Karl Kotzenberg

Mäzen, Wagnerianer und Frankfurter

Zum 70. Todestag zeigt das Universitätsarchiv eine Ausstellung über den Frankfurter Mäzen und Förderer der Universität, Karl Kotzenberg.

 
Karl Kotzenberg  

Kotzenberg begann seine Karriere als Handlungsreisender der Seidenwarenhandlung Passavant Frankfurt am Main und stieg im Alter von 27 Jahren zum Teilhaber der Firma auf. Kotzenberg war vielseitig interessiert und Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher, wirtschaftspolitischer sowie kultureller Organisationen. Großzügige Spenden an öffentliche Einrichtungen und seine Stiftung zur Errichtung des ersten Lehrstuhls für Soziologie in Deutschland geben Einblick in sein weitreichendes Engagement sowohl für die Stadt als auch für die Frankfurter Universität, deren juristische Fakultät ihm 1920 den Ehrendoktortitel verlieh.

Mit aufklärerischem Geist förderte Karl Kotzenberg die Etablierung der Soziologie als Wissenschaft an der Universität. In Zeiten der Krise erkannte Kotzenberg die Notwendigkeit einer Wissenschaft, die sich mit gesellschaftspolitischen Problemen auseinandersetzt. Vorbehalten gegenüber der noch jungen Disziplin zum Trotz stifte Kotzenberg einen sechsstelligen Betrag zur Finanzierung des Lehrstuhls, auf den er den international renommierten Soziologen und Nationalökonom Franz Oppenheimer berufen sehen wollte. Mit der Stiftung verband er den Wunsch, „weiten Kreisen unseres Volkes Gelegenheit zu geben, das Wissen auf wirtschaftlichem Gebiet zu vertiefen und die praktischen Erfahrungen des Erwerbslebens aufzubauen auf einer Allgemeinbildung, wie sie die Soziologie berufen ist zu geben.“

Kotzenbergs Abstieg begann mit dem Niedergang seiner Import- und Exportfirma M. Andreae & Co. während der Weltwirtschaftskrise. Nach dem Verlust seines gesamten Vermögens blieb dem einst erfolgreichen Unternehmer Kotzenberg nur noch eine knapp bemessene Ehrenrente, die ihm die Stadt Frankfurt, die Handelskammer und die Universität zukommen ließen. Nach 1933 wurde es still um Kotzenberg. Der Demokrat hatte sich nicht nur arm geschenkt, sondern missfiel auch den nationalsozialistischen Machthabern.

Die Ausstellung befindet sich im Eingangsbereich des Universitätsarchivs und kann während der Öffnungszeiten, montags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr, besichtigt werden.

Der Begleitartikel zur Ausstellung ist in der Mai-Ausgabe des „UniReports“ erschienen.

Informationen: Anna Kubasiak, leiss@ltg.uni-frankfurt.de