Antragsteller: Prof. Dr. Rüdiger Krause, Dr. Arie J. Kalis

Förderung: DFG 2011-2013

Wissenschaftliche Mitarbeiter: Lisa Bringemeier


Im Rahmen der Forschung zur frühen Besiedlungsgeschichte des Montafons werden der Beginn und die Ausweitungen menschlicher Aktivität in verschiedenen Höhenlagen der Nordalpen untersucht. Das höchstgelegene Untersuchungsgebiet, das Hochtal des Schafbergs (1800m – 2500m ü. NN), befindet sich an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz, im Bergmassiv des Rätikons. Im Fokus steht hier die Erforschung der frühen weidewirtschaftlichen Nutzung des Hochtals.

Auf dem südexponierten Plateau am Übergang von der subalpinen zur alpinen Höhenstufe liegen an mehreren Stellen Alpwüstungen und Reste von Steinsetzungen, die offenbar im Zusammenhang mit der Weide- und Alpwirtschaft stehen. Im unmittelbar benachbarten Madrisatäli existieren darüber hinaus zahlreiche, von großen Gesteinsblöcken gebildete Abris, die Schutz vor Witterung und Steinschlag und gleichzeitig eine gute Sicht über das Tal bieten.

Zwischen 2007 und 2012 wurden an den Abris und Alpwüstungen archäologische Untersuchungen durchgeführt. Es wurden mehrere Feuerstellen und Holzkohlelagen dokumentiert, die eine Datierung der untersuchten Strukturen und Befunde ermöglichten. So konnte für die Abris eine mesolithische, bronzezeitliche und mittelalterliche Nutzung nachgewiesen werden. Die Alpwüstungen datieren in die spätkeltische und vor allem römische Zeit.

 
Schafberg, Madrisatäli mit Gandasee. Links einer der Abris unter großen Felsen.  

Das sensible Ökosystem der alpinen Hochgebirgslandschaften reagiert unmittelbar auf klimatisch und anthropogen bedingte Veränderungen. Eingriffe in Form von Waldauflichtung und -rodung zeichnen sich daher deutlich im palynologischen Befund ab. Archäologische, geoarchäologische und archäobotanische Untersuchungen der letzten Jahrzehnte konnten zeigen, dass sogar die klimatisch ungünstigeren, feucht-kühlen nördlichen Randalpen bereits in der Bronzezeit erschlossen wurden.

 
Schafberg, Madrisatäli, Vermoorung.  

Im Sommer 2010 wurden begleitend zu den archäologischen Ausgrabungen auf dem Schafberg Vermoorungen im Umfeld der Fundplätze prospektiert. In Nachbarschaft des Ganda Sees (1970m ü. NN) konnte ein knapp 2m mächtiges Moorprofil geborgen werden, das derzeit pollenanalytisch ausgewertet wird. Ziel ist, verschiedene Phasen der Landnutzung zu rekonstruieren und diese in Zusammenhang mit den archäologischen Befunden zu stellen. Erste Ergebnisse vom Schafberg zeigen, dass hier der Beginn der Nutzung bereits in der Frühbronzezeit liegt, während im benachbarten Hochtal von St. Antönien (Graubünden) Eingriffe erst ab der Spätbronzezeit zu beobachten sind. Große Mengen an Holzkohleflittern, der Rückgang des Fichtenwaldes und die Ausbreitung der Grünerle belegen, dass mit Feuer gerodet wurde, um die Waldgrenze abzusenken und Weideflächen im subalpinen Fichtenwald zu schaffen.

 
Schafberg, Wüstung aus römischer Zeit.  

 

Publikationen:

Franziska Würfel, Tanja Zerl, Rüdiger Krause (2011): Neue Ergebnisse der archäologischen Forschungen im Montafon (Vorarlberg). In: B. Truschnegg, A. Rudigier (Hrsg.): Jahrbuch. Vorarlberger Landesmueseumsverein 2011, 114-143.

Tagungsposter (PDF):

2nd International Landscape Archaeology Conference (LAC) 2012, 6. - 9. Juni 2012 (Berlin)

International Open Workshop: Socio-Environmental Dynamics over the Last 12.000 Years: The Creation of Landscapes III, 15.-18. April 2013 (Kiel)