Bodenradar:

Dank der weitreichenden Unterstützung durch die Fritz Thyssen Stiftung wird das deutsch-ukrainische Forschungsprojekt in der kommenden Grabungskampagne 2017 in einer weiteren Pilotstudie zur Vorbereitung eines neuen Projektes geophysikalische Voruntersuchungen durchführen – diesmal in der Terrassenstadt Olbias (Abb. 1). Mittels Bodenradar-Messungen im südlichen Hangbereich können erstmals in größerem Maßstab wissenschaftlich belastbare Informationen zur strukturellen Gliederung dieses Siedlungsareals erzielt werden, das trotz seiner zentralen Lage bislang nicht im Fokus der Forschung stand. Außer einigen wenigen Sondierungsgrabungen aus den 1940er bzw. 1980er Jahren, mit deren Hilfe die ukrainische Forschung vergeblich das für Olbia bislang nur epigraphisch belegte Theater zu lokalisieren suchte, stehen bis heute keine wissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse für eine Rekonstruktion der architektonischen Gliederung zur Verfügung. Die Topographie der Terrassenstadt entzieht sich trotz intensiver Autopsie zudem weitgehend einer vorläufigen Interpretation, da – anders als in der Ober- bzw. Unterstadt – die Geländesituation keine signifikanten Anhaltspunkte für die Lage städtebaulicher Elemente liefert.

 
Olbia. Areal der sog. Terrassenstadt. Blick nach Norden (Foto Fornasier, 2016)

Die zerstörungsfreie geophysikalische Prospektion wird erstmals belastbare Daten zur stratigraphischen Befundsituation in der Terrassenstadt liefern. Die gewählte Methodik des Bodenradars (Abb. 2) mit einer Erkundungstiefe von bis zu 5 m trägt dabei der zu erwartenden komplexen Stratigraphie des Areals im besonderen Maße Rechnung und ermöglicht anhand von Profil- und Flächendarstellungen im Idealfall sogar eine erste vage Vorstellung von Bebauungsphasen. Um im Rahmen der Pilotstudie eine größtmögliche Fläche berücksichtigen zu können, wird das ausgewählte Areal zunächst systematisch mit einem gröberen Profilabstand untersucht werden. Die Messstreifen werden dabei quer zum Hangverlauf angelegt, so dass – abgesehen von praktischen Überlegungen aufgrund der Hangneigung – vor allem auch der jeweilige Übergang zur Ober- bzw. Unterstadt Berücksichtigung findet. Auf diese Weise lassen sich größere städtische Gliederungselemente wie Straßenverläufe, Terrassierungen oder Gebäudestrukturen besser erfassen.

Einsatz des Bodenradars im Gelände (Foto A. Patzelt, Terrana Geophysik)

Je nach Befund werden die Messungen auf ausgewählten Flächen intensiviert und mit einem engen Raster von Profilen detailliert erkundet. Auf diese Weise können die Bodenradar-Messungen im Sinne der wissenschaftlichen Fragestellung jederzeit flexibel und zielorientiert innerhalb des ausgewählten Untersuchungsareals angepasst werden.

Fragen zum Straßensystem, zur Gebäudelage und -gliederung, etwaiger baulicher Maßnahmen der Hangabsicherung und schließlich auch der Lokalisierung des Theaters lassen sich auf diese Weise gezielt untersuchen, indem die Grabungsareale aufgrund der satellitenunterstützten Einmessung der prospektierten Flächen mit den zu erwartenden Anomalien exakt verortet werden können.

Mit der geplanten Pilotstudie wird das deutsch-ukrainische Team ein weiteres Mal innovative Wege zur systematischen Erforschung Olbia Pontikes einschlagen. Die im Sommer 2017 erzielten Ergebnisse werden wie gewohnt zeitnah an dieser Stelle skizziert und gleichzeitig für eine wissenschaftliche Veröffentlichung aufgearbeitet.