Ausgrabungen 2017 auf dem Sängersberg (Landkreise Fulda und Vogelsberg)

Der Sängersberg spielt in unserem Loewe-Programm eine besondere Rolle, weshalb im Herbst 2017 zwischen dem 11.-29. September eine erste Sondagegrabung als Vorbereitung für geplante, umfangreiche Ausgrabungen im Jahr 2018, durchgeführt wurde. Von besonderem Interesse ist der Berg deshalb, weil im Tal der Lüder mehrere Sohlequellen liegen, aus denen in historischer Zeit Salz gewonnen wurde. Zudem ist die Befestigung auf dem Sängersberg verbrannt und ihre Reste stark verschlackt.  

Der Sängersberg liegt ca. 18 km nordwestlich von Fulda auf den Gemeindegebieten von Bad Salzschlirf und Schlitz, zwischen dem Vogelsberg und der Rhön. Der Berg ist 498 m hoch und besteht aus zwei Basaltkuppen, welche von einem Ringwall mit bis zu 450 m Durchmesser aus Buntsandsteinen und Basalt umschlossen werde    
    Bild 1: DGM des Sängersberges mit demVerlauf des Walles (rot) und der Stelle der Grabungsflächen (blau)(Bearbeitung B.Voss)

Eine erste Untersuchung auf dem Sängersberg fand im April 1901 durch Joseph Vonderau statt, der eine Begehung des heute noch an in Resten an der Oberfläche sichtbaren Walles durchgeführt hat. Er konnte damals bereits feststellen, dass die Mauer aus Basaltschlacken und Sandsteinen errichtet wurde, die Spuren von Feuereinwirkung zeigen. Er sprach in diesem Kontext von einem „Cyklopenmauerwerk“ aber es musste unklar bleiben, ob ursprünglich eine Holzkonstruktion im Wall vorhanden gewesen ist. Im Laufe seiner Prospektion wurden vorgeschichtliche Scherben sowie Holzkohlstücke geborgen.

Eine heute nicht mehr vorhandene Scherbe zeigte eine Kornstichverzierung, welche der Bronzezeit zugeordnet werden kann. In den 1950er Jahren wurden weitere Begehungen und Aufnahmen des Ringwalls durchgeführt sowie 1997 vom Archäologischen Arbeitskreis des Fuldaer Geschichtsvereins e.V.  
    Bild 2: Bronzezeitliche Keramikscherbe mit Kornstrichverzierung (Vonderau 1901) 

Unterhalb der Gipfelkuppen liegen am Hang des Sängersberges mehrere Hügelgräber, wahrscheinlich in die Bronze- und Hallstattzeit datieren. Sie zeigen eine ähnliche topographische Situation wie die Grabhügel am Stallberg oder Kleinberg.Die Befestigung auf dem Sängersberg konnte bisher noch nicht datiert und einer vorgeschichtlichen Periode zugeordnet werden. Lediglich allgemeine Überlegungen sprachen bislang dafür, dass sie in die Bronzezeit datieren könnte. Deshalb war es auch ein Anliegen dieser ersten Kampagne, Anhaltspunkte zur Datierung des verbrannten Ringwalles auf dem Gipfel zu erhalten.

Für einen ersten Grabungsschnitt durch den Wall wurde jene Stelle gewählt, an welcher der heutige Waldweg zum Gipfelplateau hochzieht. Hier war der Wallkörper durch Wegebau bereits angeschnitten worden. Das entstandene Profil wurde so nach hinten verlegt, sodass es fotografisch und zeichnerisch dokumentiert werden konnte.  
    Bild 3: Schnitt durch den Wall (Foto H.Blitte)
  Eine Pfostengrube sowie die alte Oberfläche konnten unter dem Wall aufgedeckt werden. Spuren eines Feuers wurden auf unterschiedliche Weise sichtbar: Stark gerötete und zerbrochene Sandsteine, verschlackte Basaltstücke und eine Schicht mit zahlreichen Holzkohlfragmenten.
Bild 4: verschlackter Basalt in situ im Wall (Foto H.Blitte)  
Ein zweiter Schnitt durch den Wall wurde im Bereich jener Stelle angelegt, an der schon J. Vonderau gegraben hatte. Aus dieser Fläche stammt das bislang bemerkenswerteste Fundstück: eine Pfeilspitze aus Bronze (Bild 5), die typologisch der späten Bronzezeit zugeordnet werden kann.  
    Bild 5: Pfeilspitze aus Bronze (Foto und Zeichnung B.Voss)
  Ein dritter Schnitt wurde ebenfalls durch den Wall gelegt. Hier wurde eine Mauer erfasst und eine Reihe von großen Blöcken freigelegt (Bild 6). Ob diese Reihe großer Steine die ehemalige Front der Steinbefestigung dargestellt oder ob es sich um eine andere Konstruktion handelt, muss durch weitere Grabungen geklärt werden.
Bild 6: Reihe größer Blöcke (Foto H. Blitte)  

Für die Analysen in den Labors wurden mehrere Bodenproben entnommen, wobei bereits verkohlte botanische Makroreste identifiziert werden konnten. Mit großer Spannung werden die Ergebnisse einer ersten Serie an 14C-Datierungen erwartet, die erste Ansätze zur Datierung und kulturellen Einordnung der Befestigung auf dem Sängersberg erbringen sollen.Im Jahr 2018 sollen in Absprache mit den Gemeinden Schliz und Bad Salzschlirf sowie mit hessenForst umfangreiche Prospektionen und Ausgrabungen durchgeführt werden, um die Geschichte der Befestigung auf dem Sängersberg im Rahmen der LOEWE-Fragestellungen einer Klärung näher zu bringen.

(Autoren Hélène Blitte und Rüdiger Krause)