Schulprogrammarbeit

Laufzeit:
2000-2016

Leitung:
Prof. Dr Andreas Gruschka

MitarbeiterInnen:
Dr. Ellen Martin
Marion Pollmanns
Dr. Michael Tiedtke

Beschreibung:
Die Analyse aktueller Entwicklungen der Schule fokussieren wir - als Teil des übergreifenden Projekts "Wandel von Schule" - zurzeit auf die Bemühungen zur inneren Schulreform. Bundesweit ist derzeit im öffentlichen Schulsystem die wohl größte Reforminitiative der letzten Jahrzehnte zu verzeichnen. Sie erfolgt weitgehend ohne eine empirisch angelegte Forschung. Die administrativ gewünschte und vielerorts sogar verordnete "Schulprogrammarbeit" ist ein Reforminstrument, das im ganzen Schulsystem Deutschlands Anwendung finden soll: Die Schulen sind dazu aufgefordert, ein Schulprogramm zu schreiben, und sollen dadurch in eine produktive "Krise" geraten, durch die sie sich in ihrer pädagogischen Arbeit neu bestimmen. Initiiert werden soll so eine Reform der sonst in Routinen festgefahrenen Einzelschulen.

In diesem Zusammenhang reagiert unser Projekt auf ein zentrales schultheoretisches Wissensdefizit: Über das Verhältnis von Intention und Wirkung einer solchen Reformstrategie existieren kaum empirische Untersuchungen. Das ist umso verwunderlicher, als mit vergleichbaren Instrumenten im In- und Ausland schon über viele Jahre Erfahrungen gemacht wurden. Strukturanalysen aus empirischen Beobachtungen von Schulen liegen bislang nicht vor.

Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt zielt auf die Bestimmung von akteursabhängigen Bedingungen des Gelingens und Scheiterns des Reformimpulses "Schulprogrammarbeit". Es richtet seinen Blick daher nicht nur auf die Einzelschulen, sondern auf alle Beteiligten, angefangen bei den Initiatoren des Prozesses, den jeweiligen Kultusministerien. Beantwortet werden soll damit die schultheoretisch interessante Frage, welche Faktoren für die innere Reform von Einzelschulen wie für das öffentliche Schulsystem insgesamt ausschlaggebend sind.

Mittels des Reforminstrumentes der Schulprogrammarbeit soll in den Schulen ein neues Bewusstsein der Verantwortung für die pädagogische Arbeit gestiftet, das jeweilige pädagogische Profil geschärft, betriebswirtschaftliche Rationalisierung eingeführt und ein neues Verhältnis zwischen Schulverwaltung und Schule begründet werden.

Die Schulprogrammarbeit zielt damit unmittelbar kritisch auf die Routinen aller Akteure im Schulsystem, d.h. versucht diese durch eine "Krise" zur Reflexion und zur Veränderung ihrer Praxis zu bewegen. Schulen etwa könnten verwundert nachfragen: "Wieso sollen wir ein ‚Schulprogramm' schreiben? Wir haben doch von Montag bis Freitag ein ‚Programm'!?" Eine solche Nachfrage wäre angesichts der institutionellen Verfasstheit von Schule nicht unvernünftig, nährt diese doch systematisch betrachtet Zweifel an den Erfolgsaussichten der "Kriseninduktion": Die Erwartungen an die Wandlungsfähigkeit letztlich weiterhin direktiv gesteuerter und zentral verwalteter Systeme sind theoretisch ungedeckt.

Um hier schultheoretische Aussagen treffen zu können, wollen wir den Prozess der Schulprogrammarbeit empirisch nachzeichnen: von den Verlautbarungen des Kultusministeriums über die Umsetzungen der Schulbehörden zu den Reaktionen der Schulleitungen und Kollegien. Am Ende soll eine Typologie stehen, die beschreibt, welche Reformstrategien bei welchen Schulen Aussicht auf Erfolg haben.

Nähere Informationen zu dieser Untersuchung sind in der Projektbeschreibung und einer das Unternehmen illustrierenden ersten Fallstudie enthalten. Studierende, die daran interessiert sind, Dokumente, die im Kontext der Schulprogrammarbeit von Schulleitern, Lehrern, Schulaufsichtsbeamten etc. erstellt wurden, zu analysieren, sind eingeladen, sich am Projekt zu beteiligen (Kontakt über Nicole Köck oder Marion Pollmanns, s.o.).