Die Einführung liturgischer Poesie in den karäischen Gottesdienst von Moses ben Abraham Dar‛ī bis Aaron ben Joseph

DFG-Förderung: 4.2010-3.2013 / Fortsetzung: 4.2013-3.2016

Projektleitung: Prof. Dr. Elisabeth Hollender

Bearbeitung: Dr. Joachim Yeshaya

Ziel des Forschungsprojekts ist die Erschließung der liturgischen Verortung der karäischen liturgischen Poesie in der Zeit vor bzw. zeitgleich zu der Redaktion des karäischen Gebetbuches (d.h. im 12.-13. Jh.). Zentraler Forschungsgegenstand sind Texte der karäischen liturgischen Poesie aus dem 12. und 13. Jh., die als Einleitung zu den parashot, d.h. den Tora-Lesungen am Shabbat verfasst wurden.

Der Hauptteil des untersuchten Textkorpus besteht aus einem Zyklus liturgischer Gedichte, verfasst im 12. Jh. in Ägypten vom karäischen Arzt und Dichter Moses ben Abraham Dar‛ī. Moses Dar‛ī, der schon ungefähr zur Zeit des Besuches von Jehuda haLevi in Ägypten (zwischen 1140 und 1141) Gedichte schrieb, war einer der ersten orientalischen Dichter, der die Normen der andalusisch-hebräischen Poesie und Poetik adaptierte. Zugleich ist er der älteste karäische Schriftsteller, von dem ein umfangreicher Zyklus von piyyutim für die parashot bekannt ist. Dieser Zyklus, der sich seinerseits an den liturgischen Zyklus der wöchentlichen Tora-Lesungen am Shabbat anbindet, wird in einer kritischen Textausgabe publiziert und als frühes Beispiel der Einführung poetischer Textformen und insbesondere der im andalusischen Kulturkreis entwickelten poetischen Normen analysiert.

Die liturgische Verortung dieser Gedichttexte wird rekonstruiert und kontrastiv zur späteren karäischen liturgischen Poesie untersucht, insbesondere im Vergleich zum Werk des Aaron ben Joseph haRophe dem Älteren, der im späten 13. Jh. in Konstantinopel das karäische Gebetbuch kompilierte. Diesem Gebetbuch wird eine wesentliche Bedeutung bei der Einführung liturgischer Poesie in den karäischen Gottesdienst zugeschrieben, womit es einen nachhaltigen und bis heute gültigen Einfluss auf die karäische Liturgie ausübte. Aaron ben Joseph war mit der mittelalterlichen rabbanitischen Literatur gründlich bekannt und fügte in das karäische Gebetbuch nicht nur eigene Dichtungen, sondern auch Texte der andalusischen rabbanitischen Poesie ein. Die Analyse dieser Integration der andalusischen rabbanitischen liturgischen Poesie in das karäische Gebetbuch eröffnet neue und innovative Einsichten in den kulturellen und literarischen Transfer zwischen unterschiedlichen religiösen Gruppierungen.

Publikationen:

J. Yeshaya, “The Biblical Story of Noah and the Flood in Karaite Poetry: Moses ben Abraham Dar‛ī” and Aaron ben Joseph ha-Rofe on Parashat Noah (Genesis 6:9-11:32)”, Frankfurter Judaistische Beiträge 37 (2011/2012): 109-121.

J. Yeshaya, Poetry and Memory in Karaite Prayer: The Liturgical  Poetry of the Karaite Poet Moses ben Abraham Dar‛ī. Études sur le judaïsme médiévale vol. 61 / Karaite texts and studies vol. 6. Leiden-Boston: Brill, 2013. http://www.brill.com/poetry-and-memory-karaite-prayer

J. Yeshaya. “Moses Dar‛ī.” In Encyclopedia of the Bible and Its Reception, edited by B. D. Walfish et al., 6:155-156. Berlin: Verlag De Gruyter, 2013.

J. Yeshaya and E. Hollender (eds.) Exegesis and Poetry in Medieval Karaite and Rabbanite Texts. Études sur le judaïsme médiévale vol. 68 / Karaite texts and studies vol. 9. Leiden-Boston: Brill expected publication: November 2016. http://www.brill.com/products/book/exegesis-and-poetry-medieval-karaite-and-rabbanite-texts)

 


Workshop:

The Interplay of Medieval Jewish Poetry and Bible Exegesis

20. - 21. August 2014

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