Die Studie „Fundament Mehrsprachiger Unterricht“ (FuMU)

Was Schülerinnen und Schüler zum Einsatz ihrer Muttersprache im Fremdsprachenunterricht sagen

 

Für den schulischen Kontext wird der Aspekt der Mehrsprachigkeit von verschiedenen Perspektiven aus beleuchtet. Zum einen besteht der Wunsch, die Schülerinnen und Schülern in mehr als einer Fremdsprache zu bilden, zum anderen wird davon ausgegangen, dass das Erlernen einer neuen Sprache durch eine Förderung der bisher vorhandenen Sprache profitiert. Darüber hinaus ist es die bereits (sprachlich) heterogene Zusammensetzung der Schülerschaft, welche eine Vielzahl an Sprachen mit ins Klassenzimmer bringt. Diese hohe und authentische Verdichtung von Sprache und Kultur auf engem Raum kann genutzt werden, um z.B. sprachliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu thematisieren, die Lerner zu Experten einzelner Sprachen werden zu lassen oder einfach die Vielfalt zu erleben. Diese Vielfalt ist es, welche in einem lernerorientierten Fremdsprachenunterricht phasenweise zugelassen werden sollte, da sich ein Sinn ergeben kann, wenn das Erlernen etwas Neues an Bekanntes, Alltägliches und relevantes – sprich an die Alltagssprache der Lerner – angeknüpft wird.

Im Bereich der Forschung existieren bereist vielfältige Bemühungen, die Effekte, welche durch den Einbezug der Muttersprachen der Lerner erzeugt werden können, zu identifizieren. Ferner gibt es Unterrichtsmodelle und Gesamtsprachencurricula, die versuchen, Wege aufzuzeigen, wie die Mehrsprachigkeit im Unterricht genutzt werden kann. Allerdings existiert bislang keinerlei Information darüber, wie die Schülerinnen und Schüler der Verwendung ihrer Muttersprachen gegenüber stehen. Allgemeinhin lassen sich gute Argumente für die Nutzung dieser finden, aber ein lernerorientierter Unterricht sollte auch die Lernenden befragen. So gibt es Stimmen, wie die des spanischen Autor Richard Rodriguez (1996), welcher den Zwang seine als privat empfundene Sprache Spanisch neben der offiziellen Schulsprache Englisch lernen zu müssen, als Belastung empfindet. Um solche negativen Effekte zu identifizieren und ihnen vorbeugen zu können, untersucht die Studie FuMU (Fundament mehrsprachiger Unterricht) die Einstellungen von Lehrkräften, Eltern und Lernern zum Einsatz der Muttersprachen der Schülerinnen und Schüler im Fremdsprachenunterricht. In einem ersten Schritt wird gefragt, welche Einstellungen, Haltungen und Motivationen die Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen in der 8. und 9. Klasse zum Einsatz ihrer Muttersprachen im (Englisch-)Unterricht äußern. Erhoben werden die subjektiven Einstellungen per Fragebogen, um zunächst eine möglichst große und repräsentative Anzahl an Lernern erreichen zu können. Zudem soll auch herausgefunden werden, ob und wie häufig Englischlehrkräfte die Herkunftssprachen ihrer Schülerinnen und Schüler im Unterricht thematisieren. Spezielle Fälle sollen zusätzlich im Anschluss interviewt werden.

Ziel der Studie ist es, herauszufinden, wie häufig Herkunftssprachen der Schülerinnen und Schüler 8. und 9. Klassen in den Englischunterricht einbezogen werden und wie ein möglicher Einbezug bzw. das Ausblenden der Herkunftssprachen von den Schülerinnen und Schülern bewertet wird. Gleichzeitig sollen Englischlehrkräfte zu ihrer Unterrichtspraxis in Bezug auf Mehrsprachigkeit befragt werden. Es ergeben sich daher folgende Forschungsfragen:

 

  • Inwieweit werden andere Sprachen außer der Zielsprache Englisch aus Schülersicht in den Unterricht integriert?

  • Wie wird/würde eine solche Integration von den Schülerinnen und Schülern bewertet?

  • Inwieweit nutzen Schülerinnen und Schüler mit mehrsprachigem Hintergrund ihre L1 im Englischunterricht?

  • Inwieweit integrieren Englischlehrkräfte die Herkunftssprachen der Schülerinnen und Schüler in den Unterricht?

 

Die Studie wurde im Sommer 2014 pilotiert, erste Ergebnisse werden Ende 2014/Anfang 2015 publiziert. Im Anschluss an die Pilotstudie erfolgt die Hauptstudie, in welcher ca. 500 Schülerinnen und Schüler befragt werden sollen.