Geomagnetik 2014:

Im August 2014 konnten dank der Förderung durch die Fritz Thyssen Stiftung erstmals geomagnetische Prospektionen auf einer insgesamt 6 ha großen Fläche im Vorstadtareal Olbias zur Vorbereitung des eigentlichen Forschungsprojektes durchgeführt werden.

Olbia. Geomagnetische Messungen durch Dr. Arno Patzelt
(Foto Fornasier, 2014).

Die Ergebnisse dieser geomagnetischen Untersuchungen, die in Kürze in einem Vorbericht detailliert vorgestellt werden, ermöglichen es, wichtige Fragen zur Ausdehnung, Struktur und Gliederung dieses bislang nicht erforschten Areals archäologisch gezielt zu untersuchen. So können – in einer ersten Arbeitsthese – viele der nachgewiesenen Anomalien aufgrund ihrer bemerkenswerten Übereinstimmung zu feldarchäologisch gesicherten Ergebnissen im Kernstadtareal als Grubenhausstrukturen und sie umgebene Vorratsgruben interpretiert werden.

Olbia. Vorstadt. Magnetogramm aus dem Bereich der Weststraße.
Signifikante Anomalien beiderseits des
Straßenverlaufs (Magnetogramm Patzelt, 2014).

In ihrer Lage und Größe entsprechen diese Anomalien etwa den im Grabungsareal АГД freigelegten Grubenhäusern des 6. Jhs. v. Chr., die sich dort ebenfalls entlang der Straße orientieren und im rückwärtigen Raum in unregelmäßigem Muster und von zahlreichen Vorrats- und Abfallgruben umgeben angelegt sind.

Olbia. Kernstadtareal. Grubenhausstruktur der archaischen Zeit
nahe des westlichen Temenos, museal konserviert
(Foto Fornasier, 2014).

Eine oberirdische Stein-/Lehmarchitektur, wie sie für die Kernstadt der klassischen Zeit bereits charakteristisch ist, konnte demgegenüber im Magnetogramm nicht aufgezeigt werden. Dies ist ein erster deutlicher Hinweis darauf, dass in der Qualität und Gestaltung der Wohnareale im Kern- und Vorstadtareal tatsächlich beachtliche Unterschiede existiert haben.
Auch für die Frage nach der Ausdehnung der Vorstadt konnten wichtige Anhaltspunkte ermittelt werden. Einerseits fanden sich direkt westlich des Stadttores keine konkreten Hinweise auf eine Vorstadtbebauung, andererseits zeigt sich in der Messfläche 7 auf einer Länge von mehr als 45 m eine lineare Anomalie, die – analog zu vergleichbaren Befunden in anderen Bodendenkmälern – sehr gut einem Wall-Graben-System und damit einer Eingrenzung des Vorstadtareals entsprechen konnte. In den Grabungskampagnen 2015–2017 ließ sich diese These eindrücklich bestätigen, wodurch das deutsch-ukrainische Forschungsteam erstmals in der Lage ist, eine konkrete Neuberechnung der Vorstadtfläche durchzuführen.

Lit.: А. В. Івченко/А. В. Буйських/Й. Форнас‘є/А. Патцельт, Результати попередніх геофізичних досліджень в Олвії. In: Д. Н. Козак (Hrsg.), Археологiчнi Дослiдження в Україні 2014 (Kiev 2015) 144–146; A. Patzelt/J. Fornasier/A. Buyskikh/A. Ivtchenko/A. Kuzmischev, Geomagnetic prospection in the suburb of Olbia Pontike – an ancient Greek Colony in the northern Black Sea area, Ukraine. ISAPNews 45, 2016, 3–6; А. В. Буйских/Й. Форнасье/А. Г. Кузьмищев, Предместье Ольвии в свете новых украинско-германских исследований. In: Записки Института истории материальной культуры РАН 14 (Санкт-Петербург 2016) 46–57; J. Fornasier/A. V. Bujskich/A. G. Kuz’miščev/A. Patzelt/M. Helfert/N. Kratzsch, Vor den Toren der Stadt. Deutsch-ukrainische Forschungen in der Vorstadt von Olbia Pontike. Archäologischer Anzeiger 2017, 1, 19–61.