Informationen zum Verfassen eines Exposés

Handreichung Exposé

Ein Exposé (engl. proposal) ist ein Text, in dem die Planung eines Arbeitsvorhabens dargestellt wird. Grundsätzlich ist das Ziel eines Exposés, einen oder mehrere Adressaten von diesem Arbeitsvorhaben zu überzeugen. Deshalb verbindet ein Exposé beschreibende, zusammenfassende und argumentative Textteile.

Für ein Exposé kann es unterschiedliche Adressaten geben:

• der Betreuer/die Betreuerin der Seminararbeit, Abschlussarbeit, Dissertation
• Gutachter in Forschungseinrichtungen und Stiftungen
• kollegiale Arbeitsgruppen (z.B. Kolloquien).

Die Frage, wer mein Exposé lesen wird, beeinflusst die Gestaltung, Sprache und Länge eines Exposés.

Ein Exposé kann in unterschiedliche Handlungszusammenhänge eingebunden sein:

• als Planungsinstrument für mich selbst
• einen Lehrenden/eine Lehrende für die Betreuung des Arbeitsvorhabens gewinnen
• mit dem Betreuer/der Betreuerin die Zusammenarbeit und Begleitung für das Arbeitsvorhaben planen
• als Teil der Bewerbung, z.B. für eine Stelle, ein Graduiertenkolleg oder ein Stipendium
• in Form eines Forschungsantrages, um Gelder zu akquirieren.

Die Frage, in welchem Kontext mein Exposé steht, beeinflusst den erforderlichen Zeitaufwand und den erwarteten Stand der Einarbeitung in das Thema.

Je nach Adressat(en) und Kontext variieren die Vorgaben für ein Exposé, z.B. Gliederungsüberschriften, Umfang, formale Gestaltung. In jedem Fall ist beim Schreiben eines Exposés vorab zu klären, welche Vorgaben zu erfüllen sind.


Das Exposé für den Betreuer/die Betreuerin

Hier geht es um das Exposé für den Betreuer/die Betreuerin einer größeren schriftlichen Arbeit zu erziehungswissenschaftlichen Themen (Abschlussarbeit, Dissertation). Auch dieses Exposé orientiert sich an den Ansprüchen für wissenschaftliche Arbeitsvorhaben.

Der Betreuer/die Betreuerin soll

(a) das Arbeitsvorhaben inhaltlich nachvollziehen können,
(b) davon überzeugt werden, dass das Arbeitsvorhaben realistisch ist,
(c) davon überzeugt werden, dass er/sie eine Betreuung leisten kann.

Formale Vorgaben

• Schriftgröße 12 pt, einzeilig
• Umfang für Abschlussarbeiten: 1-3 Seiten (einschließlich Literaturverzeichnis)
• Umfang für Dissertationen: 7-10 Seiten

Die folgenden Punkte müssen dargestellt und erläutert werden (vgl. Frank/Haacke/Lahm 2007,
S.146).

1. Das Thema, das Problem, die Idee der geplanten Arbeit,
2. die Fragestellung, die bearbeitet werden soll,
3. die Zielsetzung des Arbeitsprojektes und die erwarteten Ergebnisse,
4. die geplante Vorgehensweise,
5. den Stand der für das Arbeitsprojekt relevanten Forschung und die Materiallage,
6. die Arbeitsschritte und die Zeitplanung.

Punkt 1-3 sollten am Anfang stehen; Punkt 4 und 5 können je nach Vorhaben auch in umgekehrter Reihenfolge stehen; mit Punkt 6 schließt der inhaltliche Teil des Exposés. Es folgt noch ein siebter Punkt: das vorläufige Literaturverzeichnis. Die hier genannten Überschriften können übernommen werden. Bearbeitungshinweise zu den einzelnen Punkten (vgl. auch Kersken 2009):


1. Thema

Hier geht es um eine Rahmung des Themas: In welchem Zusammenhang steht das Thema? Wie bin ich zu dem Thema gekommen? Welches wissenschaftliche Problem ist der Ausgangspunkt für die Arbeit? Warum soll ausgerechnet dieses Problem behandelt werden?


2. Fragestellung

Hier findet eine Eingrenzung des Themas statt: Auf welche eine zentrale Frage soll in der Arbeit eine Antwort gefunden oder gegeben werden? Warum ist es gesellschaftlich oder wissenschaftlich relevant, eine Antwort auf diese Frage zu suchen?
Je nach Thema und Umfang des Arbeitsvorhabens kann es weitere untergeordnete Fragen geben. Diese müssen einen klaren Bezug zur zentralen Frage haben. Alle Fragen müssen eindeutig und verständlich formuliert sein.


3. Zielsetzung des Arbeitsprojektes und erwartete Ergebnisse

Hier geht es darum, die Fragestellung auf ein Ziel hin weiterzudenken: Was soll mit der Arbeit erreicht werden? Was soll untersucht/belegt/widerlegt werden? Welche Annahmen habe ich zu der Beantwortung der Fragestellung und zu den Ergebnissen (Hypothesen)?


4. Geplante Vorgehensweise

Hier stelle ich dar, wie ich bei der Beantwortung meine Fragestellung vorgehen werde: Mit welchen wissenschaftlichen Methoden soll eine Antwort gefunden werden, z.B. theoretisch oder empirisch; Primär- oder Sekundäranalyse; quantitativ oder qualitativ? Warum sind meine ausgewählten Methoden geeignet, um das Thema zu bearbeiten?
Hier ist es wichtig, sich selber zu fragen: Habe ich genügend Kenntnisse für die Methode, mit der ich arbeiten will? Beispiele: Für die schriftliche Befragung einer bestimmten Gruppe mit einem Fragebogen (quantitatives Verfahren) muss ich Kenntnisse über die Konstruktion von Fragebögen besitzen. Will ich Daten über Interviews erheben (qualitatives Verfahren), muss ich die methodische Anlage unterschiedlicher Interviewformen kennen und mit Transkriptionsverfahren und Auswertungssoftware vertraut sein.


5. Stand der für das Arbeitsprojekt relevanten Forschung und Materiallage

Dieser Punkt ist für Abschlussarbeiten und Dissertationsvorhaben wichtig, denn hier zeigt sich, ob das Arbeitsvorhaben relevant und realistisch geplant ist:
Theoretische Grundlagen: Auf welche Theorien, Modelle oder Erklärungsansätze soll Bezug genommen werden? Warum sind diese Bezüge sinnvoll für die Beantwortung der Fragestellung?
Forschungsstand: Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen bereits zu dem Thema vor? Welche Aspekte sind noch nicht (ausreichend) bearbeitet? Ist die Fragestellung mit angemessenem Aufwand wissenschaftlich bearbeitbar?
Literatur: Was sind die wichtigsten Positionen zum Thema in der wissenschaftlichen Literatur? Gibt es widersprüchliche oder konkurrierende Positionen? Welche Positionen überzeugen mich und warum?
Material: Welche Quellen sollen verwendet werden und warum? Welche Quellen und Daten stehen zu Verfügung? Welche Quellen muss ich noch erheben (siehe Punkt 4)?

6. Arbeitsschritte und Zeitplanung

In der Zeitplanung zeigt sich, ob das Arbeitsvorhaben realistisch geplant ist und ob das Thema (jedes Thema ist komplex!) weitestgehend durchdrungen ist. Es bietet sich an, bei Punkt 4 (Vorgehensweise) anzuknüpfen: Welche Arbeitsschritte stecken in meiner geplanten Vorgehensweise? Welche Aufgaben kommen noch hinzu (z.B. Recherchen)? Wann plane ich das Schreiben der Rohfassung? Zu welchen Zeiten sind Überarbeitungsphasen geplant? Erfahrungsgemäß ist es sinnvoll, während der gesamten Bearbeitungszeit bereits einzelne Teile zu verschriftlichen. Das sollte sich auch im Arbeitsplan zeigen.


7. Vorläufiges Literaturverzeichnis

Das Literaturverzeichnis für dieses Exposé braucht nicht vollständig zu sein. Nehmen Sie nur die wichtigste Literatur auf.

Literatur zum Vertiefen

Das Musterbeispiel für ein gelungenes Exposé gibt es nicht. Beispiele im Internet findet man mit den folgenden Suchbegriffen: „Exposé“, „Promotionsvorhaben“ (oder: „Dissertationsvorhaben“) und Thema bzw. Fachgebiet des eigenen Vorhabens.

Alemann, Ulrich von (2006): Exposé „Ja mach nur einen Plan...“. In: Koepernik, Claudia/Moes, Johannes/ Tiefel, Sandra (Hrsg.): GEW-Handbuch Promovieren mit Perspektive. Ein Ratgeber von und für DoktorandInnen. Bielefeld, S. 64-75.

Dieser Artikel von Alemann ist in unterschiedlichen Zusammenhängen und Länge veröffentlicht (vgl. z.B. http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/politik/Mitarbeiter/Alemann/aufsatz/01_expose2001.pdf). Alemann unterscheidet drei Aufgaben des Exposés (Grundriss für das eigene Vorhaben, Überzeugung Promotionsbetreuer/in, Akquisition von finanzieller Unterstützung). Er orientiert sich am Aufbau von Forschungsanträgen und gibt für die sieben Kernpunkte des Exposés knappe Hinweise.

Chojnacki, Sven (2006): Von der ersten Idee zur guten Forschungsarbeit: Das Exposé als Zwischenschritt. www.polsoz.fu-berlin.de/polwiss/forschung/international/frieden/publikationen/Leitfaden_Expose_8_2006.pdf

Der Autor konzentriert sich auf die inhaltliche Ausgestaltung der Eckpunkte eines Exposés und formuliert für jeden Eckpunkt eine Checkliste. Der Autor ist Politikwissenschaftler, die Hinweise sind aber auch für andere Wissenschaftsdisziplinen hilfreich.

Frank, Andrea/Haacke, Stefanie/Lahm, Swantje (2007): Das Exposé. In: Dies.: Schlüsselkompetenzen. Schreiben in Studium und Beruf. Stuttgart/Weimar, S.145-150.

Die Autorinnen verstehen das Exposé als eine Textart des Schreibens im Studium und Beruf, um Adressaten von einem Arbeitsvorhaben zu überzeugen. Entsprechend konzentrieren sie sich auf die grundlegenden Bestandteile von Exposés, die immer dieselben sind. Die Autorinnen fokussieren die Leserperspektive und formulieren mit diesem Blick Anforderungen für ein erfolgreiches Exposé.

Kersken, Michael (2009): Anleitung zur Erstellung eines Exposees. Zur systematischen Planung einer Haus- oder Abschlussarbeit. 3., überarbeitete und erweiterte Fassung. Duisburg-Essen. www.uni-due.de/imperia/md/content/politik/anleitung_exposee.pdf

Ein knapper Leitfaden, bei dem der Schwerpunkt auf der Nutzung des Exposés für umfangreichere schriftliche Arbeiten im Rahmen des Studiums liegt.

Liebscher, Daniela (2010): Der Stipendienantrag – der „Businessplan“ für die Promotion. In: Girgensohn, Katrin
(Hrsg.): Kompetent zum Doktortitel. Konzepte zur Förderung Promovierender. Wiesbaden, S. 133-153.

In diesem Artikel liegt der Schwerpunkt auf der Beantragung eines Promotionsstipendiums. Liebscher gibt einen Überblick über mögliche Anbieter sowie Auswahlverfahren und –kriterien. In einem eigenen Kapitel stellt sie die Bausteine für das Exposé als Kern eines Stipendienantrags vor. Sie orientiert sich dabei an dem Muster der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).


©Imke Lange 2011