Roland Koch

Der Hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) studierte an der Universität Frankfurt Rechtswissenschaft von 1978 bis zum ersten Staatsexamen 1982. Im Jahr 1985 folgten das zweite juristische Staatsexamen und die Zulassung zum Rechtsanwalt. Als Spezialist für Wirtschafts- und Wettbewerbsrecht übte er diesen Beruf bis zu seiner Wahl zum Ministerpräsidenten 1999 aus.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Obwohl ich mich schon in der Schulzeit sehr klar entschieden hatte, nicht nur Jurist, sondern Rechtsanwalt zu werden, hat mir die Universität viele Perspektiven eröffnet, mit denen ich nicht gerechnet hatte. So hatte ich beispielsweise die Chance, auch etwas Volkswirtschaft zu hören. Vor allem aber habe ich manchen Hochschullehrer kennen gelernt, der mich unabhängig von seiner fachlichen Meinung sehr beeindruckt hat. Es war eine äußerst spannende Zeit, auch wenn ich sehr darauf geachtet habe, möglichst schnell die Universität wieder zu verlassen. Denn ich wollte ja in den Beruf.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Meine Seminare im öffentlichen Recht sind mir am besten in Erinnerung geblieben. Die meisten, die ich besucht habe, hat übrigens der heutige Präsident der Frankfurter Uni, Prof. Rudolf Steinberg, gehalten. Er war mein Lehrer. Dabei habe ich mich unter anderem mit Genehmigungsverfahren für Großanlagen wie Kraftwerke oder Flughäfen beschäftigt – offensichtlich in weiser Voraussicht.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Sicherlich ist die meiste Zeit schon damals für mein Hobby Politik draufgegangen. Und ansonsten war es im Winter das Skilaufen, im Sommer das Tennis.

Wo trafen Sie sich mit Ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
Zwischen dem Frankfurter Wäldchen und Sachsenhausen – wenn ich dafür Zeit hatte.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
In meinem Elternhaus in Eschborn.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Zwei juristische Staatsexamen zu bestehen, war sicherlich mein wichtigster akademischer Erfolg. Mein größter beruflicher Erfolg war neben der Tatsache Ministerpräsident geworden zu sein, eine erfolgreiche Anwaltskanzlei gegründet und geführt zu haben.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Ein Hochschullehrer sollte nicht nur fundierte Kenntnisse über sein Fach mitbringen, sondern auch wissen, wie man sie vermittelt. Am leichtesten fällt dies, wenn er mit seiner eigenen Begeisterung für das Fach die Studentinnen und Studenten dafür anstecken kann. Wenn dann auch noch hinzukommt, dass er stets ein offenes Ohr für die Studierenden hat, ist das ideal.
Studierende wiederum müssen Neugier und Wissensdurst mitbringen. Engagement und Interesse für die gewählten Fächer sind unerlässlich, wobei ich sehr dazu rate, mal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Nur sollte man aufpassen, dass man dabei sein Ziel nicht aus den Augen verliert.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Jeder sollte an seinem gewählten Beruf Freude haben. Schließlich nimmt der Job oftmals mehr als acht Stunden des Tages in Anspruch. Daher sollte man vor Studienbeginn gut überlegen, wo die eigenen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten liegen. Dabei gilt es auch, die Chancen auf dem Arbeitsmarkt mitzubedenken. Vor allem sollte man neben dem Studium vielfältige praktische Erfahrungen sammeln. Das hilft, den geeigneten Job zu finden und anderes für sich auszuschließen.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Die Universität ist und bleibt für mich ein Ort des Lernens, des Lehrens und des Forschens. Jede Hochschule sollte dabei ihr eigenes Profil entwickeln. Dafür brauchen sie die Freiheit, sich selbst zu organisieren und selbst zu entscheiden, wo sie ihre Schwerpunkte setzen. Beispielhaft dafür stehen die Technische Universität Darmstadt und die Johann Wolfgang Goethe-Universität. Und durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Unternehmen und außeruniversitären Einrichtungen können Forschungsergebnisse dann auch schneller in praktische Anwendungen umgesetzt werden.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Als kleiner Junge wollte ich gern Polizist werden. Vielleicht hätte ich aber auch mein Hobby zum Beruf gemacht und würde in einem kleinen, aber feinen Restaurant leckere Pastagerichte auftischen.

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Geht nicht, gibt’s nicht.