Themenschwerpunkte in Lehre- und Forschung

Die systematische Reflexion des Verhältnisses von Erziehung, Politik und Gesellschaft bildet den Lehr- und Forschungs­schwerpunkt dieses Arbeitsbereichs. Von zentraler Bedeutung ist die Frage nach den Aufgaben, Ausgestaltungsmöglich­keiten und -weisen von Erziehung in modernen und von Migration geprägten Gesellschaften. Erörtert werden die päda­gogischen Formen und Ordnungsbildungen, in denen sich Erziehung realisiert. Gleichzeitig  gilt es, die normativen, sozi­alen, medialen sowie differenz- und raumbezogenen Ordnungen, denen gegenüber sich auch die Ziele und Mittel der Er­ziehung zu legitimieren haben, kritisch in den Blick zu nehmen und zu dechiffrieren. Innerhalb des Lehr- und Forschungs­schwerpunktes sind es hier traditionsgemäß vor allem die ethnisch codierten Ordnungen, die auf ihre erziehungswissen­schaftliche und pädagogische Relevanz hin untersucht werden. Besonders wenn es etwa um Themen wie „kulturelle Zu­gehörigkeiten“ etc. geht, betonen und verweisen wir mit Nachdruck darauf, dass unsere erkenntnis- und wissenschafts­theoretische Perspektiven darauf konstruktivistisch und differenztheoretisch informiert sind.

Weitere Systematisierungsmöglichkeiten des hier skizzierten Lehr- und Forschungsprogramms beziehen sich auf unter­schiedliche Beobachtungsebenen. Auf der Mikroebene interessiert z.B. wie sich in Interaktionen (in pädagogischen Kon­texten) oder auch in (Bildungs-) Biografien ethnisch codierte oder soziale Ordnungen zum einen Ausdruck verschaffen oder niederschlagen (z.B. in Form von Teilhabechancen) und zum anderen zugleich hervorgebracht werden (z.B. als Selbst-/Fremdbeschreibungen). Auf der Mesoebene stehen die Organisationen des Erziehungssystems im Fo­kus. Hier geht es dann etwa um deren Umgang mit migrationsbedingten Differenzen und/ oder ihren Beitrag zur Genese von sozialen Ungleichheiten. Auf der Makroebene schließlich wird zum einen das gesellschaftliche „Setting“ des Erzie­hungssystems thematisiert. Beleuchtet werden die jeweiligen Verhältnisse, in denen das Erziehungssystem sich anderen gesellschaftlichen Teilsystemen gegenübersieht. So gerät etwa das Verhältnis zwischen dem Erziehungs- und dem Wirt­schaftssystem in Form der Thematisierung von Ökonomisierungstendenzen (z.B. von Schule und Hochschule) in den Blick. Aber auch die Medien als öffentliche Deutungsmacht lassen sich als relevante Umwelt des Erziehungssys­tems beobachten. Von besonderem Interesse ist hier das Verhältnis von Erziehung und Politik – sind doch diese beiden Systeme unmittelbar miteinander gekoppelt. So müssen und können in der (diachronen, synchronen) Analyse pädago­gischer Programme immer auch Bezüge zu politisch verankerten und legitimierten Diskursen und Praktiken – etwa vor dem Hintergrund kulturell codierter Zugehörigkeitskonstruktionen – hergestellt werden. Hier sollen längerfristig auch in­ternational vergleichende Perspektiven anschließen.

Quer dazu findet im Lehr- und Forschungsprogramm ein Thema systematische Berücksichtigung, das in erziehungswis­senschaftlichen und pädagogischen Diskussion häufig implizit präsent, oft aber unbeobachtet und unanaly­siert bleibt: moralische Gefühle, wie Anerkennung, Toleranz aber auch Glück oder Vertrauen in ihrer Bedeutung für Er­ziehung, Sozialisation und Bildung.