Prof. Dr. Ute Klammer

Frauen sind in den Präsidial-Etagen unserer Hochschulen nach wie vor selten anzutreffen. Zu den Ausnahmen zählt Ute Klammer, seit 2008 Prorektorin für Diversity Management an der Universität Duisburg-Essen, an die sie ein Jahr zuvor als Professorin für Politische Wissenschaften berufen wurde.
Die ersten Jahre ihrer Studienzeit verbrachte Klammer in Köln. Nach dem Staatsexamen in Philosophie, Germanistik und Pädagogik und dem Diplom in Volkswirtschaftslehre wechselte sie 1991 zum Promotionsstudium an die Goethe-Universität: Als Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung arbeitete sie bei Prof. Richard Hauser über Alterssicherung in der EG, nach der Promotion intensivierte sie zudem die Zusammenarbeit mit der Soziologin Prof. Ute Gerhard. Heute umfassen Klammers Forschungsschwerpunkte Themen der Gender-Forschung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Sie ist Mitglied zahlreicher Gremien und seit 2010 Vorsitzende der „Sachverständigenkommission Gleichstellung“ des Bundesfamilienministeriums.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Erwachsen zu werden – das eigene Leben organisieren zu lernen, den Horizont in viele Richtungen zu erweitern, sich selbst und auch eigene Grenzen zu erkennen.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Die spannenden Vorlesungen von Prof. Joachim Bumke während meines Studiums in Köln (so lebendig kann das Mittelalter sein!) und die Zeit als studentische Hilfskraft an seiner Professur, aus der sich ein bis heute bestehender Freundeskreis entwickelt hat. Aus der Frankfurter Promotionszeit die fruchtbaren montäglichen Teamsitzungen unseres volkswirtschaftlichen Forschungsprojekts „Alterssicherung in der EG“ mit meinem Doktorvater Prof. Richard Hauser und Prof. Diether Döring.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Musik und Sport. In meiner Frankfurter Zeit habe ich mit Freude im Uni-Orchester Geige gespielt und war regelmäßig in den Veranstaltungen des Unisports zu finden.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universität?
Freizeit jenseits der bereits genannten Aktivitäten Sport und Musik war schon damals rar und fand für mich eher im privaten Freundeskreis statt. Kneipentouren und Uni-Feten waren die Ausnahme, in Köln wie später auch in Frankfurt.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums?
In Köln habe ich die erste eigene Wohnung mit einer sehr guten Schul- und Studienfreundin geteilt, mit der ich bis heute eng befreundet  bin. Während meiner Zeit an der Uni Frankfurt, in der mein Hauptwohnsitz weiter Köln war, habe ich zunächst mit einer Kollegin aus dem gleichen Forschungsprojekt im Kettenhofweg gewohnt und dann die meiste Zeit bei einer jung gebliebenen älteren Dame in Neu-Isenburg, die schnell zu einer wirklichen Freundin wurde. 

Was war Ihr wichtigster Erfolg?
Während meiner Frankfurter Zeit: Meine 1995 mit summa cum laude abgeschlossene Promotion in Volkswirtschaftslehre, die 1997 mit dem Matthöfer-Wissenschaftspreis ausgezeichnet wurde.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer und Studierende mitbringen?
Hochschullehrer sollten sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und ihre Lehraufgaben genau so ernst nehmen wie ihre Forschungstätigkeiten – das muss allerdings auch in den Anerkennungs- und Belohnungssystemen im Hochschulsystem besser abgebildet werden! Studierenden wünsche ich Neugier, Offenheit und Engagement – sie sollten unbedingt über den Tellerrand schauen und bloß nicht nur stromlinienförmig den schnellstmöglichen Abschluss ihres Fachstudiums vor Augen haben!

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Mal nach rechts und links schauen, die eigene Persönlichkeit entwickeln und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Unternehmen suchen nicht nur nach Absolventen mit guten Noten, sondern nach Mitarbeitern, die auch über Soft Skills verfügen.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Wir werden – nicht zuletzt getrieben durch die Exzellenzinitiative – eine Ausdifferenzierung erleben, in denen Universitäten stärker als früher ihr eigenes Profil, ihren eigenen „Markenkern“ entwickeln müssen. Mein Wunschbild ist die Universität, die sich den Zielen der Bildungsgerechtigkeit und Potenzialentwicklung auf allen Stufen widmet und zu interdisziplinärem, vernetztem Denken im Dialog mit der Gesellschaft anregt. An der Universität Duisburg-Essen versuchen wir, in diese Richtung zu gehen.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Ich habe überhaupt nie einen „Beruf gewählt“, sondern immer wieder neue Wege beschritten und die Chancen ergriffen, die sich gerade boten und mich gelockt haben. Das kann auch weiter in Richtung Management oder Politik gehen.

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Aus der Beschäftigung mit Hannah Arendt im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich den Leitspruch „Denken ohne Geländer” mitgenommen. Aber auch der neue Claim, den wir dieses Jahr für die Universität Duisburg-Essen entwickelt haben, gefällt mir gut: „Offen im Denken”.