Panel 5: Der aktuelle Stellenwert exegetischer Überlieferungen

Panelleitung: Mehmet Akif Koç, Ankara/Zeki Tuncel, Frankfurt

Gerade exegetische Überlieferungen sind es, welche Auskunft über die Koranwahrnehmung der Erstadressaten und Nachfolgegenerationen geben. In der traditionellen Auffassung genießen die Berichte der sogenannten „rechtschaffenen Vorgänger“ (as-salaf aṣ-ṣāliḥ), zumindest in der Theorie, große Anerkennung. Die schärfsten Diskussionen im Verlauf der Tafsīr-Geschichte, besonders im Spannungsfeld riwāya-dirāya, basieren auf diesen Berichten. In der modernen Diskussion zur Authentizität exegetischer Überlieferungen sind seit mehr als einer Generation westliche Forscher führend. Weiterhin waren die Referenzen und Überlieferungsketten (isnād) für den modernen akademischen Blickwinkel ein besonders interessantes Forschungsgebiet. Gegenwärtige exegetische Bewegungen in der islamischen Theologie stehen den Überlieferungen eher kritisch gegenüber. Gerade der „reformorientierte Flügel“ schenkt diesen Überlieferungen die wenigste Beachtung. Denn jene Überlieferungen sind es, welche mit ihrem ambiguitätsreduzierenden Charakter den „beliebigen“ Koranauslegungen, die als Lösungen für zeitgenössische Probleme herangezogen werden, widersprechen. Hingegen präsentieren der „salafitische Flügel“ sowie die „Historisten“ Auslegungen, welche paradoxerweise mit den Überlieferungen zu vereinbaren sind, auch wenn sie die am weitesten voneinander entfernten Pole vertreten. In diesem Panel soll der Stellenwert der exegetischen Überlieferungen im zeitgenössischen, innerislamischen Diskurs unter die Lupe genommen werden.

Referenten

Josef van Ess (Tübingen)
Einführung und Moderation 

Mehmet Akif Koç (Ankara)
About the Finesse of Tafsīr Traditions

Suat Koca (Ankara)
Rethinking the Role of the Reports in Understanding the Āyahs with Special Reference to Sūrat al-Qalam 68/4