Literale Kompetenzen erwerben in einem prekären Feld der Schriftlichkeit: Literarisches Schreiben in Hauptschule und Alphabetisierung

Literale Kompetenz ist mehr als graphisches Fixieren von Wörtern: durch das Schreiben- und Lesenkönnen entsteht eine neue Gestalt des sprachlichen Ausdrucks (vgl. Antos 2000, Baurmann/Pohl 2011, Ehlich 1994). Sprachlich aber auch kulturell stellt der Erwerb literaler Kompetenzen „eine neue Herausforderung“ dar (Feilke 2014:36). Wie gelingt es aber Menschen, die die Schriftsprache für sich nicht oder nur unzureichend nutzen können, Schreibkompetenzen aufzubauen, wenn literale Kompetenzen hieran einen großen Anteil haben, diese aber erst durch und mit Schriftsprache erworben werden?

Zum Auf- und Ausbau von literalen Kompetenzen wurde der Weg gewählt, in Schreibtandems bestehend aus einem Schreibnovizen und einem (studentischen) Experten literarische Texte entstehen zu lassen.

Literarisches Schreiben wird – im Gegensatz zu Abraham (2014) –  verstanden als ein Ansatz der breit gefächert sowohl kreatives (vgl. Becker-Mrotzek/Schindler 2006: 144 ff.), produktives (vgl. Fix 2006: 122 f.) als auch poetisches Schreiben (vgl. Uhle 1996) umfasst, dabei aber Methoden bevorzugt, die Einfälle generieren, realisieren und implementieren (vgl. Abraham 2014: 365).

 

In einer explorativen fallbasierten Pilotstudie wurde bereits einem konstituierenden Element dieser komplexen Frage nachgegangen, in dem geklärt wurde, ob die Zielgruppe das Setting annehmen kann und Textprodukte entstehen können. Im folgenden Projekt soll untersucht werden,  welche Unterschiede im Produkt und im Prozess sind zwischen Hauptschülern, 8. Klasse, und funktionalen Analphabeten festzustellen sind. Aus den Daten soll ein Kompetenzmodell (in Anlehnung an Feilke 2014:50) entstehen, welches ebenfalls zu heuristischen Zwecken eingesetzt werden kann.

 

Kontakt: Sybille Werner Sy.werner@em.uni-frankfurt.de

 

Literatur

 Riekmann, Carola & Werner, Sybille (2017): Studentische Schreibpaten: Ein besonderer Gewinn für die Alphabetisierung. In: Alphaforum 2017/1.

 

Abraham, Ulf (2014): „Kreatives“ und „poetisches“ Schreiben. In: Feilke/Pohl (Hrsg.): Schriftlicher Sprachgebrauch Texte verfassen. DTP, Bd. 4. Hohengehren: Schneider, S. 364-382.

Antos, Gerd (2000): Ansätze zur Erforschung der Textproduktion. In:Brinker/Antos/Heinemann/Sager (Hrsg.): Textlinguistik. An International Handbook of Contemporary Research/ Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. Berlin: de Gruyter, S. 105-112.

Baurmann, Jürgen & Pohl, Thorsten (2011): Schreiben – Texte verfassen. In: BremerichVos/Granzer/Behrens/Köller (Hrsg.): Bildungsstandards für die Grundschule. Deutsch konkret. Berlin: Cornelsen, S. 75-103.

Baurmann, Jürgen (2004): Gemeinsames Schreiben. In: Praxis Deutsch. Sonderheft Schreibaufgaben, S. 136-137.

Becker-Mrotzek, Michael (2014): Schreibleistungen bewerten und beurteilen. In: Feilke/Pohl (Hrsg.): Schriftlicher Sprachgebrauch Texte verfassen. DTP, Bd. 4. Hohengehren: Schneider, S. 501-514.

Becker-Mrotzek, Michael & Schindler, Kirsten (2006): Schreibkompetenzen entwickeln und beurteilen. Berlin: Cornelsen Scriptor.

Ehlich, Konrad (1994): Funktion und Struktur schriftlicher Kommunikation. In: Günther/Ludwig (Hrsg.): Schrift und Schriftlichkeit. Writing and ist use. Bd.1.Berlin: de Gryuter, S. 18-41. Feilke, Helmut (2014): Begriff und Bedingungen literaler Kompetenz. In: Feilke/Pohl (Hrsg.): Schriftlicher Sprachgebrauch Texte verfassen. DTP, Bd. 4. Hohengehren: Schneider, S. 33-54.

Fix, Martin (2006): Texte schreiben. Schreibprozesse im Deutschunterricht. Schöningh: UTB. Uhle, Mechthild (1996): Kreatives Schreiben als praktisch-künstlerische Arbeit in Klasse 9 und 10. IN: RAAbits Deutsch/Sprache