EMiL

EMIL - Einflussgrößen und Mechanismen der sozialen und ethnischen Herkunft für die individuelle Lernentwicklung und schulische Erfolge

Projektleitung: Prof'in. Dr. Tanja Betz, Prof. Dr. Marcus Hasselhorn 

Projektmitarbeiterin: Laura B. Kayser (Dipl.-Soz./B.A.)

Robert Körner (M.A. Soziologie), Marie-Therese Steiner (Dipl.-Päd.)

Förderung:

Laufzeit:  2011 – 2014

Stichworte: soziale Herkunft, Bildungsungleichheit, Familie als Bildungsort, Eltern, empirische Bildungsforschung, Grundschule, Schulerfolg

Projektbeschreibung

Im Projekt EMiL wird analysiert, welche Prozesse hinter den beobachtbaren Zusammenhängen von Herkunftsbedingungen (insb. soziale Herkunft und Migrationshintergrund) und schulischem Erfolg in der Grundschule stecken. Die Fragestellung geht dabei von der empirisch fundierten und theoretisch begründeten Annahme aus, dass Herkunftsbedingungen von Familien ein bedeutsames Faktorenbündel darstellen, welche die schulischen Erfolge von Kindern beeinflussen. Neben dem sozioökonomischen Status spielt dabei auch der Migrationshintergrund einer Familie eine entscheidende Rolle. Damit sind Eltern wichtige Akteure im Prozess der Re-Produktion von Bildungsungleichheit bereits in der Grundschule. Die Familie bzw. die Eltern und ihre Überzeugungen und ihr Handeln gilt es daher theoretisch und empirisch genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn als primäre Sozialisationsinstanz stellt die Familie einen wichtigen Bildungsort für Kinder dar, an dem vermittelt über alltägliches Handeln und (schulbezogene) Einstellungen, Bildungschancen eröffnet oder beschränkt werden. Dabei sind zum einen indirekte Einflüsse der Familie bedeutsam, so dass zu untersuchen ist, welche strukturellen Faktoren der Familie bedeutsam sind. Zugleich ist zu analysieren inwieweit die familialen Praktiken und Einstellungen an die ‚Welt der Grundschule‘ anschlussfähig sind. Zum anderen werden auch Einflüsse der direkten Interaktion von Kindern und Eltern mit der Institution Schule und den Lehrkräften wirksam. In zwei Projektphasen wurde diese übergeordnete Fragestellung mit zwei jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten und Herangehensweisen bearbeitet.

In der ersten Phase des Projekts wurde ein Erhebungsinstruments (Elternfragebogen) entwickelt, mit dem die sozialen Hintergrundbedingungen und der Migrationshintergrund von Familien differenziert, standardisiert und damit vergleichbar erhoben werden können, u. a. mit Blick auf SES. Dieses Erhebungsinstrument kam in unterschiedlichen IDeA-Projekten zum Einsatz und dient der Vergleichbarkeit der Projektergebnisse entlang zentraler Hintergrundfaktoren.

In der zweiten Phase des Projekts wurden Interviews mit Eltern von Grundschulkindern aus dem Raum Frankfurt am Main geführt. Im Fokus stand die Rekonstruktion herkunfts- und migrationsspezifischer Orientierungen und Erfahrungen von Eltern im Umgang mit der Grundschule ihrer Kinder zur Analyse der Mechanismen von Bildungsungleichheit. Aus Elternperspektive wurde erarbeitet, wie Eltern durch ihre habituellen Orientierungen und ihr alltägliches Handeln, insbesondere im direkten Umgang mit den Grundschullehrkräften, den Schulerfolg ihrer Kinder (mit)strukturieren. Eine wichtige Frage war dabei, inwiefern sich die Orientierungen und das Handeln nach dem sozialen Hintergrund und dem Migrationshintergrund der Eltern unterscheiden und welche Rolle diese mit Blick auf die (Re-)Produktion von Bildungsungleichheiten von Grundschulkindern haben (können). Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem Passungsverhältnis zwischen dem Habitus der Eltern und der Logik der Grundschule und der Lehrkräfte als eine relevante Dimension für die Reproduktion von Bildungsungleichheit.

Eine vollständige Publikationsliste finden Sie hier.

Ausgewählte Publikationen

Betz, T. & Kayser, L. (2016). Herkunftsspezifische Orientierungen von Eltern im Umgang mit Lehrkräften. Grundlagen für eine ungleichheitssensible Zusammenarbeit. In: K. Liebers et al. (Hrsg.), Facetten grundschulpädagogischer und grundschuldidaktischer Forschung. Ergebnisse der 23. Jahrestagung der Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe, Bd. 2. (S. 109–114).Wiesbaden: VS Verlag.

Kayser, L. & Betz, T. (2015). „Da hatt‘ ich mal so ein Thema mit der Lehrerin“ – Handlungsorientierungen von Eltern als Ausgangspunkt für eine ungleichheitssensible Zusammenarbeit. Zeitschrift für Grundschulforschung, 8(1), 80–93.

Betz, T. (2015). Das Ideal der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Kritische Fragen an eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und Familien. Expertise im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Gütersloh.

Betz, T. (2015). The ideal of educational partnerships. A critique of the current debate on cooperation between ECEC centers, primary schools and families. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

Körner, R. & Betz, T. (2012). Die empirische Bestimmung der sozialen Herkunft und des Migrationshintergrunds von Kindern. Das Erhebungsinstrument der standardisierten Elternbefragung. Ergebnisbericht aus dem Projekt EMiL (EMiL WORKING PAPER Nr. 1). Frankfurt: Goethe-Universität. Online unter: http://www1.uni-frankfurt.de/fb/fb04/we2/professionalisierung/WorkingPaper_1_2012_EMiL_KoernerBetz_Onlineversion.

Betz, T. (2012). Early Childhood Education and Social Inequality: Parental Models of a “Good” Childhood. In S. Andresen & M. Richter (Eds.), The Politicization of Parenthood: Shifting private and public responsibilities in education and child rearing (pp. 113-126). Dordrecht: Springer

Projektbezogene Konferenzen

Elternsein heute - Erziehung, Bildung und Förderung von Eltern und durch Eltern angesichts zunehmender gesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse. Internationale wissenschaftliche Konferenz vom 26.-28. Juni 2014, Schloss Herrenhausen, Hannover.   

Fachvorträge und Posterpräsentationen

Betz, T. & Kayser, L. (2015, Mai). Wohlfühlkultur als Ideal der Zusammenarbeit mit Eltern. Fallstricke eines guten Verhältnisses aus Elternperspektive. Jahrestagung der Kommission Sozialpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft „Wa(h)re Gefühle? Sozialpädagogische Emotionsarbeit im wohlfahrtsstaatlichen Kontext”, Siegen.

Kayser, L. (2014, September). Wie sieht’s denn aus? Gibt’s irgendwelche Probleme? Herkunftsspezifische Orientierungen von Eltern im Umgang mit der Grundschule. Ausgangspunkte für eine ungleichheitssensible Elternarbeit. 23. Jahrestagung der DGfE-Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe „Lernprozessbegleitung und adaptive Lerngelegenheiten im Unterricht der Grundschule“, Leipzig.

Kayser, L. (2014, Juni). Parental Habitus and Educational Inequality. Practical Sense between Social Position and Primary School. Interdisciplinary and international conference “Being a parent today: Education, child-rearing and promotion of children and parenting education in western societies with increasing inequalities”, Hannover.

Betz, T. (2014, März): Zusammenarbeit zwischen Eltern und Professionellen: Praxisbezogene und theoretische Herausforderungen. Workshop der BertelsmannStiftung, „Zusammenarbeit zwischen Eltern und Fachkräften in Kita und Grundschule“, BertelsmannStiftung, Gütersloh.

Kayser, L. & Betz, T. (2014, Februar). Everything Okay?!  Reconstructing the Latent Subconscious in Parents‘ Interactions with Primary School and Its Meaning for Parental Involvement. Poster präsentiert auf der 15. Joseph Sandler Psychoanalytic Research Conference, Frankfurt am Main.

Kayser, L., Steiner, M.-T. & Betz, T. (2013). „Nee, jetzt muss ich mit der reden!“ Eine Analyse ungleichheitsrelevanter Orientierungen von Eltern am Beispiel ihrer Interaktion mit der Institution Grundschule. Fachtagung der DGS-Sektion Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse „‚Doing-Inequality‘ – Empirische Perspektiven auf Prozesse sozialer Ungleichheit“, Hamburg.

Kayser, L. B., Steiner, M.-T. & Betz, T. (2013, Mai). Social Origin & Educational Success. Taking a Qualitative Look at the Families. IDeA-Bilanzworkshop 2013, Frankfurt am Main.

Körner, R. & Betz, T. (2012, Februar). Family Characteristics and their impact on School Success. 4. IDeA-Zwischenbilanzworkshop 2012, Frankfurt am Main.

Körner, R. (2011, September). Einflussgrößen und Mechanismen der sozialen und ethnischen Herkunft für die individuelle Lernentwicklung und schulische Erfolge. IDeA Retreat 2011, Fulda.

Körner, R., Betz, T., Hasselhorn, M., Lindberg, S., Linkersdörfer, J. & Lonnemann, J. (2012, Februar). IDeA-Kernvariablen. Das Erhebungsinstrument Zur Bestimmung der Herkunftsbedingungen von Kindern. 4. IDeA-Bilanzworkshop, Goethe Universität Frankfurt am Main.


Forschungsverbund IDeA