WoKi – Wohin Mädchen und Jungen sich wenden. Geschlechtskonstruktionen und ihre Relevanz in Beratungs- und Hilfekontexten für Kinder und Jugendliche

Gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst
Forschungsschwerpunkt „Dimensionen der Kategorie Geschlecht – Frauen und Geschlechterforschung in Hessen“

Laufzeit:
April 2015 – Oktober 2016

Wissenschaftliche Leitung:

Prof. Dr. Sabine Andresen (s.andresen@em.uni-frankfurt.de)
Dr. Milena Noll (noll@em.uni-frankfurt.de)

Wissenschaftliche Mitarbeiterin:
Marie Zoé Demant (demant@em.uni-frankfurt.de)

Kurzdarstellung:
Es liegt kaum Wissen darüber vor, wie Jungen und Mädchen vorgehen, wenn sie Hilfe und Beratung benötigen. Die qualitative Studie schließt systematisch an diese Forschungslücke an. Es geht dabei erstens um die Rekonstruktion des Wissens von Jungen und Mädchen über Unterstützungs-, Hilfs- oder Beratungsangebote. Untersucht wird zweitens, wie Kinder in einer Notsituation vorgehen, an wen sie sich wenden würden und welches geschlechterdifferente Wissen dem zugrunde liegt. Der Fokus liegt dabei insgesamt auf den kollektiven Vorstellungswelten von Kindern in der mittleren Kindheit, im Übergang zur Jugendphase, um ihre antizipierten Handlungen und um das verfügbare Wissen. Darüber hinaus geht es auch um die Sichtweisen Erwachsener auf die Art und Weise, wie Jungen und Mädchen sich Hilfe suchen und damit verbundenes geschlechterdifferentes Wissen. Wie in Familien oder im Rahmen pädagogischer Angebote mit Problemen umgegangen wird und was unter Hilfe verstanden wird, ist ein weiteres Thema. Die Studie nimmt insbesondere auch Geschlechtskonstruktionen in den Blick, die mit den Vorstellungen der Kinder und Erwachsenen zu den Themen Verletzlichkeit und Hilfe holen einhergehen.

Ziele der Studie

  • Ergebnisse zur Bedeutung von Geschlechtskonstruktionen und geschlechterdifferentem Wissen in Bezug auf die Vorstellungen von Hilfebedürftigkeit und die  Vorgehensweisen, sich Hilfe zu suchen
  • Erkenntnisse über das Wissen von Mädchen und Jungen über Hilfsangebote (auch im Internet) im Vergleich mit der zugänglichen Infrastruktur im Stadtteil
  • Erkenntnisse über Sichtweisen von Erwachsenen auf das Thema Verletzlichkeit und Hilfe holen
  • Anwendungsbezogene Schlussfolgerungen, vor allem zur Passung von Hilfsangeboten und den Vorstellungen von Hilfebedarf und Hilfe von Kindern und ihren Eltern (Kartografie)
  • Grundlagen für weitergehende Forschung

Untersuchungsdesign: Die Studie wird kontrastierend in zwei Stadtteilen in Wiesbaden durchgeführt, die auf der Basis vorliegender sozialstatistischer Daten ausgewählt wurden. In Kooperation mit Schulen der Stadtteile werden Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufe 6, also im Alter von 11- bis 13 Jahren, in Gruppendiskussionen und Einzelinterviews befragt. Ergänzend werden Väter und Mütter interviewt – als ExpertInnen für die Bedürfnisse der Kinder und wichtige Akteure, von denen Kinder Handlungsstrategien bei Hilfebedarf erlernen. Zudem werden Interviews mit einzelnen Erwachsenen geführt, an die sich Kinder mit ihren Problemen oder bei Hilfebedarf wenden würden, wie Lehrer oder Sozialarbeiterinnen (Vertrauenspersonen). Eltern und Vertrauenspersonen werden in den Interviews um ihre Einschätzung zu Hilfs- und Beratungsangeboten gebeten. Zentrale Fragen sind dabei, welche Angebote in der nahen Umgebung und im sozialen Umfeld bekannt und wie gut sie für Kinder erreichbar sind. Durch die Befragung unterschiedlicher Akteursgruppen werden jeweils verschiedene Wissensbestände und Sichtweisen auf die Passung von Hilfebedarf und Hilfsangeboten im jeweiligen Stadtteil möglich. Kinder- und Erwachsenenperspektiven können verglichen und geschlechterdifferentes Wissen rekonstruiert werden