Dr. Klaus Schaefer

Seine Promotion am 5. Februar 2009, der ein 13-semestriges Jurastudium vorangegangen war, sorgte sogar in den Frankfurter Medien für Aufsehen – denn nur höchst selten kommt es vor, dass ein 87-jähriger Promotionsstudent den Doktortitel verliehen bekommt.

Klaus Schaefer (Jahrgang 1921) erfüllte sich mit seiner Arbeit über den Prozess gegen Otto John einen Jugendtraum: Aufgrund seiner halb jüdischen Herkunft war es ihm nach dem Abitur 1938 nicht möglich gewesen, das erstrebte rechtswissenschaftliche Studium sofort aufzunehmen. Stattdessen studierte der gebürtige Frankfurter zunächst Chemie in Berlin, entkam durch glückliche Umstände den Nachstellungen der Nationalsozialisten, gründete nach diversen Zwischenstationen Anfang der 60er Jahre eine europaweit erfolgreiche Verkaufsgesellschaft für Hochvakuumpumpen und schrieb sich 2001 schließlich doch noch als Jurastudent an der Goethe-Universität ein.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Ein Kolloquium im Jahr 2003, bei dem Norbert Ehrenfreund einen Vortrag ‚The legacy of the Nurenberg trial‘ hielt. Nach einer Diskussionsbemerkung von mir (KS) entstand ein Wortwechsel mit Prof. Peter-Alexis Albrecht (PA).

PA: Ich wollte Sie schon immer fragen, warum Sie sich das antun, im hohen Alter noch Jura zu studieren? 
KS: Ich bin auf der Suche nach der Gerechtigkeit.
PA: Und haben Sie sie gefunden?
KS: Nein, aber ich bin ja erst im 4. Semester. (Gelächter.)
Anschließend folgte das Angebot von Prof. Cornelius Prittwitz, mich als Doktorand anzunehmen.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Soweit mir überhaupt Freizeit blieb (meine Frau erlitt im Januar 2002 eine Gehirnblutung) Gartenarbeit und später, als meine Frau sich überraschend gut erholt hatte, gemeinsames Reisen.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
Sehr selten. Im ersten Semester eine Dreier-Arbeitsgemeinschaft bei mir zu Hause.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums?
Mit meiner Frau im eigenen Einfamilienhaus

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Akademisch die Promotion 2009. Beruflich die Gründung der Klaus Schaefer GmbH 1963, die nach meinem Ausscheiden als Geschäftsführer und Verkauf der Mehrheit der Geschäftsanteile der Schweizer Holding im Jahr 2000 unter dem Namen Schaefer Technologie GmbH weiter besteht.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Hochschullehrer sollten nicht nur fachlich souverän, sondern auch didaktisch hervorragend sein. Eine Vorlesung sollte nicht, wie in meiner Jugend (ich habe zuerst Chemie und Elektrotechnik studiert), wörtlich genommen werden, sondern die Hörer durch Frage und Antwort einbeziehen, ohne dass die Vorlesung deswegen wie eine Schulstunde ablaufen muss.

Die Studierenden sollten neben einer guten Schulbildung, die ihre Studierfähigkeit vermuten lässt, ein ernsthaftes Interesse an dem gewählten Fach zeigen und nicht auf die Frage, warum sie das Jurastudium gewählt haben, antworten „Wegen der Kohle“ (mehrfache Antwort auf eine Umfrage in einer vorlesungsbegleitenden Übung im 1. Semester!) oder als BAföG-Empfänger zur Verbesserung der Arbeitslosenstatistik beitragen (sarkastische Bemerkung von Prof. Albrecht in der Erstsemester-Strafrechtsvorlesung mit 450 neu Immatrikulierten).

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Ernsthaft zu studieren und nicht zu bummeln.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Die Frankfurter Stiftungsuniversität ist ein Modell, das Nachahmung verdient. Die Universitäten sollten Recht und Pflicht haben, die Studierenden selbst auszuwählen.

Das Abitur darf bei dem heutigen Zustand der Schulen nicht das alleinige Kriterium für die Zulassung zum Studium sein. Geeignete Bewerber sollten ohne Rücksicht auf sozialen oder ‚migratorischen‘ Hintergrund die Möglichkeit zum Studium durch eine Aufnahmeprüfung auch ohne Abitur erhalten. Die Hochschulen sollten personell in die Lage versetzt werden, diese Prüfungen durchzuführen. Die Kosten werden leicht durch die Einsparungen aufgefangen, die in den Massenuniversitäten durch die hohe Zahl der nicht wirklich Studierwilligen oder Studierfähigen verursacht werden.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Ich hatte andere Berufe – Jura war mein Wunsch schon in der Schulzeit.

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Tu’s gleich, das Nächstliegende zuerst. Leider in  der Praxis oft: Schiebe alles auf bis zur letzten Minute! Nebenmotto: Carpe diem!