Der Islam ist wegen der Abwesenheit einer zentralen autoritativen Instanz strukturell heterogen, seinem Wesen nach pluralistisch und keineswegs als ein monolithischer Block zu betrachten. Dies bietet der Islamischen Theologie als einem universitären Fach die Chance, durch ein pluralistisches Angebot die Vielfalt der Adressaten anzusprechen. Die Islamische Theologie ist nicht in einem luftleeren Raum entstanden, sondern im Kontext von Auseinandersetzungen mit anderen Religionen bzw. Weltanschauungen sowie innerislamischen Konflikten, und ist daher dialogisch orientiert. Im Laufe der Geschichte hat sie eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit gezeigt und unter Bezugnahme auf einen unveränderten Kern verschiedene Formen angenommen. Alle muslimischen Theologietraditionen beziehen sich auf das gleiche Referenzsystem, in dessen Zentrum jenseits der innerislamischen Differenzen der Koran und die Sunna stehen, und wurden zugleich von vielfältigen geschichtlichen, geographischen, kulturellen und politischen Umständen beeinflusst, so dass in ihrem Rahmen Wissensansprüche entstanden, die auch in Konkurrenz zueinander traten. So entwickeln sich auch heute neue theologische Richtungen in der globalisierten Welt, die sich in fruchtbarer Auseinandersetzung mit traditionellen Gehalten neu bestimmen müssen. Deutschland stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar.
Das Studium der Islamischen Theologie in Frankfurt ist vom Leitbild Theologie als Wissenschaft geleitet und setzt sich zusammen aus dem klassischen Kanon der islamischen Wissenschaftsdisziplinen: Koranexegese (tafsīr), Hadithwissenschaft (ḥadīṯ), Islamisches Recht (fiqh) und seine Methodik (uṣūl al-fiqh), systematische Theologie (kalām), Prophetenbiographie (sīra), Geschichte (tārīḫ), Philosophie (falsafa), Mystik (taṣawwuf) und Ethik (aḫlāq) sowie Ideengeschichte des Islam, die sich als Schnittstelle zur systematischen Einordnung und Entwicklung disziplinübergreifender Fragestellungen versteht. In Kenntnis des dringenden Forschungsbedarfs bei der Kontextualisierung und Vergegenwärtigung des geistigen Erbes des Islams im wertpluralen europäischen Kontext betrachtet das Institut die Theologie als rationale Reflexion über den Glauben, die sowohl die Beschäftigung mit religiösem Quellenmaterial auf der Grundlage einer textkritischen, philologisch geprüften, hermeneutisch reflektierten und ästhetisch sensiblen Wissenschaftskultur als auch die Auseinandersetzung mit der religiösen Glaubenspraxis und deren Vermittlung einschließt.
Die vorrangigen Ziele in der Lehre sind die Vermittlung, Analyse und kritische Hinterfragung des klassischen Wissens in islamischen Primärquellen und die Einführung in die Methoden und Argumentationsstrukturen der gegenwärtigen Forschung. Dementsprechend werden die klassischen Methoden der einzelnen Grunddisziplinen reflektiert und ihre Kompatibilität mit neueren hermeneutischen, historisch-kritischen und systematischen Ansätzen untersucht. Darüber hinaus werden in den Islamischen Studien auch Lehrveranstaltungen zu den ästhetischen Dimensionen muslimischen Kulturschaffens angeboten. Fächer wie Praktische Theologie, Religionspädagogik, Sozial- und Gemeindearbeit sind bereits im Aufbau und sollen islambezogen erschlossen werden. Über die Auseinandersetzung mit den islamischen Wissenschaften hinaus befasst sich das Institut in der Lehre mit dem Islam und den Muslimen im europäischen und insbesondere im deutschen Kontext. Darin eingeschlossen sind die interdisziplinäre Islamforschung sowie die wissenschaftliche Aufarbeitung des Diskurses islamischer Theologietraditionen im Kontext christlicher und jüdischer Theologietraditionen in ihrer europäischen und deutschen Ausprägung.
Die Bedingung für die Realisierung dieser Ausbildungsziele ist die Wissenschaftlichkeit der Islamischen Theologie. Denn nicht nur die Ausbildung von Religionslehrkräften und TheologInnen, sondern auch übergreifende gesellschaftliche Belange, zu denen der innerislamische Diskurs einen Beitrag zu leisten hat, Debatten über Menschenrechte, Umweltschutz, Gentechnik und Bioethik sollen auf der Grundlage einer soliden Islamischen Theologie sowie auf einem wissenschaftlich fundierten Niveau in der universitären Forschung und Lehre verfolgt und akademisch begleitet werden.
Das Institut hat diesem Lehrprofil entsprechende Forschungsschwerpunkte, die mit Promotionen, eigenen Forschungsprojekten und Lehrveranstaltungen des Instituts sowie in Kooperation mit anderen Institutionen entwickelt und in den Lehrangeboten berücksichtigt werden.
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam
Gebäude SKW
Rostocker Straße 2
60323 Frankfurt am Main
Goethe-Universität Frankfurt am Main
FB09 - Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam
60629 Frankfurt am Main
Goethe-Universität Frankfurt am Main
FB 09 - Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam
Rostocker Straße 2
60323 Frankfurt am Main
Tel.: +49 (0)69 798 32751,
E-Mail: eise@em.uni-frankfurt.de
Erreichbar über E-Mail:
Mo.–Fr. 10–12 Uhr &
Mo.–Do. 14–15 Uhr
Erreichbar über Telefon:
Mo., Di., Fr. 10–12 Uhr &
Mi., Do. 14–15 Uhr
![]() |
Facebook-Seite |