Gedenkplatten für die Opfer der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges

Das Gebäude des ehemaligen Konzernverwaltungssitzes der Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG [LINK Konzerngeschichte] hat eine bewegte Geschichte. Hierzu gehört auch die Zusammenarbeit des I.G. Farben-Konzerns mit dem nationalsozialistischen Terrorregime. Die Gedenkplatten vor dem Haupteingang erinnern an die Opfer der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges. Zudem geben sie einen Überblick über die zentralen Abschnitte der Geschichte des Gebäudes. Der Text lautet:

„Dieses Gebäude wurde nach den Plänen des Architekten Hans Poelzig in den Jahren 1928 bis 1931 für die Hauptverwaltung der IG Farbenindustrie AG errichtet.

Als einer der damals grössten Chemiekonzerne der Welt stellte diese Gesellschaft ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und Produktionstechniken zwischen 1933 und 1945 zunehmend in den Dienst des nationalsozialistischen Terrorregimes, der Kriegsvorbereitung und Kriegsführung. 1942 bis 1945 unterhielt die IG Farben zusammen mit der SS das Konzentrationslager Buna-Monowitz neben ihren Werken in Auschwitz.

Von den Zehntausenden KZ-Häftlingen, die für den Konzern dort arbeiten mussten, wurden die meisten ermordet.

Mit dem Gas Zyklon B, das eine mit der IG Farben verbundene Gesellschaft vertrieb, wurden in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern viele Hunderttausende von Menschen, vor allem Juden, umgebracht.

Ab 1945 war das Gebäude Sitz der amerikanischen Militärregierung und des Hohen Kommissars für Deutschland. Am 19. September 1945 wurde hier die Gründung des Landes Gross-Hessen proklamiert. Von 1952 bis 1995 befand sich in dem Haus das Hauptquartier des V. Corps der US Army.
Im Bewusstsein der Geschichte des Hauses hat es das Land Hessen 1996 für die Johann Wolfgang Goethe-Universität erworben. Künftig dient es der Lehre und Forschung.“

Dieser Text ist um ein Zitat des österreichischen Schriftstellers und Widerstandkämpfers gegen den Nationalsozialismus, Jean Améry, angeordnet:

Niemand kann aus der Geschichte seines Volkes austreten. Man soll und darf die Vergangenheit nicht „auf sich beruhen lassen“, weil sie sonst auferstehen und zu neuer Gegenwart werden könnte.“ Jean Améry, 1975

Foto: Universitätsarchiv