Leo Kauter

Nach dem Abitur in Koblenz studierte Leo Kauter (Jahrgang 1951) von 1970 bis 1975 Mathematik und Politikwissenschaft für das Lehramt an Gymnasien an der Goethe-Universität. Danach lehrte er in Frankfurt, Dodoma (Tansania) und im Rheingau und beschäftigte sich mit Fragen der Erwachsenenbildung ebenso wie mit der Lehrerfortbildung und Lehrplanentwicklung im Fach Ethik. Heute arbeitet Kauter als Studiendirektor und Leiter des gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeldes an der Internatsschule Schloss Hansenberg in Geisenheim. In dieser Funktion war er maßgeblich an daran beteiligt, die Kooperation zwischen Internat und Goethe-Universität zu etablieren.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Sie war die wesentliche Grundlage für meine spätere Berufstätigkeit an Schulen, in der Lehrerfortbildung und bei der Lehrplanentwicklung. Nach wie vor halte ich einen soliden fachwissenschaftlichen Überblick für eine notwendige (wenn auch nicht hinreichende) Voraussetzung für guten Unterricht. Die großen Freiräume in der Gestaltung des individuellen Studienweges, die damals möglich waren, standen dem Ziel einer gründlichen wissenschaftlichen Orientierung nicht im Wege, vielleicht war sogar das Gegenteil der Fall. Die Nach-68er-Jahre waren bekanntlich vor allem an der Frankfurter Uni geprägt von einem rebellischen und unorthodoxen Widerspruchsgeist; auch dies hat diesen Jahren für mich ein besonderes Gewicht gegeben.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Zur Lektüre klassischer politökonomischer Texte war ein Proseminar angekündigt – zum ersten Termin war der Raum mit über 200 Studierenden bereits derart überbelegt, dass an Mitarbeit nicht zu denken war. Aus einer Gruppe von acht Studierenden, die wie ich deshalb die Veranstaltung verlassen haben, hat sich ein sehr produktiver Arbeitskreis ergeben, der über einige Jahre hinweg aus meinem Studium, meinen politischen Aktivitäten und privaten Festen nicht mehr wegzudenken war.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Wie das in jenen Jahren so war: das Private (und damit auch die Freizeit) galt als politisch. Es gab Demos zu allem und jedem; Häuser wurden besetzt (und auch wieder geräumt)... Da es um nichts weniger als um die Lösung aller Weltprobleme (und zwar sofort) ging, blieb auch die Freizeit angefüllt mit spaßigen, kreativen, einigen albernen und wahrscheinlich zu ernst genommenen Aktivitäten rund um alles, was als politisch verstanden wurde (und das war, wie gesagt, eigentlich alles).

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
Kneipen in Bockenheim und im Nordend, privat, Kiesgruben…

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
Eine Weile in einer Zweierbeziehung, eine Weile im Studentenwohnheim in der Ginnheimer Landstraße, eine Weile mit ein paar Leuten in einer WG, die in ähnlichen Studiengängen und politischen Zusammenhängen steckten wie ich.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Schwer zu sagen: Mir gefallen die Vielfalt und die Abwechslung in den unterschiedlichen und sich ändernden Schwerpunkten meiner beruflichen Arbeitsfelder gut. Dass einige meiner Bemühungen ihren Niederschlag in Veröffentlichungen und institutionellen Strukturen gefunden haben, freut mich auch.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Wissenschaftliche Tiefe, Geduld, Begeisterung, Neugier – und Fleiß!

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Vieles ausprobieren, engagiert an Neues herangehen.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Wie der Campus Westend!

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Da ich gerne Lehrer bin: eine schwierige Vorstellung. Vielleicht hätten mich die Wirtschaftwissenschaften einschließlich ihrer mathematischen Bezüge interessiert.

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Der nächste Marathon ist fast immer der schönste.