Transformations(an)forderungen im Übergang zwischen Familie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie und (Klinik-) Schule in der Adoleszenz

 

Projektzkizze

Die Erfahrungen von Schüler*innen die (teil-)stationär in der Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt und in einer Klinikschule beschult werden, sind in der subjekttheoretisch fundierten Forschung bislang nicht untersucht worden; insbesondere das Erleben des Übergangs von dem familialen Raum und der Stammschule in die Klinik(-schule) und zurück. Das Forschungsprojekt zielt auf einen Beitrag zur sozialisationstheoretisch bedeutsamen Frage nach der potentiellen Qualität von Adoleszenz als psychosozialem Möglichkeitsraum (King) im Zusammenhang mit existentiellen und auf die Adoleszenz bezogenen Krisenerfahrungen und damit einhergehenden Transformationsanforderungen.

Die Rekonstruktionen zielen auf Prozesse der Subjektwerdung in der Adoleszenz in und zwischen Institutionen mit ihren je spezifischen Anforderungen und sozialen Normierungen. Diese sind in Relation zu der Anforderung, 'Re-Integrationsleistungen' bezogen auf die Familie und die (Stamm-) Schule erbringen zu müssen, zu setzen. Eine weitere Analyseperspektive rückt das jeweilige professionelle Handlungssystem der (Klinik-)Schule sowie die adressat*innenspezifischen pädagogischen Interventionen und institutionellen Anforderungen im Zuge der Reintegration der Schüler*innen in die Stammschule (oder neue Schule) in den Fokus. In methodischer Hinsicht ist deshalb neben einer prozesshaften Perspektive eine mehrperspektivische Sichtweise der fokussierten Krisendeutung und -bearbeitung seitens der genannten Schüler*innen durch weitere sie umgebende Akteur*innen (Eltern, Lehrer*innen, Fachpersonen) erforderlich.

In einer ersten Erhebungsphase werden ein Familiengespräch und ein bildungsbiografisches Schüler*inneninterview kurz vor der Entlassung aus der Klinik und der Rückschulung erhoben. In einer zweiten Erhebungsphase werden ein leitfadengestütztes Interview mit den Schüler*innen und ein weiteres Familiengespräch erhoben. Abgestimmt auf den je konkreten Rückschulungs- und Übergangsprozess werden fallbezogene Kooperationsgespräche zwischen Fachpersonen aus verschiedenen (außerschulischen) Hilfe- und schulischen Unterstützungssystemen aufgezeichnet. Diese Datensorten werden durch die Analyse von Dokumenten wie schulischen Förderplänen ergänzt, um darüber einen weiteren Zugang zu den spezifischen Krisendeutungen zu erhalten.

Der Einbezug eines breiten Spektrums an Fällen zielt auf den systematischen Fallvergleich und mehrebenenanalytische Kontrastierungen bezogen auf folgende (im Prozess der Datenauswertung sukzessive zu differenzierende) Rekonstruktionsdimensionen:

- Deutungen und Konstruktionen von Jugend, psychosozialen Krisen und "Schüler*in-Sein" im Zusammenspiel mit familialen Erwartungen und institutionellen (Bewältigungs-)Anforderungen

- familiale Dynamiken und Interaktionen im Prozess adoleszenter Individuation und hinsichtlich der Bewältigung der "Patienten"- und "Schülerrolle"

- institutionelle Bearbeitung von Adoleszenzkonflikten und 'triadische Spiele' zwischen Eltern, Kind und Lehrer*innen bzw. weiteren Fachpersonen

Projektgruppe: Prof. Dr. Mirja Silkenbeumer (Leitung), Julia Becher M.A. (wissenschaftliche Mitarbeiterin)