Hans Poelzig, „Drei Frauen und der Tod"

Von den rund vierzig erhalten geblieben Gemälden des Künstlers Hans Poelzig konnten acht Bilder für die Frankfurter Goethe-Universität erworben werden. Finanziert wurde der Ankauf durch die hessische Kulturstiftung und zahlreiche private Spenden. Damit ist es nicht nur gelungen einen wichtigen Teil des malerischen Werkes Hans Poelzigs zusammenzuhalten. Die Präsentation der Bilder im Casino auf dem Campus Westend ermöglicht zudem ein Zusammenspiel zwischen Poelzigs Architektur und Malerei, wie es sonst nirgendwo anzutreffen ist. Vermutlich wäre dies auch im Sinne des Künstlers gewesen, der stets das Ideal eines Gesamtkunstwerks, einer synästhetischen Verbindung von architektonischem Raum und den ihm eingeschrieben Elementen, anstrebte.

 

Der Kontrast zwischen der von strengen, dekorlosen Kuben dominierten Architektur und dem expressiven Stil seiner Gemälde ist deutlich. Auch wenn Poelzig die Architektur als ars magna, also als die erste und größte Kunst, bezeichnete, wird in diesem Kontrast doch das Verständnis von einer Autonomie der bildenden Künste sichtbar: „Es ist nicht nötig, dass sich Plastik und Malerei nur unterordnen, (sie) müssen frei bleiben, sie müssen künstlerischer Ausdruck sein, nicht noch so geschickte dekorative Anpassung.“

Bemerkenswert ist, dass Poelzig seine Malerei vor der Öffentlichkeit verbarg. In einem Brief an seine Frau Marlene bezeichnet er sich selbst als Zwitternatur und fürchtet um seine Reputation wenn dies herauskommen sollte. Es scheint aber noch mehr hinter dem Unwillen zu strecken, die Bilder einem Publikum zu präsentieren. Er fühlte sich keiner Avantgarde zugehörig oder nahe. Und obwohl sich wichtige Kunstsammler für seine Werke interessierten, rechnete er mit Ablehnung und Unverständnis von Seiten der Berufsmaler. Jenseits von zeitgenössischen Trends entwickelte Poelzig einen eigenständigen Stil und macht es der Kunstgeschichte damit nicht gerade leicht sein Werk einzuordnen. Tatsächlich erinnert seine Ausdrucksweise eher an Methoden der späten vierziger bis sechziger Jahre. Laut Christian Marquart „taucht Poelzig anscheinend unbeeinflusst von den Zeitströmungen in der Malerei, ganz in die Welt der Farbe ein. Er verliert sich lustvoll im Zweidimensionalen, versetzt die Bildfläche in stürmische Bewegung, entgrenzt sie spontan im unendlichen Rapport seiner wilden Pinselhiebe, verwandelt schließlich die Tableaus durch Hell-Dunkel-Kontraste in geheimnisvolle, bodenlose Strudel.“

Die hohe Abstraktion seiner Bilder beherrscht den ersten Eindruck. Allmählich lösen sich jedoch Figuren aus dem mit breiten, bewegten Pinselstrichen geschaffenen Grund. Das Gegenständlichste der im Casino versammelten Bilder ist wohl das zwischen 1925-1930 entstandene „Drei Frauen und der Tod“. Ein kleines Mädchen in leuchtend weißen und gelben Tönen zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Wie die drei Frauen im Hintergrund schaut sie aus dem Bild heraus, den Betrachter an. Nur der Hund an ihrer Seite wendet seinen Kopf nach rechts und lenkt damit auch den Blick auf das, was sich von dort bedrohlich ins Bild schiebt. Erstaunt stellt der Betrachter fest, dass er den Sensenmann, dessen Skelett weiß unter dem schwarzen Umhang hervor blitzt, zunächst übersehen hat.

Michaela Filla