Wie viel Medienkompetenz benötigt eine Lehrkraft?

Was ist überhaupt Medienkompetenz?

Medienkompetenz ist ein neuer Modebegriff und in aller Munde. Als Basis- oder gar Schlüsselkompetenz für das spätere Berufsleben wird dieser Begriff zuweilen gehandelt obwohl man sich in verschiedenen didaktischen bzw. pädagogischen Kreisen durchaus nicht einig ist, was darunter denn nun eigentlich zu verstehen sei. Handelt es sich um didaktische Einsichten im die Nutzung neuer Medien im Alltag oder sind damit schlichte Bedienkompetenzen von Hard- und Software zu verstehen? Abgesehen von der durchaus nicht einfachen Definition und Angrenzung zu anderen Begriffen wie z.B. ICT-Knowledge sollen hier ein paar Gedanken zum Thema Medienkompetenz und dem Bedarf für die Schule zum Ausdruck gebracht werden.

Was haben Bildungsstandards mit Medienkompetenz zu tun?

Vor dem Hintergrund neuer Bildungsstandards stellt sich die Frage, wie Schüler mit neuen Medien lernen und Kompetenzen in diesem Bereich erlangen. Wie der Bundesbildungsbericht 2006 zeigt, geschieht dies weitgehend nicht im schulischen Umfeld. Im Hinblick auf Chancengleichheit sollte Schule aber einen wesentlichen Beitrag zum Medienkompetenzerwerb leisten.

Wie erwirbt man Medienkompetenz?

Um Medienkompetenz vermitteln zu können, müssen Lehrkräfte über entsprechende Qualifikationen verfügen. Wie erwerben sie diese? Für die in Ausbildung befindlichen Lehrkräfte der Phasen I und II, d.h. für Studium und Referendariat/Vorbereitungsdienst wurden Standards von der KMK 2004 beschrieben (KMK 2004). Werden diese tatsächlich in Studien- und Ausbildungsplänen umgesetzt, werden zukünftig Lehrkräfte entsprechende Kompetenzen erworben haben. Dagegen ist die Medienkompetenz von Lehrkräften im Schuldienst heterogen, oftmals kaum vorhanden, gleichwohl werden sie aber mit entsprechenden Anforderungen täglich konfrontiert.

Lehrkräfte im Bereich der Medienkompetenz nachzuschulen ist damit ein wichtiges Anliegen. Dies verdeutlicht auch die im Oktober 2006 veröffentlichte Studie mit dem Titel „Lehre oder Leere?“ ((N)ONLINER-Atlas 2006), die den geringen Einsatz neuer Medien im Fachunterricht zeigt. Als Beispiel: nur 7 % aller deutschen Chemielehrkräfte setzen den PC im Unterricht ein. Aus einer eigenen Umfrage im Jahr 2005 (Weiß, Bader, unveröffentlicht) an 148 hessischen Schulen zur Ausstattung mit neuen Medien in Chemie werden mögliche Gründe ersichtlich: Die Ausstattung wird in über 2/3 aller Fälle als nicht gut bezeichnet. Nur vier der befragten Fachsprecher gaben an, dass die Lehrkräfte im Umgang mit der Software gut geschult seien.

Vor dem Hintergrund dieser Situation wurde im Rahmen des Projektes „Lehr@mt“ das auf diesen Seiten vorgestellte Fortbildungsmodell entwickelt.

Da Medienkompetenz nur dann erwerbbar und für den Unterricht nutzbar ist, wenn dies an konkreten methodischen als auch fachinhaltlichen Beispielen erfolgt, wurden die Kurse als Blended-Learning-Angebote entwickelt, bei dem etwa die Durchführung eines Webquests oder das Arbeiten mit einem Chemiezeichenprogramm zu einem Lehrplanrelevanten Thema erfolgt.

Wie viel Medienkompetenz ist nötig?

Dies sei einmal exemplarisch für die Nutzung von Webquests im Unterricht beschrieben:

Je nachdem, wie intensiv man sich mit dem Thema Neue Medien im Allgemeinen – und Webquests im Speziellen - beschäftigen möchte, benötigt man mehr oder weniger ausgeprägte und auf die Sache bezogene Kompetenzen:

  • Um sich zunächst einmal über Webquests zu informieren, kann man ein Buch oder einen Artikel zur Hand nehmen oder im Internet recherchieren. Bis hierher sollte es keine Probleme geben.
  • Die Durchführung eines Webquests in der Klasse ist die nächst höhere Stufe. Dazu muss man einen Computerraum organisieren, die Schüler in die Methode einweisen und während der Arbeitsphase als Tutor für Fragen zur Verfügung stehen.
  • Eine weitere Kompetenzstufe muss erreicht werden, wenn Webquests an die eigenen schulischen Bedürfnisse angepasst oder selbst erstellt werden sollen, da hierbei der Umgang mit HTML-Editoren nötig ist.
  • Mit Schülern schließlich selbst Webquests zu erstellen ist die höchste Stufe im Hinblick auf Medienkompetenz.

Wie sieh es mit meiner eigenen Medienkompetenz aus?

Da es keine definierten Standards für Lehrkräfte im Schuldienst gibt, fehlt die Möglichkeit der Orientierung.

Es zeigt sich am Lehrerfortbildungszentrum, dass die Vorkenntnisse der Kursteilnehmer sehr heterogen sind. Es ist daher für die Zukunft zu überlegen, die Angebote an Kompetenzstufen zu orientieren, denen sich Lehrerinnen und Lehrer durch geeignete Testverfahren, (z.B. in einer Art Selbsttest) zuordnen können, um das für sie am besten geeignete Angebot auszuwählen. Von der Universität Zürich wurde ein Selbsttest entwickelt, der die Kompetenzen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT-Knowledge, Information and Communications Technology) von Schülern testen kann – und der auch ganz gut geeignet ist, den eigenen Standpunkt zu bestimmen…

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