Studien zu NIDA – Heddernheim im 3. Jahrhundert

Alexander Reis M.A.

Hinweise auf vermehrte Germaneneinfälle und innerrömische Unruhen, die mit der Aufgabe des Limes um 260 ihren Höhepunkt erreichen, prägen unser Bild von Obergermanien im dritten Jahrhundert.

Im civitas Hauptort NIDA-Heddernheim ist für diese Wendezeit neben den Än­de­rungen im Fundspektrum auch die Errichtung eines Großbaues nach­gewiesen. Der Fund eines Katafraktenreitergrabsteins im benachbarten Rö­del­heim gibt schlaglichtartig einen Hinweis auf die militärische Situation in der civitas.

Bisher wurden folgende Funde und Befunde aus NIDA zur Bearbeitung he­ran­ge­zogen:

1. Befunde die anhand der mitgefundenen Münzen ins dritte Jahr­hun­dert datiert werden können

Befunde mit nachseverischen Prägungen sind relativ wenige vorhanden. Es konnte bei allen gut dokumentierten Befunden eine rasche Verfüllung der Strukturen mit relativ homogenem Material des dritten Jahrhunderts fest­ge­stellt werden.

Ausführlich bearbeitet werden die Brunnenverfüllungen. Sie zeichnen sich durch ein weites Fundspektrum aus, das auch Skulptur- und Ar­chi­tek­tur­frag­mente umfassen kann. (Abb. 1)

Menschenknochen, komplette Gefäße und Götterbilder lassen an intentionelle Versenkungen denken. Weitere Befunde, wie z.B. Kellerverfüllungen, wer­den in Auswahl vorgelegt bzw. statistisch ausgewertet um zu Aussagen zum Keramikspektrum während der Spätzeit der Stadt zu gelangen.

2. Die Fundgruppe der Militaria

Alle Funde von Waffen und Soldatenausrüstung des dritten Jahrhunderts aus dem Stadtgebiet werden in Form eines Kataloges vorgelegt und ausgewertet. (Abb. 2).

3. Die Altgrabung des sogenannten Hallenbaus

Durch die seit den 1920-er Jahren bekannte Interpretation eines Befundes – des sogenannten Hallenbaus (Abb. 3) – unter dem Gesichtspunkt einer mi­li­tä­rischen Nutzung ergibt sich hier eine zusätzliche Brisanz zum Thema Militär: hätte man es doch mit einem, für die Nordwestprovinzen in dieser Form noch nicht nachgewiesenen, mi­li­tärischen Nutzbau in zivilem Milieu während des drit­ten Jahrhunderts zu tun. Die Funde und Befunde aus der im Jahr 1927/28 durchgeführten Notgrabung werden anhand der Grabungsdokumentation vor­gelegt und besprochen, um die vorgeschlagene Datierung der ergrabenen Baustrukturen auf dieser Basis zu überprüfen.

4. Einzelfunde

Spät datierende germanische Funde wie beispielsweise Knochenkämme mit halbrunder Kopfplatte (Abb. 4) und Armbrustfibeln werden – wenn möglich mit ihrem Fundkontext- dokumentiert.

Beim Fibelspektrum beschränkt sich das Hauptaugenmerk auf die wenigen spät zu datierende Typen wie zum Beispiel Armbrustscharnier- oder Ring­fibeln.




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(Bilder durch Anklicken vergrößerbar)

 
Abb. 1: Sitzstatue der Dea Candida aus Brunnenver­füllungen des 3. Jhs.


Abb. 2: Römischer Reiter­helm, Nida- Heddernheim,
3. Jahrhundert n. Chr. Mu­seum für Vor- und Frühge­schichte Frankfurt a. M.


Abb. 3: "Vierschiffiger Hal­lenbau am Markt von Nida"
(aus: Ber. RGK 33, 1951,
150 Abb. 4.)


Abb. 4: Knochenkamm mit Kreisaugenverzierung.
Bild: Denkmalamt der Stadt Frankfurt (mit freundl. Genehmigung).