Kurzdarstellung:



Ausgehend vom Konzept des Lebenslangen Lernens als ein breites lebenslaufübergreifendes Spektrum formeller, informeller sowie nonformaler Lernorte und Lernpraktiken erforscht das Projekt in einer qualitativ-empirischen Längsschnittperspektive Bildungsprozesse Erwachsener. Mit dem Übergang von einem auf ausdifferenzierten Organisationen und Professionen basierenden Erziehungssystem zu einem stärker verzeitlichten System des bildungsübergreifenden Lebenslangen Lernens, sind gesteigerte Erwartungen an die lebenslange Lernbereitschaft Erwachsener verbunden ('Wissensgesellschaft').
Dabei ist der Lebenslauf das Gravitationszentrum des lebenslangen Lernens von der Kindheit über das Jugend-, Erwachsenen- bis ins hohe Lebensalter. Der Lebenslauf wird damit das zentrale Medium einer Vielfalt individueller Erziehungs-, Bildungs- und Lernprozesse. Dem einzelnen Individuum wird unter den Bedingungen des Lebenslangen Lernens aber nicht nur ein von ihm je individuell auszufüllender Handlungs- und Deutungsspielraum zur Gestaltung seiner Lern- und Bildungsprozesse bereitgestellt. Vielmehr werden ihm permanent Gestaltungs-, Strukturierungs- und Ordnungsleistungen abverlangt.

Das Projekt zielt auf die Rekonstruktion von Lern- und Bildungsprozessen Erwachsener in einer sich verändernden Gesamtordnung von Erziehung, Bildung und Lernen. Untersucht wird die Dynamik und der Wandel längerfristiger Lern- und Bildungsprozesse Erwachsener im großstädtischen Bildungsraum, wie sie sich aus individueller Perspektive bezogen auf die bildungsbiographisch relevanten möglichen Bildungswelten Professionalität, Bürgerschaftliches Engagement, Fremdsprachen, Stadt und Altern über einen Zeitraum von 25 Jahren entfalten.
Diese Rekonstruktion erfolgt im Rückgriff auf eine zeitsensible Theorie der Bildungsbiographie, die bildungsbiographische Erzählungen als je gegenwartsbezogene Momentaufnahmen von in den Lebenslauf eingebetteten Biographisierungsprozessen und damit als Schlüssel zur Analyse des Lebenslangen Lernens versteht. Diese Biographisierungsprozesse verändern sich mit und in den sich ihrerseits wandelnden Kontexten des Lebensalters, der kollektiv-historischen Situation, der pädagogischen Institutionalisierungsformen sowie des erziehungswissenschaftlichen Diskurses.

Durch das Forschungsdesign einer qualitativen Wiederholungsstudie trägt das Projekt insbesondere dem Moment der Zeitlichkeit von Bildungsbiographien als Ausdruck sowie Motor der für moderne Gesellschaften charakteristischen Temporalisierung von Lern- und Bildungsprozessen Rechnung.