge Kinder gemeinhin als ‚unschuldige‘ und ‚vulnerable‘ Akteur:innen wahrgenommen, die es vor bedrohlichen Einflüssen zu schützen gilt. Die Thematisierung von Antisemitismus im elementarpädagogischen Bereich erscheint hierbei in zweierlei Hinsicht problematisch:

Erstens wird davon ausgegangen, dass junge Kinder noch nicht über antisemitische Vorurteile verfügen und diese wenn überhaupt erst während der mittleren und/oder späten Kindheit verinnerlichen. Judenfeindschaft im Kontext früher Kindheit zu thematisieren erscheint in dieser Hinsicht als verfrüht bzw. unangebracht. Zweitens können Antisemitismus und die mit ihm verbundenen Verbrechen des Nationalsozialismus allgemein als eine Bedrohung für junge Kinder wahrgenommen werden. Aus dieser Perspektive sind Kinder vor der Konfrontation mit einem derart gewaltvollen und schuldbehafteten Phänomen zu schützen.

In Bezug auf Judenfeindschaft kann in Einrichtungen der frühen Kindheit dahingehend von einer Dethematisierung gesprochen werden, d.h. Antisemitismus wird im institutionellen Setting schlichtweg ausgespart. Dabei steht die Frage im Raum, wie antisemitischen Ressentiments begegnet werden kann, wenn diese bei jungen Kindern (systematisch) ausgeblendet werden.

Der informative Vortrag geht dieser Frage nach und stellt auf der Grundlage erster Erkenntnisse und Überlegungen eines an der Goethe-Universität Frankfurt angesiedelten Forschungsprojekts zur Diskussion, inwiefern die Dethematisierung von Antisemitismus im elementarpädagogischen Bereich auf institutionelle Strukturen zurückzuführen ist.

Workshop im Rahmen der FonA21 Sommerakademie am 19.09.2022, Workshopleiterin: Dr. Janne Braband

​Der Hamburger „Religionsunterricht für alle“ als Ort der (religiösen) Vielfalt in der Schule?

Im Workshop des Teilprojektes 3 „Religiös codierte Differenzkonstruktionen im schulischen Religionsunterricht“ wurde das Modell des Hamburger Religionsunterrichts für alle (RUfa) vorgestellt und kritisch reflektiert. Dazu wurden die Potentiale und Herausforderungen des interreligiösen Dialogs in der Schule anhand von Forschungsergebnissen und Argumenten aus der Fachliteratur diskutiert.

In Hamburg besuchen Schülerinnen und Schüler von der 1. bis (mindestens) zur 6. Klasse einen gemeinsamen Religionsunterricht, der nicht nur von der evangelischen Kirche, sondern gemeinsam von ihr und islamischen, alevitischen, jüdischen und katholischen Religionsgemeinschaften verantwortet und konzipiert wird.

Das Projekt des RUfa wirft Fragen nach der Umsetzung auf, die vor dem Hintergrund der (religions-)pädagogischen Erfahrungen der Teilnehmenden diskutiert wurden. Dabei wurden u.a. Bedenken thematisiert, die sich auf die Gefahr von Zuschreibungen und Stereotypisierungen beziehen, ebenso wie die Frage, inwiefern ein interreligiös-dialogisch ausgerichteter Religionsunterricht das Risiko von Fremdzuschreibungen birgt, wodurch die beabsichtigte Anerkennung individueller Religiosität in eine problematische Identitätszuschreibung anhand der Religionszugehörigkeit umschlagen könnte. Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion war, ob der RUfa in der Lage ist, ausreichend in Breite und Tiefe der jüdischen Religion einzuführen.