Promotionsprojekt: Gottes Gegenwart in der Schrift

- Intertextuelle Lektüren zur Geschichte Gottes im Ersten Korintherbrief

Michael Schneider

(Im Jahr 2008 abgeschlossene Promotion)

Als Terminus innerhalb der Literaturwissenschaft wurde "Intertextualität" in den 1960er Jahren von J. Kristeva geprägt: "Tout texte se construit comme mosaique de citations, tout texte est absorption et transformation d´un autre texte. A la place de la notion d´intersubjectivité s´installe celle intertextualité, et le langage poétique se lit, au moins, comme double". Dabei ist der Begriff wesentlich jünger als das Phänomen, das durch ihn beschrieben wird. "Intertextualität", also die Frage nach der Beziehung zwischen Texten und anderen Texten, spielt nicht nur in der Geschichte der Literatur- und Sprachwissenschaft bis heute eine große Rolle, sondern ist ebenso grundlegend für die Exegese biblischer Schriften. Eine Reihe "klassischer" exegetischer Methodenschritte - wie die Quellenkritik, die Traditions-, Begriffs- und Motivgeschichte sowie die Formgeschichte und der religionswissenschaftliche Vergleich - unterstreichen diese Bedeutung, indem sie den Einfluss verschiedenster Praetexte auf das Neue Testament beleuchten. Das Konzept der Intertextualität greift nun die grundlegende Erkenntnis dieser historisch-kritischen Exegese auf: Ein Text ist eingebunden in ein Netzwerk kultureller Zusammenhänge. Diese lassen sich - so die Definition Kristevas - mit dem Begriff Intertextualität beschreiben. Darüber hinaus ergibt sicht aber mit dem Paradigma Intertextualität die Möglichkeit, die verschiedensten Referenztexte eines (neutestamentlichen) Textes in den Blick zu nehmen und die entsprechenden Methodenschritte außerdem in ein gemeinsames methodisierbares texttheoretisches Modell einzubetten.

Die vielfältigen Perspektiven, die das Paradigma Intertextualität bietet, sollen im Rahmen des Promotionsprojekt am Beispiel der Rede von Gott im Ersten Korintherbrief näher erörtert werden.

Literaturhinweise:

  • Michael Schneider, Wie handelt Gott? Intertextuelle Lektüren zu 1Kor 10, in: Die Bibel im Dialog der Schriften. Konzepte intertextueller Bibellektüre, NET 10, Tübingen 2005, 35-56.
  • Michael Schneider, Texte – Intertexte – Schrift. Perspektiven intertextueller Bibellektüre, in: Strecker, Christian (Hg.), Kontexte der Schrift II. Kultur, Politik, Religion, Sprache, Stuttgart 2005, 361-376
  • Michael Schneider, Gemeinsam mit Leroy A. Huizenga: Das Matthäusevangelium in intertextueller Perspektive, in: ZNT 16 (2005), 20-29.