- Dormann, C. (1996) -

Seit Mitte der 80er Jahre lässt sich ein Wandel in der Forschung zu den Ursachen von Arbeitszufriedenheit feststellen. Betrachtete die frühere Forschung vornehmlich bestimmte Merkmale der Arbeit, wird zunehmend mehr Aufmerksamkeit auf Persönlichkeitsmerkmale als Determinanten der Arbeitszufriedenheit gerichtet. Aufgrund der hohen Stabiliät von Arbeitszufriedenheit wurde gefolgert, dass es Persönlichkeitsmerkmale (traits) geben müsse, die den Arbeitszufriedenheitswerten zugrunde liegen. Eine Zwillingsstudie von Arvey, Bouchard, Segal, und Abraham (1989) scheint diese Sichtweise zu untermauern. Parallel zu dieser Entwicklung wurde das Konzept des negativen Affekts (NA) als ein Persönlichkeitsfaktor eingeführt, der vielen Befindensindikatoren zugrunde liegt. Diese Perspektive wurde u.a. in Studien zu Arbeitszufriedenheit aufgegriffen. Mehrere Autoren kommen zu dem Schluss, dass NA in Untersuchungen, die auf eine Analyse des Befindens abzielen, generell erhoben werden sollte. Obwohl diesbezüglich Zweifel bestehen, stellt sich die Frage, ob anstelle von NA andere Persönlichkeitsvariablen eine bedeutsame Ursache von Arbeitszufriedenheit sind.

Um diese Frage zu beantworten, werden die Stabilitäten einer Vielzahl von Längsschnittuntersuchungen näher betrachtet. Dies basiert auf der Überlegung, dass die Stabilität von Arbeitszufriedenheit die Obergrenze für den potentiellen Einfluss von Persönlichkeitsvariablen darstellt. Es zeigt sich, dass tatsächlich über 30% der Arbeitszufriedenheit über die Zeit hinweg stabil bleibt, selbst in Studien, die auf Personen mit zwischenzeitlichem Arbeitsplatzwechsel basieren. Darüber hinaus werden die Ergebnisse einer 6-Wellen Längsschnittstudie präsentiert. Die gefundenen Stabilitäten sind recht hoch, aber eine state-trait-Analyse dieser Daten zeigt, dass der potentielle Einfluss von Arbeitsgestaltungsmaßnahmen auf die berichtete Arbeitszufriedenheit den Effekt stabiler Ursachen deutlich übersteigt. Sich daraus ergebende Konsequenzen werden diskutiert.

Quelle: Vortrag auf dem 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Dresden.

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Arvey, Richard D., Bouchard, Thomas J., Segal, Nancy L. & Abraham, Lauren M. (1989). Journal of Applied Psychology, 74(2),187-192.