Renate von Metzler-Saal

Die Zeitungen nennen sie eine Mäzenin, den Bürgern der Stadt und den Mitgliedern der Universität ist sie als Stifterin bekannt, und der hessische Landesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) verdankt ihrem Einsatz sein Bestehen. Sie selbst betrachtet sich eher als „Anstifterin“ – und einen Hang zur Anstiftung kann man der 1941 geborenen Renate von Metzler durchaus nachsagen.

Als sie 1968 aus dem Rheinland nach Frankfurt zog, erlebte sie die Studentenproteste hautnah. In der Bockenheimer Bücherwarte (später Huss‘sche Universitätsbuchhandlung), wo sie eine Ausbildung zur Buchhändlerin begann, verkehrten zu dieser Zeit auch spätere Politik- und Mediengrößen wie Joseph „Joschka“ Fischer und Daniel Cohn-Bendit – damals zentrale Figuren der Studentenproteste und der Frankfurter ‚Sponti-Szene‘. In Gesprächen mit Kunden aus allen politischen Lagern erfuhr Renate von Metzler unmittelbar, wie gespalten die Stadt zu dieser Zeit war. Diese Trennung zu überwinden und Brücken zwischen Stadt und Universität zu schlagen, ist ihr seither ein Anliegen. Als erste Frau im Vorstand der „Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität“ setzt sie sich seit 2002 für den Ausbau und die Vernetzung der Universität ein. Wo sie Handlungsbedarf sieht, macht sich die „Anstifterin“ ans Werk. Dabei war sie mit vielen Vorhaben erfolgreich. So initiierte, organisierte und finanzierte sie zum Beispiel die Restauration und Präsentation der Gemälde des Architekten Hans Poelzig, der in den späten 1920er Jahren für die I.G. Farben AG das ikonische Gebäudeensemble auf dem heutigen Campus Westend schuf. Heute sind die Bilder dauerhaft im ersten Stock des Casino-Gebäudes ausgestellt. Anlässlich der feierlichen Eröffnung einer von Renate von Metzler ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe zur Förderung der Universität gewann sie zudem Sponsoren für einen Konzertflügel, der seitdem im Festsaal des Casinos steht. Jüngst hat sie sich für den Ausbau der Psychosozialen Beratung für Studierende auf dem Campus Bockenheim eingesetzt. Als Anerkennung ihres Einsatzes verlieh ihr der Senat der Goethe-Universität 2005 die Ehrensenatorenwürde, und die Universität benannte einen großen Saal im ersten Stock des Casino-Gebäudes nach ihr.

Renate von Metzlers Engagement für die Universität ging eine jahrzehntelange Aufbauarbeit im hessischen Landesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) voraus, deren Vorsitzende sie bis 2015 war. Als sie erfuhr, wie schlecht es um die Versorgung und Betreuung von an Multipler Sklerose erkrankten Menschen in Deutschland stand, entschied sie sich, selbst mit anzupacken. Sie veranstaltete Ausflüge und Treffen für Erkrankte, organisierte Betreuungen, sammelte Gelder und baute Strukturen auf. Eine Ortsgruppe nach der anderen entstand, und 1980 konnte der hessische Landesverband der DMSG gegründet werden. Noch heute sammelt Renate von Metzler als Ehrenvorsitzende Gelder beim alljährlichen Pfennig-Basar im Frankfurter Dominikanerkloster oder während der von ihr veranstalteten Radtouren. Auch an Ausflügen mit Erkrankten nimmt sie nach wie vor teil. Für ihr Engagement im Kampf gegen die Folgen der bis heute nicht heilbaren Krankheit wurde ihr 2010 das Bundesverdienstkreuz verliehen, und im selben Jahr erhielt sie die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt. Ihr Wirken hat wesentlich zur Sichtbarkeit der Krankheit und zum Aufbau von Strukturen zur Selbsthilfe beigetragen.

Fragt man Renate von Metzler nach ihren Gedanken zum Campus Westend, so verweist sie neben der immer wieder beeindruckenden Architektur Hans Poelzigs auf die Geschichte des Ortes. Die Umwandlung des ehemaligen Hauptsitzes der I.G. Farben-AG in einen Ort der Bildung begrüßt sie ausdrücklich, ohne dabei die damit einhergehenden Widersprüche aus dem Blick zu verlieren. Gedenkorte wie das Wollheim-Memorial, die Dauerausstellung in den Fluren des Hauptgebäudes und jüngst die Umbenennung der Straßen und Plätze auf dem Campus beschreibt sie als wichtige Wegmarken einer positiven Entwicklung, in der sich die Goethe-Universität der Geschichte ihres Campus annimmt. Zusätzlich zur historischen Erinnerung wünscht sich Renate von Metzler, dass sich „die schöne Form des Campus Westend im Inhalt der Forschung und Lehre widerspiegelt.“

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