Tell Chuera im 2. Jt. v. Chr. – eine frühsyrische Stadt

Siedlungsreste aus der Mittani-Zeit
Siedlungsreste der Mittani-Zeit (Tell Chuera IIA, ca. 1.600-1.400 v.Chr.) wurden bisher nur in zwei Bereichen nachgewiesen: südlich des Nordtempels und im sog. Mittani-Bau. Beim schlecht erhaltenen Gebäude südlich des Nordtempels handelt es sich vermutlich um die Reste eines kleinen, einräumigen Heiligtums. Der „Mittani-Bau“ besteht aus mehreren Räumen und Höfen, die vermutlich einen kleinen Ausschnitt aus einem Häuserviertel darstellen. Zwischen zweien dieser Räume verläuft eine Gasse in nord-südlicher Richtung. Der Ausschnitt ist zu klein, um die Struktur dieser Häuser wirklich zu erkennen, doch weisen die hier geborgenen Funde und die Größe der Räume auf einen relativen Reichtum der Bewohner hin.

Siedlungsreste der mittelassyrischen Zeit
In der Periode Tell Chuera IIB (ca. 1.400-1.200 v.Chr.) war anscheinend nur noch der Nordostteil der Oberstadt besiedelt (Planquadrate G-H.VI-VII). Unter dem hier befindlichen modernen Friedhof wurde eine Bebauung in drei Phasen freigelegt. Bei den beiden oberen handelt es sich um eine Anzahl von kleinen Wohnhäusern, die nördlich und südlich einer Gasse angeordnet sind. Entsprechend dem damals bereits bestehenden Hanggefälle sind die Häuser von West nach Ost terrassiert angelegt.
Unter den Häusern fanden sich, wie in Assyrien üblich, eine Anzahl von Gräbern. Die Toten waren in großen Gefäßen, Lehmziegelkammern oder in einfachen Erdgräbern beigesetzt. Die Beigaben beschränken sich auf einzelne Gefäße, seltener sind goldene Ohrringe und Perlen aus Edelsteinen.

Unter diesen Privathäusern fanden sich Reste einer großen mehrräumigen Anlage, die zunächst als Palast interpretiert wurde, bei der es sich aber möglicherweise auch um einen „industriell“ genutzten Bereich handeln kann. An einen großen, offenbar unbebauten Hof (8) schließen sich nach Süden mehrere Räume an, in denen jeweils zahlreiche Installationen freigelegt wurden. So besteht die Trennung zwischen den Räumen 2 und 3 aus einer großen, U-förmigen Feuerstelle; weitere Ofenanlagen und Rinnen deuten auf eine wirtschaftliche Nutzung dieses Bereichs hin. Im Gegensatz dazu steht der Fund von über 50 Tontafeln unmittelbar südlich der Feuerstelle, der eher auf das Archiv eines öffentlichen Gebäudes schließen läßt. Allerdings fanden sich in den Räumen 4 und 5 auch weitere Installationen, wiederum Öfen, Gruben und Rinnen, die durch die Ostmauer des Raumes mit einer kastenförmigen Lehmziegelinstallation in Raum 1a verbunden sind. Von dieser Lehmziegelinstallation verläuft dann ein weiterer Kanal nach Norden in den Raum 1 und vermutlich weiter in den nach außen führenden Kanal. Daher ist doch eher an eine „industrielle“ Nutzung des Bereichs zu denken und die ursprüngliche Lagerung der Tontafeln in einem der angrenzenden Räume anzunehmen.
Auch in den nach Westen anschließenden Räumen fanden sich zahlreiche Installationen der gleichen Art; vor allem das Vorkommen von Kanälen – z.T. überdeckt – und kleinen, häufig mit Estrich ausgestrichenen Rinnen ist hervorzuheben. Die Westbegrenzung der Anlage weist, entsprechend dem natürlichen Hangverlauf, eine von Nordwesten abgetreppte Fassade auf. Kleinere Kanäle und Rinnen führen von jedem der hier gelegenen Räume nach außen.