Helmut Coing (1912-2000)

Geboren 1912 in Celle, besuchte Helmut Coing als Sohn einer hugenottischen Beamtenfamilie das Gymnasium in Hannover und studierte Rechtswissenschaften in Kiel, München, Göttingen und Lille (Frankreich). Nach seiner Promotion in Göttingen im Jahre 1935 wechselte er nach Frankfurt, wo er sich bereits 1938 mit einer Arbeit über die Rezeption des römischen Rechts in Frankfurt am Main habilitierte und zwei Jahre später  außerordentlicher Professor wurde. Neben den bereits genannten Forschungsfeldern machte Coing insbesondere die Zusammenhänge zwischen dem Recht und der bestehenden Wirtschaftsordnung zu einem der Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit. Als Reserveoffizier während des Zweiten Weltkrieges eingezogen, wurde Coing nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1948 zum Ordinarius der Goethe-Universität berufen.

Helmut Coing, der 1955 Rektor der Universität Frankfurt und 1956 Vorsitzender der Westdeutschen Rektorenkonferenz (heute Hochschulrektorenkonferenz) wurde, besetzte viele hohe und höchste Positionen der wissenschaftlichen Selbstverwaltung und war aktiv am Auf- und Ausbau des (westdeutschen) Wissenschaftssystems beteiligt. Als Mitbegründer und Vorsitzender des Wissenschaftsrates (bis 1961), dem ältesten wissenschaftspolitischen Beratungsgremium Europas und dem wichtigsten seiner Art in Deutschland, begleitete Coing die Politik der damals noch jungen Bundesrepublik. Insbesondere der Ausbau der Universitäten und ihre Förderung durch Bund und Länder waren ihm ein großes Anliegen. 1964 gründete Coing das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, dessen  Direktor  er  bis  1980  blieb. Seit 2013 befindet es sich auf dem Campus Westend der Goethe-Universität. Von 1978 bis 1984 war Coing auch Vizepräsident der Max-Plack-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Die von ihr gegenüber den Ländern verteidigte Unabhängigkeit der Forschung und Lehre wollte Coing auch für die Universitäten und Hochschulen durchsetzen. Die Max-Planck-Gesellschaft machte ihn 1980 zu ihrem Ehrensenator, sechs Jahre später folgte auch die Goethe-Universität.

Coings Arbeit wurde mit zahlreichen Ehrendoktorwürden sowie hohen in- und ausländischen Auszeichnungen geehrt, so etwa mit dem Komturkreuz des Verdienstordens der Republik Italien (1990), dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband (1990) und dem Hessischen Verdienstorden (1990). Helmut Coing starb 2000 in Kronberg im Taunus.

Der nach Helmut Coing benannte Weg auf dem Campus Westen verbindet symbolträchtig die beiden Institutionen, die er Zeit seines Lebens aktiv mitgestaltet und vorangebracht hat: das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte und die Goethe-Universität.

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Literatur und Links:

  • Foto: Universitätsarchiv
  • Coing, Helmut: Für Wissenschaften und Künste. Lebensbericht eines europäischen Rechtsgelehrten. Hrsg. Von Feldkamp, Michael F., Berlin 2014.
  • Duve, Thomas: Helmut Coing (28.02.1912 – 15.08.2000). In: Revista de Historia del Derecho 28, 2000; 659-660.
  • Hammerstein, Notker: Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Band 2, Neuwied und Frankfurt 2012.
  • Kohl, Helmut: Nachruf auf Rechtshistoriker Helmut Coing. In: Uni-Report 33, 2000, 7. Amtsblatt der Stadt Frankfurt Nr. 17, Jhrg. 146, 21.04.2015, 426.
  • Luig, Klaus: In Memoriam Helmut Coing. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung, Band 119, 2002, 662-678.
  • Luig, Klaus: Helmut Coing. In: Juristen im Portrait. Verlag und Autoren in 4 Jahrzehnten. München 1988, 215–224.
  • Nörr, Knut Wolfgang: Über das Geistige im Recht: ein Nachruf auf Helmut Coing. In: Juristenzeitung Heft 9, 2001; 449-453.
  • Stolleis, Michael: Coing, Helmut. In: Frankfurter Personenlexikon.