Prof. Dr. Christiane Dümmler

Von 1975 bis 1985 studierte Christiane Dümmler an der Goethe-Universität Anglistik, Romanistik, Pädagogik und Psychologie. Heute lehrt die staatlich geprüfte Dolmetscherin, Übersetzerin und Gymnasiallehrerin als Professorin für Wirtschaftssprachen an der Fachhochschule Worms. Die teils in Chile und Kolumbien aufgewachsene Wissenschaftlerin war zudem 1988/89 Lehrbeauftragte an der Universität Frankfurt und von 2004 bis 2006 Wissenschaftliche Leiterin des Akademischen Auslandsamts und Direktorin des Europa-Instituts an der FH Worms. Sie spricht 13 Sprachen und ist in den Stipendiatenauswahlausschüssen mehrerer Stiftungen aktiv.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Sie hat mir das fachliche und methodische Rüstzeug für meinen Beruf vermittelt und eine Fülle zusätzlicher Anregungen geboten: bekannte Koryphäen im Hörsaal und bei Gastvorträgen ›live‹ zu erleben und in andere spannende Fachgebiete reinzuschnuppern. Selbst eine große Universität hat Nischen und ganz kleine, persönliche Veranstaltungen: so habe ich nebenbei Jüdisch-Spanisch, Gallego und Náhuatl gelernt und vor allem die Bibliotheken mit ihren (damals noch nicht digitalisierten) Möglichkeiten genutzt.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Mit meinem wunderbaren Spanischlektor Don Jaime (Ferreiro Alemparte) durfte ich einmal in die Handschriftenabteilung der UB und bekam Zugang zu wertvollen Manuskripten und Wiegendrucken.

Auch die Hauptseminare meiner leider viel zu früh verstorbenen Doktormutter Brigitte Schlieben-Lange, die meist gemütlich in einer Kneipe ausklangen und besonders ein Lektüreseminar im Vogelsberg sind mir unvergesslich: wir haben an einem Wochenende ein gewaltiges Pensum intensiv durchgearbeitet.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Ich war in Ausländer- und Frauengruppen engagiert. Ansonsten habe ich es genossen, mit Freunden zusammenzuhocken und zu diskutieren. Bei schönem Wetter war ich im Grüneburg- oder Günthersburgpark und habe an der frischen Luft gelesen.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
Meist privat, denn Geld war knapp. Oder spontan auf dem Weg von der Mensa zur UB - für die paar Meter habe ich zuweilen Stunden gebraucht...

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
Erst alleine, dann mit meinem Mann zusammen im Wohnheim in der Ginnheimer Landstraße. Später zogen wir nach Bornheim. Unser Hauptproblem war stets: wohin mit all unseren Büchern - wir haben jeden Pfennig in Bücher investiert und brauchten viele Wände und Regale (zum Glück gab´s dann IKEA).

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Das Gesamtpaket meiner sehr guten Examina, das Voraussetzung für mein Promotionsstipendium war. Mir diese Leistungen unter teils schwierigen Bedingungen selber erarbeitet und verdient zu haben, hat mich gestärkt und unabhängig gemacht. Das wurde meine Grundlage für eine ambitionierte Berufstätigkeit, die das Rückgrat meines Lebens ist und mir viel Freude und Abwechslung bringt.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Mensch sein mit fachlicher Kompetenz, persönlicher Integrität und dem Mut zur eigenen Meinung. Sehr geschätzt habe ich auch, wenn Inhalte didaktisch so klar strukturiert und präsentiert wurden wie in den Vorlesungen meiner Doktormutter Brigitte Schlieben-Lange oder meines Professors für Pädagogische Psychologie Friedrich Matthaei. Als Studierende war ich sicher kritisch und beharrlich, diese Eigenschaften wünsche ich mir auch von meinen Studierenden – mit einer glücklichen Mischung aus Neugier, Gründlichkeit und dem fundierten Blick aufs Ganze.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Trotz dichtgedrängter Curricula den Blick über den Tellerrand des eigenen Faches wagen, sich in den Gremien der Hochschule engagieren, einen Teil des Studiums im Ausland verbringen und Netzwerke knüpfen.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Sie sollte der anregende Ort sein, der wissensdurstige Menschen zusammenführt, die Freude an Forschung und Lehre mit fachlicher und persönlicher Entwicklung, sowie gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden wissen.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Architektin

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
»Andere Leute sind für uns kein Maßstab« - dieser Spruch meiner Mutter hieß früher für mich, daß ich noch lange nicht alles bekam, was für andere Kinder selbstverständlich war. Damals habe ich mich geärgert, aber es hat mich zu Unabhängigkeit und eigenständigen Lösungen geführt. Heute finde ich diesen Spruch klasse!