Lehren lernen auf Grundlage videografierter Unterrichtssituationen

Laufzeit: 3/2012- 12/2014

Leitung: Prof. Dr. Christiane Hof

Projektmitarbeiter: Dr. Matthias Herrle (bis Ende 2013), Nina Carstensen (2014)

Finanzierung: Förderfonds Lehre der GU

Kurzdarstellung: Unterrichten gehört nicht nur zur Kernaufgabe von Lehrerinnen und Lehrern in der Schule, sondern steht auch im Mittelpunkt der beruflichen Tätigkeit von Studierenden der Erziehungswissenschaft, die später als Lernhelfer in frühpädagogischen Einrichtungen oder als Dozenten oder Trainer in den vielfältigen Institutionen der allgemeinen, beruflichen und betrieblichen Fort- und Weiterbildung tätig sein werden. Die professionelle Ausübung dieser Aufgabe erfordert neben der Kenntnis  von Unterrichtstheorien und didaktischen Ansätzen sowie des Fachwissens über Vermittlungsgegenstände auch ein Wissen darüber, wie soziale Situationen und Prozesse arrangiert und auf Veränderungen so reagiert werden kann, dass eine individuelle Aneignung von Wissen in Interaktionszusammenhängen gelingt. Um ein effizientes Klassen- und Zeitmanagement des Unterrichtsverlaufs zu bewerkstelligen, müssen sich Studierende fachliches und fachdidaktisches Wissen sowie allgemein pädagogisch-psychologisches Wissen und nicht zuletzt auch interaktionstheoretische Kenntnisse und praktische Handlungs- und Reflexionskompetenz aneignen.
Ein besonderes Augenmerk ist dabei auf das Vermögen zur Situationsdiagnose und zum reflektierten Einsatz von Handlungsalternativen zu legen.
Das Projekt intendiert einen Beitrag zur Entwicklung von didaktischen und methodischen Konzepten, durch die Studierende die Kompetenz zur Reflexion pädagogisch-professioneller Handlungsweisen und -kontexte erwerben bzw. verbessern können.
Auf der Basis videographierter Unterrichtssequenzen können authentische Interaktionssituationen und die in ihnen realisierten Handlungen handlungsentlastet beobachtet und analysiert werden.
Das Projekt konzipiert ein Veranstaltungsformat, bei dem sich vor dem Hintergrund zentraler Studien zu pädagogischer Interaktion und unter Einbezug von Ansätzen desClassroom Managements sowie der mikroethnographischen Interaktionsforschung mit authentischen, auf Video dokumentierten Fällen pädagogischer Praxis befasst wird. Konkrete Unterrichtssituationen aus unterschiedlichen pädagogischen Feldern sollen didaktisch so aufbereitet werden, dass die Studierenden grundlegende Probleme des Interaktionsgeschehens bzw. Classroom Managements erkennen und unterschiedliche Strategien der Problembearbeitung ausweisen und in ihren Implikationen für den weiteren Unterrichtsverlauf analysieren können. Neben der Sichtung und Auswahl geeigneter Videosequenzen geht es darum, auf der Basis der Fachliteratur, geeignete Fragen zu formulieren, die ein sinnverstehendes Lernen sowie die Reflexion pädagogischer Handlungsalternativen ermöglichen.

Derartige Veranstaltungskonzepte werden nicht nur theoretisch konzipiert, sondern auch praktisch in der Lehre eingesetzt und im Hinblick auf ihre Lernergebnisse evaluiert.

Projektpublikationen:
  • Herrle, Matthias (2013): Classroom Management jenseits des Schulunterrichts. Mikroethnographische Analysen zur Ablaufsteuerung in Veranstaltungen der Erwachsenen-/Weiterbildung. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 16 (3), 2013, S. 599-627
  • Herrle, Matthias (2013): Mikroethnographische Interaktionsforschung. In: Friebertshäuser, Barbara/Seichter, Sabine (Hrsg.): Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Eine praxisorientierte Einführung. Weinheim: Beltz, S. 119-152
  • Herrle, Matthias (2012): Interaktionsprozesse unter Erwachsenen. Zur Mikroethnographie pädagogischen Handelns. In: Report. Zeitschrift für Weiterbildungsforschung 35 (3), 2012, S. 15-29