Kontext:

Grabmonumente eignen sich in besonderem Maß für Untersuchungen zu soziokulturellen Strukturen und Entwicklungen – nicht nur in den römischen Provinzen. Mit ihrer häufig exponierten Lage in stark frequentierten Nekropolen und in der Nähe von Villen richteten sie sich an einen breiten Adressatenkreis. Dabei konnte der Auftraggeber, der den Bau finanzierte und damit auch seinen sozialen Status demonstrierte, Einfluss auf Form und Ausgestaltung nehmen. Eingebunden in ein System von Normen, Konventionen und Sehgewohnheiten, ließen sich auf diese Weise durchaus persönliche Akzente setzen.

Blick in die Ausstellung des Landesmuseums (© GDKE/Rheinisches Landesmuseum Trier, Foto: K.-U. Mahler)

Anders als die römischen Grabmonumente am Rhein sind die Denkmäler aus Trier und Umgebung bislang noch nicht vollständig erschlossen, was angesichts der eminenten Bedeutung der Stadt und ihrer Region seit der Eroberung Galliens durch Cäsar überrascht. Trier ist als zentraler Ort der Treverer und Sitz des Finanzprokurators für die Gallia Belgica und die beiden Germaniae in römischer Zeit eine wichtige Kontaktzone zwischen Gallien und dem Rheingebiet. In den drei ersten nachchristlichen Jahrhunderten können hier in exemplarischer Weise kulturelle Transformations-, Assimiliations- und Abgrenzungsprozesse untersucht werden.

Der geographische Rahmen der Untersuchung bezieht die ganze civitas Treverorum mit ein, wobei ein Schwerpunkt auf dem östlichen Treverergebiet liegt; also auf der Metropole Augusta Treverorum samt ihrem Umland. Da für die Auswertung des Trierer Materials eine Berücksichtigung von Grabdenkmälern der unmittelbar angrenzenden Gebiete dringend erforderlich ist, wurden Kooperationen mit laufenden oder beantragten Projekten vereinbart, in denen die nach Trier bedeutendste Sammlung römerzeitlicher Grabdenkmäler im Treverergebiet in Arlon sowie die meist in Zusammenhang mit größeren Villenanlagen stehenden Monumente aus Luxemburg bearbeitet werden (Prof. Dr. Andrea Binsfeld, Dr. Gabrielle Kremer).