Research Projects
1. Animals in American Literature
Das Mensch-Tier-Verhältnis wie es gedacht und praktiziert wurde und wird, steckt voller Paradoxien und Ambivalenzen. In verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, von der Philosophie über Soziologie, Sozialethik, Biologie u.a.m. gewinnt das Mensch-Tierverhältnis daher gegenwärtig zunehmend an Aufmerksamkeit. Auch für die Literatur- und Kulturwissenschaften hat sich ein neues Forschungsfeld eröffnet. Das Projekt „Animals in American Literature“ untersucht Ereignisse, Paradoxien und Ambivalenzen des Mensch-Tier-Verhältnisses in Texten der amerikanischen Literatur. Der Fokus liegt auf Texten aus den letzten drei Jahrzehnten, weil sich in diesem Zeitraum nicht zuletzt durch die Erkenntnisse der kognitiven Ethologie das Wissen um andere Tiere markant gewandelt hat. Zugleich verbreitet sich ein Bewusstsein dafür, dass wir in einer „more-than-human-world“ leben. An literarischen Texten (Erzählung, Roman, Gedicht) interessiert nicht nur, wie das Verhältnis von Menschen und (anderen) Tieren konzipiert und reflektiert wird, sondern auch Versuche, die Welt nicht länger anthropozentrisch zu denken. Welche kulturelle Arbeit leisten Tiere in Texten auf der Ebene des Erzählten wie auf der Ebene der erzählerischen Vermittlung? Letztlich rücken damit die diskursiven Grundlegungen unserer symbolischen und sozialen Ordnung in den Blick und werden einer Analyse zugänglich.
2. Verbundprojekt: Wissenspraktiken und Wirkungsketten: Feministische Perspektiven auf Mensch-Natur-Verhältnisse
(beteiligte Disziplinen: Soziologie, Biowissenschaft, Literatur-/Kulturwissen-schaft, Kunst- und Medien, Philosophie)
Die Auflösung tradierter Natur/Kultur/Mensch/Technik-Gegensätze hat epistemologische Konsequenzen für die Wissensproduktion und für die Analyse von Macht- und Dominanzverhältnissen. Universalisierte Evidenz als Paradigma des 20. Jahrhunderts hat mittlerweile ausgedient. Vielmehr geht es um Fragen nach den Prozessen der Ko-Konstitution und Stabilisierung von Wissensformen als materiell-semiotische Gefüge, um ihre Performativität und die mit dieser verbundenen Politiken. Notwendig wird damit nicht zuletzt ein Wechsel vom Anthropozentrismus hin zu einer multispecies perspective, die die Prozesshaftigkeit, die Wechselbeziehungen und Dynamiken, aber auch die Resilienz aller biologischen und sozialen, ökologischen und kulturellen Vorgänge anerkennt und ihre Aushandlungen in den Blick nimmt. Denn Wirkungsmacht entsteht entlang konkreter Praktiken in Handlungsketten, wobei längst nicht alle Teile dieser Ketten notwendigerweise von den freiwillig und unfreiwillig Beteiligten intendiert oder kontrolliert werden.
Hier setzt die Forscherinnengruppe an, um Potenziale und Probleme dieses Paradigmenwechsels anhand von Wissenspraktiken und Wirkungsketten in Mensch-Natur-Kultur-Technikverhältnissen zu untersuchen. Zwei zentrale Fragen stehen im Fokus unseres Interesses. 1. Welche neuen Formen oder Praktiken von Wissen entstehen im Zuge des beschriebenen Perspektiv- bzw. Paradigmenwechsels (u.U. auch nebenbei)? Wie wird Wissen generiert, formuliert und tradiert? 2. Welche – intendierten und nicht intendierten - Wirkungen zeitigen Prozesse der Wissensgenerierung?