Gastvortrag von Prof. Dr. Richard Wolin (New York)

Montag, 24.11.2014, 16 Uhr c.t. (Casino, Raum 1.801)

Veröffentlicht am: Mittwoch, 19. November 2014, 16:00 Uhr (2014-11-19)

Zeit: Montag, 24.11.2014, 16 Uhr c.t.

Ort: Campus Westend, Casino, R. 1.801

Zum Vortrag:

Martin Heidegger hat die Schwarzen Hefte, die kürzlich in deutscher Sprache veröffentlicht worden sind, als Höhepunkt der aus 102 Bänden bestehenden Gesamtausgabe seiner Werke vorgesehen. Diese Aufzeichnungen beinhalten eine starke Bekräftigung seines intellektuellen Engagements für den Nationalsozialismus und stellen – als solche – eine unumkehrbare Tatsache der Heidegger-Forschung dar. Zugleich offenbaren die Schwarzen Hefte auf verstörende Weise Heideggers Obsession mit Blick auf das „Weltjudentum“, das auf äußerst negative und klischeehafte Weise konstruiert wird: als grundlegende Quelle kulturellen und gesellschaftlichen Verfalls, die es zu eliminieren gelte, um die „innere Wahrheit und Größe“ des Nationalsozialismus zu verwirklichen, wie Heidegger selbst es 1935 formulierte. Wie soll man mit dem Dilemma der Auseinandersetzung mit einem großartigen Denker umgehen, der vollständig davon überzeugt blieb, dass das Nazi-Regime – mitsamt seinem hemmungslosen Rassismus und dem auf Vernichtung drängenden Militarismus – eine angemessene Lösung des Problems des „Niedergangs des Westens“ darstelle?    

Zum Referenten:

Richard Wolin ist Distinguished Professor of History, Political Science and Comparative Literature am CUNY Graduate Center in New York. Zu seinen Publikationen, die in zehn Sprachen übersetzt wurden, zählen Bücher wie: Heidegger’s Children: Hannah Arendt, Karl Löwith, Hans Jonas, and Herbert Marcuse (2001); The Seduction of Unreason: the Intellectual Romance with Fascism from Nietzsche to Postmodernism (2005); und The Wind From the East: French Intellectuals, the Cultural Revolution and the Legacy of the 1960s (2012) – letzteres Buch wurde kürzlich von der Financial Times als eines der besten Bücher des Jahres 2012 charakterisiert. Richard Wolin schreibt regelmäßig über intellektuelle und politische Themen für Zeitschriften wie The New RepublicThe Nation und Dissent.