Forschung

Mobilitätsforschung

Die Entwicklung von Mobilität und Verkehr steht in enger Wechselwirkung mit vielfältigen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, so dass einfache Erklärungsmuster für solche Zusammenhänge zum Teil zwar erfolgreich sind, immer häufiger jedoch die Defizite traditioneller Erklärungsperspektiven deutlich werden. Insbesondere mit dem Wissen um den einsetzenden Klimawandel müssen sich die Metropolregionen heute der Herausforderung stellen, wie sie in Zukunft die Mobilität für erforderliche ökonomische Prozesse gewährleisten wollen, ohne die Teilhabe einzelner sozialer Gruppen an gesellschaftlichen Aktivitäten zu gefährden und dabei gleichzeitig die ökologisch negativen Folgen von Mobilität möglichst gering zu halten. In den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass hierfür spezifische Kenntnisse zum Verkehrshandeln der Einzelnen notwendig sind, um mit nachfrageorientierten Instrumenten – zusammenfassend häufig als Mobilitätsmanagement bezeichnet – effiziente und gesellschaftlich akzeptierte Lösungen für drängende Verkehrsprobleme zu finden.

Stadtforschung

Unsere stadtgeographische Forschung fasst das Städtische dialektisch als Ausdruck und Produzent gesellschaftlicher Verhältnisse. Im Zentrum der Analyse stehen Macht-, Herrschafts- und Ungleichheitsverhältnisse, die in ökonomischen, politischen, sozialen, kulturellen und ökologischen Prozessen hervorgebracht werden, sich in städtischen Räumen materialisieren und selbst durch die räumliche Organisation von und zwischen Städten geprägt werden. Ein Ausloten der Spannungsfelder, Konflikte und Widersprüche, die so entstehen, verbindet die verschiedenen Forschungsprojekte und -schwerpunkte der Frankfurter Stadtgeographie. Als konkrete Themen beschäftigen uns zurzeit etwa Städte als Knotenpunkte globaler Migrationsprozesse, urbane Asylregime, städtische Sicherheitspolitiken, die Wohnungsfrage und Gentrifizierung sowie städtische soziale Bewegungen. Diese Themen bearbeiten wir überwiegend im Kontext materialistischer und poststrukturalistischer Theorieangebote. Zugleich tragen wir zu diesen und verwandten Theoriedebatten bei. Dabei stehen theoretische Begriffe wie Soziale Reproduktion (Feminist Political Economy), Finanzialisierung (Political Economy), Mensch-Natur-Verhältnisse (More-Than-Human-Geographies), Gerechtigkeit (Legal Geographies) oder Rassismus im Zentrum.

Our research considers the ways digital technologies are transforming societies. From the practices through which every day social and commercial interaction takes place to the variety of new technologies for borders and processes of bordering, what is called “digitalisation” comprises altered ways of knowing and experiencing space and thus geography more broadly. Digital technologies are involved in the creation of distinct geographies, such as those of urban or transnational circulations, but are also themselves the result of a globally uneven geography of production, consumption, and its afterlives. These “digital geographies” pose a series of dilemmas, notably promising more social and economic freedoms whilst simultaneously centralising forms of control and accumulation. The main foci of our research concern how digital technologies are altering economic processes – such as those of work, marketisation and global/local circulations – as well as the cultural and political geographies of gender, sexuality, race and other practices of boundary making and transgressing occurring through a myriad of “digital spaces”.

Wohnungsforschung / Housing Studies

Alle müssen wohnen. Daher kommt dem Wohnen als einer gesellschaftlichen und räumlichen Praxis eine große Bedeutung zu. Im Wohnen spiegeln sich wie in kaum einem anderen Aspekt des menschlichen Lebens gesellschaftliche Transformationsprozesse. Epochale Umbrüche wie Klimawandel, Digitalisierung und wachsende soziale Ungleichheit zeigen sich daher – wie durch eine Linse – auch im Bereich des Wohnens. Mit unserem Verständnis von Wohnungsforschung knüpfen wir an Debatten der internationalen Housing Studies an. Demnach ist das Wohnen unter kapitalistischen Verhältnissen grundsätzlich strukturiert von seiner widersprüchlichen Eigenschaft als Ware einerseits und Grundbedürfnis andererseits. Daraus ergibt sich unter anderem, dass die Ausgestaltung der Wohnungsversorgung beständig von konflikthaften gesellschaftlichen und politischen Aushandlungsprozessen geprägt ist. Forschungsprojekte in diesem Schwerpunkt richten den Blick auf das Verhältnis zwischen politischer Regulierung und Steuerung der Wohnungsversorgung, der Produktion und Bewirtschaftung von Wohnraum sowie den alltäglichen sozialen Praktiken des Wohnens.

Wirtschaftsgeographie

Wir verstehen unsere Forschung im Sinne einer pluralistischen Wirtschaftsgeographie, die politökonomische, sozioökonomische und kulturtheoretisch informierte Ansätze vereint, um die Intensivierung grenzüberschreitender Bewegungen von Kapital, Gütern, Arbeitskräften und Ideen im globalen Zeitalter auf theoretischer sowie empirischer Ebene zu fassen.

Der Schwerpunkt unserer Forschungsprojekte liegt auf der mit Globalisierungsprozessen verbundenen weltweiten Ausbreitung von Märkten und marktwirtschaftlichen Steuerungsprinzipien. Diese wird getragen von internationalen Organisationen und transnationalen Unternehmen, einer in globalen Wertschöpfungsketten organisierten Produktion, neuen Konsummustern, weltweit verfügbaren Politik-Rezepten und wissenschaftlichen Modellen mit vermeintlich universaler Gültigkeit. Wir verstehen Märkte jedoch keineswegs als präkonfigurierte, quasi natürliche Entitäten, sondern als soziale Projekte und praktische Realisierungen ökonomischer Modelle, die sich aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven rekonstruieren lassen. Dabei stehen die Voraussetzungen, Mechanismen und Folgen von marktwirtschaftlichen Steuerungsprinzipien im Zentrum unseres Forschungsinteresses.

Geographiedidaktik

Geographische Bildung vollzieht sich in raumbezogener Kommunikation.
Sprachlich, auditiv und visuell entsteht nicht nur unsere Vorstellung von Raum, sondern entscheidet sich auch, was wir von der Welt wissen können und dürfen. (Geo-)Medien sind bestimmende Elemente raumbezogener Kommunikation und wirken als solche auf gesellschaftliche Entwicklungen ein. Im Umgang mit ihnen verändert sich sowohl unser Verhältnis zur Welt, als auch unser Verhältnis zu uns selbst.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsbereichs wenden sich theoriegeleitet und praxisbezogen diesen Prozessen – auch im Kontext der Digitalität – zu. Sie untersuchen u.a., wie das Verhältnis von Gesellschaft, Natur und Raum in verschiedenen Bildungskontexten kommunikativ wirklich wird und wie metakognitive Fähigkeiten, wie z. B. reflexives Denken, beim Lernen mit (Geo-)Medien gefördert werden können.

Geoinformation

Interessen der AG Geoinformation liegen in verschiedenen Aspekten räumlicher Informationsverarbeitung wie der Geovisualisierung und Kartographie sowie dem kritischen und reflektierten Umgang mit der Verarbeitung und Darstellung räumlicher Informationen. Neben Geographischen Informationssystemen bildet der Einsatz quantitativer Methoden als Instrumenten der Stadt- und Regionalforschung einen weiteren Schwerpunkt der Arbeitsgruppe. Wir bearbeiten sowohl anwendungsorientierte Projekte als auch gesellschaftstheoretische Fragestellungen.

Mensch-Tier-Verhältnisse

Die Arbeitsgruppe setzt an einer zentralen Thematik der Geographie an: Der Frage des Verhältnisses von Natur und Mensch sowie nach gesellschaftlichen Naturverhältnissen. Anknüpfend an die im angloamerikanischen Raum bereits breiter verankerte "Animal Geographies" gehen wir davon aus, dass die Beziehung zwischen Menschen und Tieren in hohem Maße kulturell (zum Beispiel Vorstellungen von spezifischen Tierarten ...), ökonomisch (Tiere als Arbeitsmittel, als Versuchstiere, als Tiere in der Landwirtschaft, als Tiere in der Therapie, in der Altenpflege, in Unterhaltungsindustrie und nicht zuletzt in der Fleischproduktion), politisch (Tier-/Artenschutz) und ethisch (Tierhaltung, Zwecke der Tierzucht, Konsum von Tieren) geprägt ist. Solche Mensch-Tier-Verhältnisse sind räumlich kontextualisiert (Interaktionen in Zoos, Schlachthäusern, Laboren, Naturschutzgebieten, im Reitunterricht oder zu Hause). Orte beinhalten spezifische Praktiken und Regeln des menschlichen Umgangs mit Tieren (essen, lieben, streicheln, töten, anschauen, als Kleidung tragen, als Partner erleben ...). Der Forschungsbereich widmet sich diesen Tiergeographien im Sinne einer postmodernen und postdualistischen Perspektive, welche die jahrzehntelang erkenntnistheoretisch vorherrschende Trennung zwischen Mensch und Natur oder zwischen Natur und Kultur zu überwinden sucht, und fragt, wie Menschen, "More-than humans" und Technologien mit welcher Handlungsmacht inter- und intra-agieren.


Kontakt

Institut für Humangeographie
Fachbereich Geowissenschaften/Geographie
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend

Theodor-W.-Adorno-Platz 6
D-60629 Frankfurt am Main

Fon: +49 (0)69/798 -35179/-35162
Internet: www.humangeographie.de
E-Mail: info@humangeographie.de