Ausgrabungen auf dem Bleibeskopf (Mai-Juni 2017)

Im Rahmen des Teilprojektes zu den urnenfelderzeitlichen Befestigungen zwischen Taunus und Vogelsberg fand im Mai und Juni 2017 eine fünfwöchige Grabungskampagne auf dem Bleibeskopf im Taunus statt. Die Ausgrabungen wurden in Kooperation mit der Fa. SPAU - Sascha Piffko - Archäologische Untersuchungen durchgeführt. Vorrangiges Ziel der ersten Feldkampagne auf dem Bleibeskopf war es zu klären, inwiefern sich archäologische Befunde auf dem Denkmal erhalten haben. In einem weiteren Schritt sollten erste Informationen zu möglichen Innenstruktur sowie insbesondere zur Nutzung der Höhenanlage gewonnen werden


  
Auf Grundlage der Informationen aus den Grabungen des beginnenden 20. Jahrhunderts sowie vor allem der zuvor durchgeführten geomagnetischen Messungen und LiDAR-Daten wurden zwei Grabungsflächen (Bild1) im Westen sowie im Südosten der Anlage definiert. Insbesondere bei Fläche 1 im Südosten der Anlage zeigte sich das noch vorhandene archäologische Potential des Bleibeskopfes.
Bild 1: Grabungsflächen auf dem Bleibeskopf vor dem Magnetogramm (Bearbeitung M. Posselt) und einem
Hillshading from multiple directions erstellt mit der
Relief Visualization Toolbox
 

Bereits wenige Zentimeter unter dem Wallboden und in direktem Anschluss an die Überreste des Walls konnte eine von zahlreiche Keramikfragmenten und Holzkohlefragmenten durchsetzte Kulturschicht dokumentiert werden. Auf dem Plateau im Südosten des Bleibeskopfes zeigte der Wall deutliche Hitzeeinwirkungen (Bild 2).

Die weitere Untersuchung des Steinmaterials sowie des zahlreich vorhandenen verbrannten organischen Materials wird Aufschluss über Zeitstellung und Charakter des Feuers erlauben. Neben dem Nachweis dieses Hitzeereignisses gelang es einen großen Bodeneingriff sicher der Altgrabung des 20. Jahrhunderts zuzuweisen. Überdies wurden Steinsetzungen dokumentiert, die als potentielle Baustrukturen angesehen werden können.

Bild 2: Bleibeskopf 2017. Grabungsfläche 1A (Foto D. Neumann)  

Ein Ziel der folgenden Feldarbeiten wird es sein, diesen Befund zu prüfen bzw. mögliche Baustrukturen weiter zu verfolgen. Erfreulicherweise beschränkten sich alle bei der Ausgrabung gemachten und chronologisch signifikanten Keramikfragmente auf die Urnenfelderzeit (Bild 3). Die erste Feldkampagne auf dem Bleibeskopf bestätigte das große Potential des Fundplatzes und eröffnet Perspektiven für zukünftige Geländearbeiten.

Bild 3: Urnenfelderzeitliches Randfragment (D. Neumann)

(Autor: D. Neunmann)


Ausgrabungen auf dem Bleibeskopf Herbst 2017

  Im Oktober und November 2017 konnten die Ausgrabungen in der urnenfelderzeitlichen Höhensiedlung Bleibeskopf im Taunus fortgesetzt werden. Ausgehend von den ersten Einblicken des Sommers war der Fokus weiterhin auf das südöstliche Plateau der Siedlung gerichtet, wo die Arbeit in den Grabungsflächen des Sommers konnte fortgesetzt wurde.
Bild 1: Bleibeskopf. Feldarbeiten im Herbst (Foto: D. Neumann)  
Während sich die Hinweise zu den konkreten Baustrukturen bislang leider nicht verifizieren ließen, konnten weitere Informationen zur Konstruktion des Walles sowie des angrenzenden Schichtenfolge gewonnen werden.  
  Bild 2: Bleibeskopf. Fläche1A: Schnitt in den Wallrest (Foto: D. Neumann)
  Die in der Herbstkampagne im höchst gelegenen Bereich des Südostplateaus angelegte Fläche 3 erbrachte möglicherweise den Nachweis einer Siedlungsterrasse. Das hier aufgedeckte Fundmaterial war überdies deutlich weniger klein fragmentiert und somit weniger stark verlagert. Da die im Rahmen der Grabungen aufgedeckte Fläche noch zu klein ist, um weiterführende Aussage zu ermöglichen, müssen die weiteren Forschungen zeigen, inwieweit hier Siedlungsbefunde dokumentiert werden können. Aufgrund der schwierigen Erhaltungsbedingungen auf dem Bleibeskopf konnten bei den Untersuchungen bislang keine Baustrukturen im Innern der Anlage zweifelsfrei dokumentiert werden.
Bild 3: Bleibeskopf. Fläche 3: Mögliche archäologische Befunde im Planum (Foto: D. Neumann)  
Gleichwohl belegt die Fülle des getätigten Fundmaterials sowie die Informationen, die sich aus Prospektion und Fernerkundungsdaten gewinnen lassen die Bedeutung der Anlage. Die Ausgrabungen belegen zudem ihre einphasige Nutzung, da soweit möglich das getätigte Fundmaterial nahezu ausschließlich in die späte Urnenfelderzeit (Ha B2 / B3) datiert. Das Spektrum der Funde umfasst neben Keramikfragmenten auch vereinzelte Eisenfunde, Arbeitssteine sowie Spinnwirtel und legt nahe, dass auf dem Bleibeskopf sowohl gesiedelt als auch produziert wurde.  
  Bild 4: Bleibeskopf. Fläche 1B: Eiserne Lanzenspitze in Fundlage (Foto: D. Neumann)

Die Feldarbeiten wurden durch die Anwendung verschiedener naturwissenschaftlicher Methoden begleitet. In erster Linie bedeutet dies die konsequente Entnahme von Bodenproben und ihre Untersuchung auf Makroreste sowie die Entnahme von Sedimentproben ihre bodenchemische Analyse. Mit diesem interdisziplinären Ansatz sollen weitere Indizien für die Nutzung des Bleibeskopfes in der Späturnenfelderzeit erarbeitet sowie ein solides absolutes Datengerüst generiert werden.

(Autor D. Neumann)