„Runder Tisch“ für den Islamischen Religionsunterricht in Hessen
Der im August 2009 ins Leben gerufene „Runde Tisch“ aus Vertretern verschiedener Ministerien, Experten und islamischen Organisationen dient der Koordinierung und Information der an der Einführung eines islamischen Religionsunterrichts in Hessen beteiligten Akteure. Neben muslimischen Einzelpersonen und Sunniten waren von Anfang an auch Schiiten, Aleviten und Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde unter den Teilnehmern des „Runden Tisches“. In dieser Zusammensetzung gehörte er zu den ganz wenigen Gremien seiner Art, die die Vielfalt des muslimischen Lebens in Deutschland adäquat abbildeten. Prof. Ömer Özsoy und Prof. Abdullah Takim vertraten das Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam und wurden von den muslimischen Teilnehmern gebeten, eine moderierende Rolle zu übernehmen und innerislamische Gespräche im Rahmen des „Runden Tisches“ zu organisieren.
Ferner wurde im „Runden Tisch“ die Einsetzung einer Arbeitsgruppe vereinbart, die unter der fachwissenschaftlichen Begleitung des Instituts ein Kerncurriculum für den Religionsunterricht an Grundschulen erarbeiten sollte. Diese Arbeitsgruppe, die federführend von Prof. Abdullah Takim geleitet wurde, hat sich inhaltlich darauf geeinigt, das niedersächsische Kerncurriculum „Islamischer Religionsunterricht“ (Kerncurriculum für den Schulversuch in der Grundschule, 2010), in dem unterschiedliche theologische Ausrichtungen des Islam angemessen berücksichtigt sind und erstmalig die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz umgesetzt wurden, als Grundlage für die Erarbeitung eines hessischen Kerncurriculums zu verwenden. Das mit neuen Elementen angereicherte Curriculum ist unter der Autorenschaft von Prof. Abdullah Takim unter Mitwirkung der Religionsgemeinschaften entstanden und wurde von vielen islamischen Religionsgemeinschaften wie auch säkularen muslimischen Gruppierungen in Hessen akzeptiert und auch vom Hessischen Kultusministerium sehr begrüßt und daher für den Islamischen Religionsunterricht in Hessen freigegeben. Gemäß diesem Kerncurriculum werden auch die zukünftigen Lehrer an der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgebildet. Das Fach „Islamische Religion“ für das Lehramt an Grundschulen (L1) wird dort am Lehrstuhl für Islamische Theologie und ihre Didaktik (Prof. Yaşar Sarikaya) als grundständiges und als Weiterbildungsstudium angeboten.
Nachdem in Frankfurt zum Wintersemester 2014/15 die Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Islamische Religionspädagogik und Didaktik des Islamischen Religionsunterrichts besetzt wurde (Prof. Harry Harun Behr), befinden sich derzeit die Schulcurricula für die Sekundarstufen I und II in der Abstimmung durch den Runden Tisch unter Federführung des Hessischen Kultusministeriums und unter Beteiligung der Religionsgemeinschaften. Mit der Einführung des grundständigen Lehramtsstudiums an der Goethe-Universität ist im Sommersemester 2016 zu rechnen.