2013/2014 Mobilität - Migration - Integration

178. Vereinsjahr

Mobilität — Migration — Integration

30.10.2013 Prof. Dr. Friedemann Schrenk (Forschungsinstitut Senckenberg)
Ursprünge, Umbrüche, Umwege: Sechs Millionen Jahre Mensch

Die Geschichte der Menschheit ist geprägt durch ihre Anfänge in Afrika vor über 6 Millionen Jahren sowie durch Expansionen in den Rest der Welt seit über 2 Millionen Jahren. Die ersten aufrecht gehenden Vormenschen entwickelten sich am Rande des tropischen Regenwaldes, der aufgrund von Klimaveränderungen zunehmend offener wurde. Mit Beginn der kulturellen Evolution kam es zu ersten Expansionen der Frühmenschen von Afrika aus zunächst nach Asien und Südeuropa. Während die Faktoren der biologischen Evolution langsam an Bedeutung abnahmen, stieg die Zahl der Entwicklungsfortschritte bei der kulturellen Evolution stetig an und führte vor ca. 250.000 Jahren zur Entstehung von Homo sapiens in Afrika. Gleichzeitig bevölkerte eine Vielzahl von Zeitgenossen die Erde, so z.B. die Neandertaler in Europa, die Denisova-Menschen in Asien oder die Flores-Menschen in Südostasien. Der Vortrag geht auch darauf ein, wie sich aus den Forschungsergebnissen Chancen für ein neues afrikanisches Geschichtsverständnis ergeben. 


13.11.2013 Dr. Zsolt Bottlik (Universität Budapest)
Integrationsschwierigkeiten der Minderheitenbevölkerung in Südosteuropa

 Aus historischen Gründen kann man sowohl zwischen den Ländern der ehemaligen sowjetischen politischen Sphäre als auch innerhalb dieser Länder wirtschaftliche und ökonomische Disparitäten beobachten. Durch die Integration in die EU, durch die Probleme des Systemwechsels sowie aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Krise wurden diese Unterschiede immer schärfer. Eine wichtige Disparität ist der Grad ethnischer Heterogenität sowie deren Bedeutung für die örtliche Gesellschaft. Die ethnischen, konfessionellen und kulturellen, aber auch die gravierenden ökonomischen Unterschiede in den Ländern Südosteuropas führen zu Konflikten und bestimmen die gesellschaftlichen Verhältnisse in diesen Ländern. Für die südosteuropäische Region lautet eine zentrale Frage: Ist die Integration der Minderheiten entscheidend oder ist es die Nivellierung der wirtschaftlichen Disparitäten?


27.11.2013 Bernhard Hager M. A. (Frankfurt)
Galgenfeld, Bismarck und Lenin — 125 Jahre Hauptbahnhof Frankfurt am Main

 In den 1880er Jahren sind die Bahnanlagen im Westen Frankfurts umfassend neugestaltet und erweitert worden. Dieser Prozess fand mit der Eröffnung des neuen Hauptpersonenbahnhofs am 18. August 1888 einen glanzvollen Abschluss. Der Vortrag läßt die wechselvolle Geschichte des Bahnhofs über die Erweiterung von 1912-1924 und den S-Bahn-Bau in den 1970er Jahren bis in die Gegenwart Revue passieren. Neben einer Einordnung des Hauptbahnhofs sowohl in die historische Entwicklung der Stadt als auch in den eisenbahngeschichtlichen Kontext werden verkehrsgeographische Fragen nach der regionalen und überörtlichen Bedeutung dieser Station aufgegriffen. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Wechselwirkungen zwischen Eisenbahn und Städtebau. Vergleiche mit anderen Bahnhofsverlegungen im Rhein-Main-Raum sollen die stadtgeographischen Eigenarten des Frankfurter Hauptbahnhofs und seines Umfelds unterstreichen.


11.12.2013 Prof. Dr. Thomas Krings (Universität Freiburg)
Migration, Umwelt und politisch-soziale Krisen im westafrikanischen Sahel

 Afrika gilt als der Kontinent der Migration schlechthin. Vor allem in der Sahel- und Sudanzone existieren zahlreiche unterschiedliche Formen der räumlichen Mobilität (mobile Tierhaltung, mobiles Händler- und Handwerkerwesen, Wanderarbeit, Land-Stadt-Migration, internationale Wanderungen). Der Vortrag behandelt die Rolle der Migration insbesondere im Kontext erhöhter Vulnerabilität gegenüber Umwelt- und Nahrungskrisen, hoher Verstädterungsraten sowie transnationaler Überlebenssicherungssysteme zwischen Afrika und Europa. Ebenso werden die politisch-geographischen Folgen des seit 2012 zerfallenden Staatswesens von Mali behandelt, wo im äußersten Norden des Landes mit libyschen Pick-ups ausgestattete Tuaregrebellen und verschiedene radikal-islamische Gruppen in einen asymmetrischen Krieg mit französischen und malischen Armee-Einheiten verwickelt sind, ein Konflikt, der bis weit nach Nordafrika und in die Nachbarländer ausstrahlt.


15.01.2014 PD Dr. Thomas Feldhoff (Universität Frankfurt)
Globalisierung, Luftverkehr und Metropolenwachstum in Ost- und Südostasien

 Der internationale Luftverkehr hat im Zeitalter der Globalisierung einen besonderen Einfluss auf die Standortzentralität, weil er dazu beiträgt, Raumwiderstände zu überwinden und Aktionsräume zu erweitern. Luftverkehrs-Expansion findet dabei vor allem in Ost- und Südostasien statt, weil hier das Wirtschaftswachstum hoch ist und zahlreiche aufstrebende Metropolen erst in den Weltluftverkehr integriert werden. Der Beitrag beleuchtet aktuelle Entwicklungen bei Flughäfen und Fluggesellschaften im Kontext der luftverkehrs- und infrastrukturpolitischen Rahmenbedingungen in der Region sowie die Auswirkungen und Herausforderungen des rasanten Städtewachstums.

Der Vortrag am 15. Januar 2014 musste wegen einer kurzfristigen Erkrankung des Referenten leider ausfallen.


29.01.2014 Prof. Dr. Oliver Tackenberg (Universität Frankfurt)
Geo-Botanik: "Klimawandel und Neophyten"

Welche Auswirkungen haben die prognostizierten Klimaveränderungen auf die Biodiversität? Gibt es Artengruppen, die durch den Klimawandel besonders stark gefährdet sind und solche, die sich im Zuge der Veränderungen neu bei uns etablieren können?

Durch die prognostizierten Klimaveränderungen werden sich die Lebensbedingungen für viele Pflanzenarten stark verändern. Zahlreiche Arten bzw. Populationen werden sich an die neue Umwelt anpassen oder nordwärts wandern müssen, um langfristig zu überleben. Die für die meisten Pflanzenarten in Europa günstigen Klimabedingungen werden sich in den nächsten Jahrzehnten um mehrere 100 km nach Nordosten verschieben. Innerhalb von Deutschland sind beispielsweise Kühlezeiger – Pflanzenarten, die vor allem in den höheren Lagen der Mittelgebirge sowie den Alpen vorkommen – besonders stark durch den Klimawandel gefährdet. Andererseits ist damit zu rechnen, dass südlich verbreitete Arten in Zukunft bei uns günstige Bedingungen vorfinden und sich neu etablieren können. Voraussetzung hierfür ist aber, dass die Pflanzenarten sich schnell genug ausbreiten können, um die neuen Areale zu besiedeln. Hierfür können sowohl ‚natürliche‘ Ausbreitungsvektoren (Tiere, Wasser, Wind) aber auch der Mensch sorgen. Im Rahmen des Vortrags werden nach einer allgemeinen Einführung auch eigene Untersuchungen vorgestellt, die eine erste Abschätzung ermöglichen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf Pflanzen (insbesondere Neophyten) hat und ob die Pflanzen schnell genug wandern können, um den klimatischen Veränderungen folgen zu können.


05.02.2014 Prof. Dr. Hubert Job (Universität Würzburg)
Hawaii vs. Balkonien — Shapers und Shifters im globalen Tourismus

Der globale Tourismus hat in den letzten zwei Jahrzehnten trotz kurzzeitiger (Wirtschafts-)Krisen phänomenal zugenommen. Im Jahr 2012 verzeichnete die UNWTO im internationalen Reiseverkehr mehr als eine Milliarde Ankünfte. Als Treiber dafür können gelten: stetes Wirtschaftswachstum, flexiblere Arbeitszeiten, demographische Verschiebungen und ein größerer Bedarf nach Freizeit. Solche Vorhersagen basieren unter anderem auf der Annahme einer zunehmenden Reiseintensität in den Schwellenländern, insbesondere in den BRIC-Staaten.

Bereits 1998 schätzte die UNWTO, dass der Naturtourismus zu den Schutzgebieten dieser Erde für etwa 20% aller (internationalen) touristischen Ausgaben verantwortlich war. In vielen Ländern ist er zu einem wesentlichen Exportsektor herangewachsen. Naturtourismus bringt Geld, das in zumeist abgelegene strukturschwache Regionen fließt. Neben diesem Pro gibt es auch Contras, denn die Befriedigung des Erholungsbedürfnisses und die Naturschutzanliegen müssen ebenfalls bedient werden. Oft stehen die verschiedenen Ziele im Konflikt miteinander, die dann zunehmend für soziale und ökologische Probleme sorgen.


Weitere Informationen

Veransaltungsort

Die Vorträge beginnen jeweils mittwochs um 18:15 Uhr im Hörsaal H 14, 4.Stock, Campus Bockenheim, Mertonstraße 17-21, 60325 Frankfurt am Main.

Anfahrt

Das Hörsaalgebäude in der Mertonstraße ist zu Fuß von der Bockenheimer Warte zu erreichen (U-Bahn U4. U6, U7; Tram 16, Bus 32, 36, 50, 75; Haltestelle "Bockenheimer Warte").

Vom Campus Riedberg führt der kürzeste Weg mit der U-Bahn U9 bis Ginnheim und von dort mit der Tram 16 zur Bockenheimer Warte. Eine individuelle Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit der RMV-Fahrplanauskunft möglich

Im Umfeld des Campus Bockenheim (Bockenheim, Westend, Messe) sind nur begrenzt Parkplätze vorhanden.

Eintritt

Der Eintritt für Mitglieder der FGG ist frei, Nichtmitglieder zahlen 5,00 € — Studierende, Schülerinnen und Schüler 3,00 €.

Lehrerfortbildung

Alle Vorträge sind beim Hessischen Institut für Qualitätsentwicklung (IQ) als Lehrerfortbildung akkreditiert.