Projektbeschreibung

Kontext: 
Im Rahmen der Einführung von Bildungsplänen für den Elementarbereich sowie der Akademisierung von frühpädagogischen Fachkräften stellt sich die Frage nach der professionellen Unterstützung der Bildungsprozesse von Kindern.

Ziel der Studie: 
Im Forschungsprojekt PRIMEL geht es um die Analyse der Qualität der Freispielbegleitung sowie Angebotsplanung und -gestaltung durch pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen. Dabei soll untersucht werden, welchen Einfluss Faktoren wie der Ausbildungshintergrund auf das pädagogische Handeln haben.

Forschungsdesign: 
Hauptstudie: Erfassung der professionellen Kompetenz von 90 pädagogischenFachkräften (30 fachschulisch ausgebildete Fachkräfte/ 30 akademisch ausgebildete Fachkräfte in Deutschland/ 30 akademisch ausgebildete Kitalehrpersonen in der Schweiz). Mittels Fragebögen wurden die Strukturqualität (Ausbildung der Fachkräfte, Ressourcen der Kita in Form von Materialien, Personalschlüssel, Zahl der Gruppen, Größe der Einrichtung u.ä.) sowie die Orientierungsqualität (Einstellung, Fähigkeitsselbstkonzept und Wissen der pädagogischen Fachkräfte) erfasst.

Über die Videographie von Freispiel- und Angebotssituationen wurde die Prozessqualität im Sinne der pädagogisch-psychologischen und didaktischen Handlungskompetenz der Fachkräfte erhoben. Die Auswertung erfolgt mittels eines deduktiv entwickelten Kategoriensystems (s. Pilotstudie).

Interdisziplinäre Forschergruppe mit Pädagoginnen, Psychologinnen und FachdidaktikerInnen.Als Folge verschiedener internationaler Vergleichsstudien wie IGLU (Bos et al. 2010) und Starting Strong (OECD 2001) hat es in den vergangenen Jahren eine rege Diskussion in Politik und Wissenschaft um die Qualität (früh-) kindlicher Bildung und um die Professionalisierung von Fachkräften im vorschulischen und schulischen Bereich gegeben.

In Deutschland und der Schweiz hat diese Diskussion zu weitreichenden Reformen in der Ausbildung der Fachkräfte für den Elementarbereich geführt. Wurden diese bis dato ausschließlich an Fachschulen bzw. Seminaren qualifiziert, gibt es seit wenigen Jahren Initiativen, die Ausbildung auf ein akademisches Niveau anzuheben (Mackowiak 2009). In Deutschland wurden seit 2004 über 60 Bachelor-Studiengänge zur frühen Bildung eingerichtet, in der Schweiz werden seit 2001 Elementar- und Primarpädagog/innen gemeinsam an Pädagogischen Hochschulen akademisch ausgebildet. Trotz dieser grundsätzlich positiven Entwicklungen sind bisher eine Reihe von Fragen ungeklärt, so etwa welche Vorteile ein Studium im Vergleich zu einer (fach-)schulischen Ausbildung bietet, welche Kompetenzen Frühpädagog/innen erwerben müssen, um gute Bildungsarbeit leisten zu können und wie eine wissenschaftlich fundierte Didaktik für den Elementarbereich aussehen müsste (Roux 2008, Wannack et al. 2009). Bildungsprozesse differenziert wahrzunehmen und diese theoretisch zu reflektieren, stellt einen wesentlichen Bestandteil der Professionalität von Pädagoginnen und Pädagogen dar (Magnuson et al. 2004).

In diesem Forschungsprojekt soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit es pädagogischen Fachkräften mit unterschiedlichen Ausbildungen in der Elementarbildung gelingt, die durch die neuen Bildungspläne geforderte bereichsspezifische Bildungsarbeit im Kindergarten umzusetzen. Als Indikatoren werden dafür zum einen die gezielte und bewusste Begleitung und Intervention von Erzieher/innen in Freispielsituationen, zum anderen die Gestaltung von konkreten Bildungsangeboten genommen; beide Formen der pädagogischen Arbeit dienen dazu, spezifische Bildungschancen aufzugreifen und für das Kind nutzbar zu machen. Folgende spezifische Bildungsbereiche werden dabei neben der pädagogisch-psychologischen Arbeit der Fachkräfte berücksichtigt: naturwissenschaftliche Bildung, mathematische Bildung, Bewegungserziehung, künstlerisch-ästhetische Bildung. 

Basierend auf verschiedenen Ausbildungssystemen - fachschulisch und akademisch - soll vergleichend untersucht werden, ob eine bereichsspezifische Bildungsarbeit Erzieher/innen mit fachschulischer Ausbildung und ggf. zusätzlichen Fortbildungen in gleichem Maße gelingt wie akademisch ausgebildeten Frühpädagog/innen, in deren Ausbildung dieser Aspekt bereits deutlicher integriert ist. Als weiterer Kontrast werden sog. Lehrpersonen aus der Schweiz herangezogen, welche - anders als in Deutschland - dem schulischen Bildungssystem zugeordnet werden. Damit verbunden ist auch eine stärker bildungsbereichsspezifische Ausbildung, die sich in der konkreten und domänenspezifischen Bildungsarbeit niederschlagen sollte.

Forschungsinteresse und Fragestellungen
Im Zentrum der Studie steht der Vergleich unterschiedlicher Ausbildungsmodelle (fachschulische und hochschulische Ausbildung in Deutschland, hochschulische Ausbildung in der Schweiz) für pädagogische Fachkräfte im Elementarbereich und deren Effekte auf die Freispielbegleitung und Angebotsplanung und -gestaltung. Dabei soll der Fokus auf unterschiedliche Bildungsbereiche (naturwissenschaftlicher, mathematischer, künstlerisch-ästhetischer und im Bereich der Bewegungserziehung) gelegt werden. 

Darüber hinaus sollen die Einstellungen, das Fähigkeitsselbstkonzept und das Fachwissen der pädagogischen Fachkräfte in den einzelnen Bildungsbereichen (Domänen) erfasst werden, da diese sich zum einen in Abhängigkeit von der Ausbildung möglicherweise unterschiedlich entwickeln und sich zum anderen differentiell auf die Freispielbegleitung und die Angebotsplanung und -gestaltung auswirken können.

Als zusätzliche Einflussgrößen werden die räumliche, materielle und personelle Ausstattung sowie die Zusammensetzung der Klientel der Einrichtungen (unter sozio-kultureller Perspektive) berücksichtigt.

Fragen

    • Welchen Effekt auf die Qualität der Freispielbegleitung sowie der Angebotsplanung und -gestaltung haben unterschiedliche Ausbildungsmodelle für pädagogische Fachkräfte im Elementarbereich in Deutschland (fachschulische und akademische Ausbildung) und der Schweiz (akademische Ausbildung)?
    • In welcher Weise beeinflussen die Einstellungen, Fähigkeitsselbstkonzepte und das Fachwissen der pädagogischen Fachkräfte sowie die räumliche, materielle und personelle Ausstattung der Einrichtung diesen Effekt?