Eisenhower-Saal

Bis Juli 1945 Oberkommandierender der SHAEF (Supreme Headquarters Allied Expeditionary Forces), also der amerikanischen Streitkräfte in Deutschland, nutzte Eisenhower den Konferenzraum im Querbau 3 des ehemaligen Firmensitzes der I.G. Farben als Büro und Sitzungssaal für öffentliche Empfänge. In der Nachkriegszeit dienten Eisenhower die Räumlichkeiten in dem von den Kriegshandlungen kaum beschädigten Bürogebäude auch, um dort Kommandeure und Offiziere verbündeter Streitkräfte zu treffen, darunter Persönlichkeiten wie Charles de Gaulle, Bernhard Montgomery oder Georgij Schukow.[1] Von diesem Büro aus beaufsichtige Eisenhower auch die Organisation und den Einsatz der US-Truppen in Deutschland, was dem Gebäude den Namen „Pentagon of Europe“ einbrachte. Außerdem galt es, die nach Kriegsende noch bestehenden deutschen Streitkräfte zu entwaffnen, die Entnazifizierung weiter Teile der Verwaltung und der Zivilgesellschaft zu überwachen, die Polizei zu restrukturieren sowie das Gesundheitswesen aufrecht zu erhalten.

In dem Saal wurden außerdem Verhandlungen über die Einführung der Deutschen Mark sowie über die politische Ausgestaltung Deutschlands geführt, die Proklamationen für die Gründung der Bundesländer Hessen, Württemberg-Baden und Bayern unterzeichnet und Wiesbaden zur neuen Landeshauptstadt Hessens ausgerufen.[2] Am 1. Juli 1948 wurden hier den damaligen westdeutschen Ministerpräsidenten Leo Wohleb (Baden), Hans Ehard (Bayern), Wilhelm Kaisen (Bremen), Max Brauer (Hamburg), Christian Stock (Hessen), Karl Arnold (Nordrhein-Westfalen), Hinrich Wilhelm Kopf (Niedersachsen), Peter Altmeier (Rheinland-Pfalz) und Reinhold Maier (Württemberg-Baden), die „Frankfurter Dokumente“ überreicht, die ihnen den Auftrag erteilten, einen Parlamentarischen Rat zu konstituieren und das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland zu erarbeiten.

Heute öffnet die Universität die Pforten des geschichtsträchtigen Raumes für besondere Anlässe und Tagungen. Das denkmalgeschützte Interieur mit seinen holzgetäfelten Wänden, die bei der Renovierung wieder freigelegt wurden, verweist auf die historische Bedeutung des Gebäudes.

© Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften


Literatur und Links:

  • Foto: Uwe Dettmar
  • Drummer, Heike/Zwilling, Jutta: Von der Grüneburg zum Campus Westend. Die Geschichte des IG Farben-Hauses. Frankfurt am Main 2007.
  • Kirckpatrick, Charles: Das I.G. Farben-Gebäude als Sitz der Amerikaner – 1945-1995. In: Meißner, Werner/Rebentisch, Dieter/Wang, Wilfried (Hrsg.): Der Poelzig-Bau. Vom I.G. Farben-Haus zur Goethe-Universität. Frankfurt am Main 1999, 104-122.

[1] Kirckpatrick 1999, 107f.
[2] Drummer/Zwilling 2007, 96ff.