Dorotheé Weber-Bruls

Nach einem Studium der Physik und Geophysik an der Universität Frankfurt wurde Dorothée Weber-Bruls 1991 bei Prof. Bruno Lüthi mit einer Arbeit über die exotische Supraleitung von Schweren Elektronen promoviert. Anschließend trat sie eine Ausbildung zum Deutschen und Europäischen Patentanwalt bei der Anwaltssozietät Boehmert & Boehmert an, der sie heute als Partnerin angehört. Als Patentanwältin vertritt sie unter anderem die Universitäts-Tochtergesellschaft Innovectis und berät somit zu Erfindungen aus der Goethe-Universität. Die Verbindung zu ihrer Alma mater lebt darüber hinaus durch eine Vorlesung am Fachbereich Physik mit dem Titel "Exkursion ins Patentrecht anhand von Fallbeispielen".

Welche Bedeutung hat Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Während des Studiums der Physik und Geophysik habe ich nicht nur das Handwerkszeug für meinen heutigen Beruf als Patentanwalt erlernt, sondern auch das logische Angehen von Problemstellungen. Meine Zeit im Labor hat neben meiner Ausdauerfähigkeit auch mein Gefühl für technische Abläufe geschult. Durch das Studium ist mein Interesse an naturwissenschaftlichen Fragestellungen und der Weiterentwicklung auf allen Gebieten der Technik verstärkt worden und hält bis heute an, so dass mich das ständige Auseinandersetzen mit Neuentwicklungen im täglichen Alltag noch stets erfüllt.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Neben der eindrucksvollen Einführungsvorlesung zur experimentellen Physik von Prof. Werner Martienssen, einschließlich alljährlichen Zauberveranstaltungen, habe ich insbesondere die zahlreichen Möglichkeiten des Arbeitens in anderen Labors geschätzt, wie der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt als Studentenpraktikant sowie an den Instituten in Frankreich, wo ich auch meinen Mann kennengelernt habe. Das Mitorganisieren einer internationalen Konferenz (Conference on Crystal Field Effects and Heavy Fermion Physics, 1988) mit einem Abschlussdinner im Senckenberg-Museum unter Dinosaurier-Skeletten ist eine weitere schöne Erinnerung. Nie vergessen werde ich außerdem eine Reportage für die Zeitschrift Bunte über ›Frauen in der Physik‹, wofür ich, in Szene gesetzt wie eine Hausfrau am Herd, an Knöpfen eines Frequenzgenerators drehend, komplett mit wabernden Stickstoffdämpfen umgeben, fotografiert wurde.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Neben Treffen mit Freunden und Reiten war Reisen stets meine größte Leidenschaft. Das Kennenlernen anderer Länder, insbesondere deren Kultur, Geschichte sowie auch Sprache, stellte einen Gegenpol zu der rein naturwissenschaftlichen Ausrichtung meiner Ausbildung dar.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitätsveranstaltungen?
Vor Eintritt in das Physikalische Institut habe ich mich im Wesentlichen in privaten Wohnungen mit KommilitonInnen verabredet. Später haben wir uns dann häufig gegenüber vom alten Physikalischen Institut in Bockenheim, im Café Bauer, zusammengefunden. Auch die Labore des Physikalischen Instituts dienten als Treffpunkte.

Wo wohnten Sie während des Studiums? Wenn es eine WG war - mit wem lebten Sie zusammen?
Am Anfang meines Studiums wohnte ich noch zuhause. Später bin ich dann mit meinem Mann zusammengezogen, erst nur während meiner Messaufenthalte in Frankreich und dann in Sachsenhausen.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Vielleicht ist mein wichtigster Erfolg darin zu sehen, dass sich eine Vielzahl von kleineren Erfolgserlebnissen aneinandergereiht haben, wie mit jeder wissenschaftlichen Veröffentlichung während meiner Forschungstätigkeit, meiner Promotion, jedem Filmbeitrag, meiner Verpartnerung bei Boehmert & Boehmert sowie den zu meinen Gunsten entschiedenen Verfahren seit meiner Tätigkeit als Patentanwalt. Persönlich hat es mich zudem besonders gefreut, als ein Richter am Bundespatentgericht seine letzte mündliche Verhandlung vor seinem Ruhestand so gelegt hat, dass er noch einmal über meine Ausführungen zu einer Erfindung entscheiden konnte. Natürlich ist auch das stete Wachstum meines Büros in Frankfurt mit zur Zeit 21 Mitarbeitern ein weiterer Erfolgsbaustein.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer bzw. Studierende mitbringen?
Ich finde, dass die Neugier die wichtigste Eigenschaft sowohl eines Hochschullehrers als auch eines Studierenden sein sollte. Zu dieser Neugier sollten sich dann noch Ausdauerbereitschaft, Kreativität, Weitsicht und Freundlichkeit zumindest dazu gesellen, sowohl für das Miteinander zwischen Hochschullehrern und Studierenden als auch für das Vorantreiben der jeweiligen Wissenschaft.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Studiert das, was Ihr spannend findet, Euch begeistert.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Ich wünsche mir einen Ort unabhängiger Forschung (sowohl praxisbezogen als auch ›ins Blaue hinein‹) und hochkarätiger Lehre.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten - wofür hätten Sie sich entschieden?
Während meiner Kindheit hatte ich zahlreiche Berufswünsche, die weitab von dem liegen, womit ich mich heute beschäftige. Vom Tierarzt bis zum Hotelbesitzer war alles vertreten. Aus heutiger Sicht glaube ich jedoch nicht, dass ich in einem dieser Berufe glücklich geworden wäre. Nur der Beruf des Richters reizt mich bis heute, und zwar wegen seiner Unabhängigkeit.

Wie lautet heute Ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Wenn wir heute nichts verändern, leben wir morgen im Gestern.