Theodor W. Adorno (1903-1969)

Mit 21 Jahren promovierte er in Philosophie, mit 22 wurde er Schüler des Komponisten Alban Berg in Wien. Gleichzeitig wurden Schriftsteller und Intellektuelle wie Siegfried Kracauer, Walter Benjamin und Max Horkheimer zu Mentoren und Diskussionspartnern des Hochbegabten. „Eines Tages werden Sie sich, da Sie doch Einer sind, der nur auf’s Ganze geht, für Kant oder Beethoven entscheiden müssen“, meinte Berg in einem Brief an seinen Schüler. Doch der blieb sowohl der Musik als auch der Philosophie treu. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gab es aber für ihn, der als Jude galt, in Deutschland keine Zukunft mehr. So nahm er 1937 dankbar die Einladung Horkheimers an, zusammen mit seiner Frau Gretel dem Frankfurter Institut für Sozialforschung ins US-Exil zu folgen. Dort wurde er zusätzlich Sozialforscher. Er war Ko-Autor zweier herausragender Exil-Publikationen: der zusammen mit Horkheimer verfassten Dialektik der Aufklärung und des in Zusammenarbeit mit Psychologen entstandenen Kollektivwerks The Authoritarian Personality.

Keiner drang nach Kriegsende so entschieden auf Rückkehr wie Adorno. 1949 kam er erstmals wieder nach Frankfurt, um Horkheimer bei der Wahrnehmung einer Gastprofessur zu vertreten. 1953 bezogen er und seine Frau eine Wohnung im Kettenhofweg. Die promovierte Chemikerin Gretel Adorno (1902–1993), die als Jüdin 1936 gezwungen war, ihre Lederfabrik zu liquidieren, war seit langem intellektuelle Partnerin ihres Mannes und wurde nun Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Sozialforschung. Adorno – Leiter des Instituts, Professor für Philosophie und Soziologie und produktiver Autor – wurde zu einem der einflussreichsten Intellektuellen Westdeutschlands. Er war auch ein Idol der 68er. Zuletzt sah er sich im Konflikt mit radikalisierten Studenten einerseits, die ihm Praxisferne vorwarfen, und konservativen Kollegen andererseits, die ihn für die Jugendrevolte verantwortlich machten.

Dr. Rolf Wiggershaus


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